Sauerländer Kleinode von Kappest

Der Goldstein bei Hundesossen

In Hundesossen hat der Teufel die Wanderer fest im Blick. Egal, wo man steht, ob man rennt oder geht, sein steinerner Kopf schaut den Wanderer vom neuen Goldstein herunter direkt an. Der alte Goldstein zerplatzte 1885 mit einem gewaltigen Knall. Der natürliche, sagenumwobene Felsen lag seinerzeit einem Landwirt aus Hundesossen beim Mähen im Weg. Kurzerhand verkaufte er ihn an einen Bautrupp, der gerade die Eisenbahnlinie von Altenhundem nach Schmallenberg schuf. Eine ordentliche Ladung Dynamit verwandelte den Gegenstand alter Sagen in Eisenbahnschotter – und kein Goldschatz kam darunter zum Vorschein. Dabei hatte der Teufel persönlich dereinst seine flüssigen Mittel darunter versteckt und in diesem Felsen auch noch seinen Gesichtsabdruck hinterlassen. In einer Walpurgisnacht hat er wohl mit einer Hexe gewettet, er könne dort, wo das Lennetal zwischen Hundesossen und Saalhausen besonders eng ist, von einem Berggipfel quer über die Lenne zum gegenüberliegenden Gipfel springen. Wie so oft bei solchen Gelegenheiten im Sauerland, soll reichlich Alkohol im Spiel gewesen sein und deshalb verschätzte er sich gründlich. Er schaffte gerade mal die halbe Strecke. Kurz hinter der Lenne knallte er mit dem Gesicht auf einen dicken Felsen im sumpfigen Ufergelände und hinterließ dort die Abdrücke von Gesicht, Ellenbogen und Knien. Der Dickschädel des Teufels ist eben härter als Fels. Wütend verfluchte er den durch die Wette an die Hexe verlorenen Schatz, auf dass dieser auf ewig unter dem Stein mit dem Gesichtsabdruck des Teufels verborgen bleibe. Von nun an hieß der Felsen Goldstein. Und in besonders düsteren Nächten sollten fortan verfluchte Seelen um den Stein spuken. Nächtliche Wanderer wollen jedenfalls über dem Sumpf mit dem Felsen Irrlichter gesehen haben. Dafür könnten natürlich auch aufsteigende Sumpfgase verantwortlich gewesen sein.

Da das Original nun nicht mehr erhalten ist, hat ein in Hundesossen geborener Handwerker einen neuen Goldstein geschaffen und im Jahr 2003 neben dem Ehrenmal für die Gefallenen in Hundesossen aufgestellt. Der Schöpfer des neuen Goldsteins war nicht nur Steinmetz von Beruf, sondern hieß auch so: Ulrich Steinmetz, der von sich ausdrücklich sagte, er sei kein Künstler, sondern ein einfacher Handwerker. Eines hat er mit seiner Handwerkskunst auf jeden Fall hinbekommen: Wenn man heute als Wanderer an dem Goldstein vorbeigeht, folgt einem der Kopf des Teufels mit dem Blick. Der gesamte, steinerne, teuflische Gesichtsabdruck scheint sich mit dem Wanderer mitzudrehen und passt sich jeder Bewegung an. Das macht den Stein durchaus besuchenswert. Zu finden ist er leicht: Einfach an der Bushaltestelle in Hundesossen die Lenne überqueren und schon geht man fast direkt auf das Gesicht des Teufels zu.

Fotograf Klaus-Peter Kappest besucht Ihre Lieblingsorte!
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