Sauerländer Himmelsblicke

Kirchtürme in den WOLL-Kreisen

Jedes Kind, das dazu aufgefordert wird, malt eine Kirche mit Kreuz und Kirchturm. Das gehört für die meisten von uns einfach zusammen. Dabei kamen christliche Kirchen in den ersten Jahrhunderten noch völlig ohne Turm aus, denn eigentlich besitzt er keine theologische Bedeutung. Im 9. Jahrhundert dienten Kirchtürme meist als Glockenturm. Erst ab dem 11. Jahrhundert dominierten sie die Kirchenbauten.

Im 12. Jahrhundert wurden Kirchtürme zunehmend höher gebaut. Je höher das Bauwerk war, umso näher wähnte man sich bei Gott. Das Haus wurde als Verbindung zwischen Himmel und Erde gesehen. Und es drückte symbolisch auch Macht und Größe des Klerus aus.  Kirchtürme wurden zum prägenden Element abendländischer Stadtsilhouetten, weithin sichtbar für die Gläubigen.

Architekten bezeichnen eine spitze Dachform bei Türmen mit quadratischem, meist mehreckigem Grund als Turmhelm. Diese haben allein durch ihre Höhe eine besonders ästhetische Bedeutung für die Silhouette von Städten. Turmhauben haben einen glockenförmigen, geschwungenen Aufbau. Mischformen sind weit verbreitet.

Ein Kreuz auf dem Kirchturm zeigt an, dass es sich um ein christliches Gotteshaus handelt. Aber was hat eigentlich der Hahn dort oben zu suchen? Er ist ein altes Symbol für Wachsamkeit, das schon Jesus im Markusevangelium erwähnt: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen“.

Auf vielen Kirchenturmspitzen befindet sich eine Kugel. Oftmals ist sie nicht massiv, sondern hohl – aber mit Inhalt. Denn es war früher vielerorts Tradition, dorthinein eine Zeitkapsel zu legen. In dieser Kapsel befinden sich dann Münzen, Geldscheine oder Zeitungen. Menschen, die später den Turm reparieren, sollen dann Informationen aus der Zeit erhalten, in der die Kirche gebaut wurde.

Doch es gibt noch viele andere Aufsätze auf Kirchturmspitzen: eine Wetterfahne etwa, eine Kugel als Symbol für die Erdkugel oder Engel. Der Schwan ist das Symboltier Martin Luthers. Ziert dieses Federvieh eine Kirchturmspitze handelt es sich um eine lutherische Kirche.

Auf vielen Kirchtürmen ist eine Turmuhr zu sehen, mit Zifferblättern auf mehreren Seiten des Turmes. Sie diente den Menschen früher als „Zeitnormal“ zum Einstellen ihrer Uhren (sofern sie eine besaßen).