Sauerländer Kleinode von Kappest

Chorapsis Berghausen

Die romanische Kirche in Berghausen birgt ein Kleinod im echten Wortsinn: ein Juwel mittelalterlicher Kunst. Die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Ausmalung der Chorapsis gehört zu den wertvollsten Kunstschätzen des Sauerlandes. So harmonisch gestaltet, so vollständig erhalten und so gut restauriert sind nur wenige Wandbilder des Mittelalters. Die Pfarrkirche St. Cyriakus ist wahrscheinlich die älteste, vollständig erhaltene romanische Kirche des Sauerlandes und wirkt wie die Verkleinerung eines mittelalterlichen Doms.

Dominierend schaut Christus als Weltherrscher von der Halbkuppel herunter, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Das zur aufgehenden Sonne weisende Fenster ist umgeben von zentralen Elementen der Heilsgeschichte: der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria, der Taufe Jesu und dem Lamm Gottes. Die obere Bildreihe gehört dem Neuen Testament: Wir sehen Johannes den Evangelisten, die Gottesmutter Maria, Petrus und den Kirchenpatron Cyriakus. In der mittleren Reihe sind vier Szenen aus dem Alten Testament dargestellt, die im Mittelalter als wichtige Vorzeichen für das Neue Testament gesehen wurden: Abraham will seinen Sohn Isaak opfern, wird aber von der Hand Gottes zurückgehalten, Moses steht vor dem brennenden Dornbusch, Moses zeigt den 12 Stammesältesten das Stabwunder des Aaron, Simson trägt das Stadttor von Gaza davon.

In der unteren Reihe stehen sich zwei andere Bilder gegenüber, deren Aussage das praktische Leben der Menschen direkt betrifft. Auf der linken Seite sieht man die römische Göttin Fortuna mit ihrem Rad des Schicksals. Auf der eine Seite des Rades steht ein Kaiser in aller Pracht, auf der anderen verliert ein anderer Kaiser seine Krone. Verzweifelt klammert sich ein Mensch an das Rad, sie aber schaut ohne jedes Interesse geradeaus. Die Aussage war für die Menschen des Mittelalters überdeutlich: Wer auf Fortuna hofft, hofft vergebens. Dem gegenüber steht ein Bild aus einer Heiligenlegende: der Legende des Heiligen Nikolaus. Seefahrer rufen ihn in höchster Not an und erhalten Hilfe. Anders als Fortuna schaut Nikolaus die Menschen warmherzig an, interessiert sich für sie und hilft ihnen. Beeindruckend ist auch die Gesamtwirkung: wie man auf so begrenztem Raum nur mit Farben, Formen und künstlerischem Geschick so viele, so zentrale Elemente des christlichen Glaubens ohne Worte und doch mit großem Nachdruck verständlich machen kann.