Sauerländer Klosterlandschaft: Kloster Brunnen

bei Sundern-Endorf

Seit 50 Jahren füllt der Thomas-Morus-Kreis Paderborn e.V. (TMK) die historischen Mauern des Klosters Brunnen wieder mit Leben. Junge Menschen erfahren dort immer inspirierendes, oft kirchliches und manchmal sogar fast klösterliches Mit- einander. Und seit 30 Jahren sorgt der Freundeskreis Kloster Brunnen e.V. nicht nur für den Erhalt der Kirche, sondern auch für Konzerte. 

„Es ist wie nach Hause kommen“, beschreibt Vanessa Niedieck ihre Gefühle, wenn sie ins Kloster Brunnen kommt, um diese außergewöhnliche, historische Immobilie tief in den Wäldern oberhalb von Sundern-Endorf zu betreuen. Zusammen mit den weiteren Vorstandsmitgliedern des Kreises ist sie Chefin von festangestellten Mitarbeitern, muss sich um die Verwaltung und vor allem auch um den baulichen Erhalt des alten Klosters kümmern – nicht unbedingt eine typische Freizeitbeschäftigung junger Erwachsener. Motiviert wird sie dabei von der wertvollen Zeit, die sie in ihrer Kindheit und Jugend an dem stillen Ort im Wald verbringen durfte. Das ist es, was sie ebenso wie ihre Vorgänger seit nunmehr 50 Jahren antreibt, große Teile ihrer Freizeit dem Erhalt und dem Betrieb des Diözesanzentrums der katholischen jungen Gemeinde des Verbandes Paderborn (KjG) zu widmen.

Vanessa Niedieck ist heute Vorsitzende des Verwaltungsrates des TMK. Schmunzelnd erklärt sie: „Irgendwann wird man für die Kinder- und Jugendarbeit zu alt und dann wächst man mit seinen Aufgaben in der Verwaltung des Hauses.“ Die Immobilie gehört der Stadt Sundern, wurde vom TMK langfristig gepachtet und muss durch ihn erhalten werden. Seine Mitglieder werden alle drei Jahre aus den Reihen der KjG gewählt. Bei der Wahl spielen handwerkliche Fähigkeiten eine Rolle. So können viele Arbeiten im und am Gebäude ehrenamtlich durchgeführt werden.

Prima Klima zwischen Menschen
„Prima Klima in der 5“ heißt eines der Programme des TMK. Fünfte Klassen verschiedener Schulen aus allen Teilen des Bistums Paderborn kommen zu Schuljahresbeginn ins Kloster Brunnen, um sich besser kennenzulernen und eine gute Klassengemeinschaft zu bilden. Zusammenleben wie in der WG, eine feste Tagesstruktur mit Morgen- und Abendrunden, gemeinsame, gesunde und viele – Tagesaktivitäten füllen eine ganze Schulwoche aus.  Die Kinder erleben ein behütetes Miteinander, das fast an klösterliches Leben erinnert. „Uns geht es dabei nicht ums Missionieren“, erklärt Vanessa Niedieck. „Der katholische Glaube wird gelebt und wir vermitteln christliche Werte, aber wir sind offen für alle – auch für andere Religionen. Nach unserer Vorstellung sollen Gesellschaft und Kirche vielfältig und bunt sein.“

Entsprechend unterschiedlich sind die Gruppen, die das Haus bevölkern. Ferienfreizeiten und Messdienergruppen kommen unter der Woche, junge Erwachsene der KjG nutzen die Tagungsräume an den Wochenenden. Kloster Brunnen kann aber auch für Tagungen anderer Art gebucht werden. Vertreter verschiedener Religionen schätzen die fast klösterliche Abgeschiedenheit und selbst eine Motorradgruppe gehört zu den regelmäßigen Mietern. Neben Fördermitteln und Spenden bieten die Einnahmen aus der Vermietung eine wich- tige Geldquelle. Die sind auch nötig, denn innen und außen stehen weitere Renovierungen an. Das nächste Projekt ist ein neuer Spielplatz.

Barocke Pracht in neuem Glanz

Um die für Sauerländer Verhältnisse opulent ausgestattete Kirche mit ihren besonderen Denkmalschutzauflagen kümmert sich seit 30 Jahren der Freundeskreis Kloster Brunnen e.V. Der heutige Vorsitzende Franz-Josef Huß aus Eslohe leitet ihn seit nunmehr 15 Jahren. Die 15 Jahre davor stand der Freundeskreis unter der Leitung des heutigen Ehrenvorsitzenden Klaus Baumann. Neben der Innenrenovierung der Kirche war vor allem die Renovierung der klangvollen, über 200 Jahre alten Orgel eine der kraftraubendsten Aufgaben des Freundeskreises.

Wenn in diesem Jahr der Dachreiter und der Sockel renoviert werden, sind die wichtigsten baulichen Arbeiten an der Klosterkirche erst einmal abgeschlossen. Unter einem neuen Vorsitzenden wird sich der Freundeskreis mit seinen knapp 300 Mitgliedern deshalb in Zukunft vor allem der Veranstaltung von Konzerten – insbesondere Orgelkonzerten – widmen.

Quelle: WOLL Magazin

Besuchenswert für jedermann
Wanderer sind auf dem Gelände des Klosters jederzeit willkommen. Auch der Parkplatz darf für Wanderungen in die aussichtsreiche Umgebung von Kloster Brunnen genutzt werden. Einen Blick in die Kirche sollte dabei niemand versäumen. Außerhalb von Konzerten und den einmal im Monat stattfindenden Messen ist sie allerdings nur bis zu einem Gitter unterhalb der Orgelempore geöffnet.

Zur Klostergeschichte:
Heilende Quellen und barocke Schönheit
Das Kloster Brunnen mit der katholischen Wallfahrtskirche St. Antonius von Padua ist die vorletzte Klostergründung der Kapuziner im alten Herzogtum Westfalen. In der Abgeschiedenheit der Homert gab es einen bereits seit vielen Jahren bekannten heilkräftigen Brunnen, von dem das Kloster seinen Namen hat.

An diesem fünfhundert Meter hoch gelegenen Ort lebte seit 1705 der Kapuzinereremit Johannes Fölling aus Werl. In der wärmeren Jahreszeit wurde das Heilbad von der Bevölkerung gerne besucht. Der Brunnen – auf Karten des 17. und 18. Jahrhunderts als „fons medicinalis“ verzeichnet – galt vor allem bei Augenleiden als hilfreich. Mit Johannes Trittmann aus Attendorn kam später ein zweiter Einsiedler in dieses zwar landschaftlich schöne, aber doch etwas unwirtliche Hochtal hinzu. Die beiden Mönche bauten die Eremitage weiter aus und errichteten eine Kapelle, die sie dem heiligen Antonius und dem Einsiedler Paulus von Theben weihten.

1721 beschloss der Provinzialkonvent der Kapuziner in Köln, hier eine Niederlassung zu errichten. Die Kapuziner gehörten, wie die Minoriten und die Franziskaner-Observanten, zur großen Ordensfamilie der Franziskaner und waren durch ihre Nähe zum Volk ein beliebter Orden, der sich der Armut verpflichtet fühlte. Das Kloster wurde 1735 mit finanzieller Unterstützung des sauerländischen Adels und des Kurfürsten Clemens August von Köln fertiggestellt und die Kirche 1748 eingeweiht. Dem heiligen Antonius von Padua wurde neben zwei anderen Heiligen die größte Verehrung durch die Bevölkerung entgegengebracht.

Die prächtige Barockausstattung der Wallfahrtskirche St. Antonius von Padua
Die Kirche ist von einem Augsburger Baumeister als einfacher Saalbau errichtet worden. Der Hochaltar aber wurde vom Großmeister des westfälischen Barocks, dem Architekten Johann Conrad Schlaun, geplant. Dieses barocke Kunstwerk ist eine Schenkung des Kurfürsten Clemens August, die nicht nur künstlerisch wertvoll ist, sondern auch mit holzfarbigen Glasuren und Teilvergoldungen und -versilberungen kostbar veredelt wurde. Im Zentrum des Altars steht ein großes Hochbild, daneben sind jeweils zwei Säulen angebracht, in denen links der hl. Joseph und rechts der hl. Johannes Nepomuk als große Heiligenfiguren dargestellt werden. Über dem Bild wird das Wappen des Stifters von zwei Engeln gehalten, den Abschluss bildet eine Taube im Strahlenglanz. Auch die Orgel, eine Stiftung aus dem Jahre 1801, ist prunkvoll gearbeitet. Gerade die wunderbare Barockausstattung wirkt in diesem einfachen Kirchenbau besonders eindrucksvoll und harmonisch. Doch schon 1802, mit der Besitznahme durch den von Napoleons Gnaden zum Großherzog aufgestiegenen Ludwig von Hessen-Darmstadt, wurde das Kloster zwar nicht aufgehoben, doch es durften keine neuen Mönche mehr aufgenommen werden. Man nannte das wenig nett „Aussterbeetat“.

Schließlich wurde das Kapuzinerkloster durch die Preußen 1834 doch aufgehoben. Kloster Brunnen hatte nur einen kleinen Konvent mit einer Höchstbesetzung von acht Kapuzinern, davon sechs Patres und zwei Brüder, die sich um die Seelsorge der Einwohner in diesem dünn besiedelten Gebiet kümmerten. Die Klosterbibliothek wurde, wie immer von den Hessen, wenn die Bücher nicht wertvoll genug waren, um sie nach Darmstadt zu bringen, versteigert oder verschenkt – was ja immer leichtfällt, wenn einem die Sache nicht gehört.