Sauerländer Bräuche: Kirmes mit Bullen – Reister Markt

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aus „Voll die Bräuche, woll!“ von Michael Martin

Wo? In Reiste
Wann? Im August

Wenn so richtig was los ist, lassen sich gut Geschäfte machen. Das gilt in Reiste bei Eslohe schon seit dem 14. Jahrhundert, als dort öffentliche Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden, bei denen man regionale Streitigkeiten verhandelte. Dieses Landding zu Reiste fand in der Zeit rund um den Bartholomäustag statt und es gab eine strikte Anwesenheitspflicht für die gesamte Landbevölkerung. Wer nicht antanzte, kriegte schweren Ärger. Na ja, und wenn so ein Bauer sich schon mal auf den langen Weg zum Ding machen musste, nahm er natürlich gleich etwas Vieh mit, um es bei dieser Gelegenheit am Gerichtsort zu verkaufen. Aus Landding, Viehmarkt und geschäftstüchtigen Kaufleuten entstand der Bartholomäusmarkt, später „Reister Markt“ genannt, der jede Menge Volk der ganzen Gegend anzog.

Klar, denn schließlich gab es damals weder Dorfläden noch ALDI oder OBI, und wenn man neue Klamotten, einen Satz Holzlöffel oder eine neue Piepe brauchte, musste man schon warten, bis mal wiederMarkt in Reiste war. Heute werden auf dem Reister Markt nicht nur Krimskrams und Viehzeug verkauft, sondern es gibt dazu noch eine töffte Kirmes mit Karussells, Bratwurst und Paradiesäpfeln. Ich empfehle, dass kleine Kinder zunächst die Fahrgeschäfte ausprobieren und sich danach erst mit Pommes, Zuckerwatte und gebrannten Mandel vollstopfen dürfen. Ansonsten kann es zu unangenehmen Überraschungen für die Zuschauer rund um das Kettenkarussell kommen.

Besonders stolz sind die Reister auf ihre Tierschau, bei der die Bauern der Gegend ihre schönsten Viecher zeigen. Schon am Marktsamstag kann das Publikum die wunderschön herausgeputzten Pferde, Rindviecher und Kleintiere bewundern. Während die Jury Preise für die Klassenbesten verteilt, kann man gleichzeitig noch jede Menge über Warmblüter, Kaltblüter, Schwarzbunte oder Fleischrinder lernen.Besonders groß ist der Andrang aber, wenn die Jungzüchter ab vier Jahren ihre Kälbchen am Preisgericht vorbeiführen. Dann gibt es im Publikum kein Halten mehr, denn so etwas Niedliches sieht man selbst im Sauerland nicht oft.

„Halt!“, rufen da die Veranstalter der Tierschau auf der Hüstener Kirmes, „bei uns kann man die Kälbchen sogar streicheln und dabei zuschauen, wie die Jungzüchter sie vor der Präsentation striegeln, föhnen und frisieren.“ Stimmt, liebe Hüstener, aber ihr seid ja erst im nächsten Kapitel dran, woll.

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