Sauerländer Kleinode von Kappest

Der Prüsseboom von Blessenohl

Schon mehrfach in der Geschichte waren die Sauerländer Berge kahler als sie sein sollten. Die dann getroffenen Gegenmaßnahmen waren auf den ersten Blick klug und haben meist für viele Jahrzehnte Abhilfe geschaffen – bis zur nächsten Waldkrise. Einen solchen Lösungsansatz für die drohende Entwaldung des Sauerlandes brachten die Preußen mit, als sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Sauerland übernahmen: die Fichte. Sie war die Rettung vor einer sich anbahnenden Umweltkatastrophe im Sauerland, wo in Folge übermäßigen Holzeinschlages in den Buchenwäldern Erdrutsche und Bodenerosion drohte. Unter den Preußen trat die Fichte ihren Siegeszug an. Das brachte ihr im Sauerland den Spitznamen „Prüsseboom“ ein. Nach „nur“ 120 Jahren erreicht sie im Sauerland eine erntereife Höhe von etwa 30 Metern. Erntet man sie nicht, kann sie bis zu 600 Jahre alt werden, eine Höhe von 50 Metern erreichen und somit beeindruckende Baumungetüme bilden.

In der neuen Waldkrise der Gegenwart verschwindet die Fichte aus weiten Teilen des Sauerlandes. Jetzt ist es höchste Zeit, auf die Suche nach den letzten wirklich großen, verwachsenen, uralten Fichten zu gehen, solange sie überhaupt noch da sind. Ein wahrer Methusalem unter den Fichten steht an der Golddorfroute von Wenholthausen, dort wo sie am historischen Rittergut Blessenohl entlangführt, nur wenige Meter von der Kreuzung mit der Landstraße 541 entfernt. Der Blessenohler Prüsseboom stand immer allein. Wind, Wetter und Schneebruch gaben ihm in mehr als anderthalb Jahrhunderten seine ungewöhnliche Form und machten ihn zu einem der markantesten, ältesten und sehenswertesten Exemplaren seiner Art. Es ist höchste Zeit, jenen Baum zu besuchen, der einem eine Ahnung davon gibt, zu welcher gewaltigen Erscheinung Fichten in der Lage sind, bevor auch er den gleichen Weg wie viele seiner Artgenossen geht.