Sauerländer Bräuche: Hasenalarm – Böllern und Schießen

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aus „Voll die Bräuche, woll!“ von Michael Martin

Wo? In Brachthausen
Wann? Zu festlichen Anlässen und bei Übermut

Während die meisten Sauerländer es nur einmal im Jahr so richtig krachen lassen, reicht das den Schwarzpulverkönigen in Brachthausen bei Weitem noch nicht. In diesem idyllischen Ort bei Kirchhundem findet man nämlich einfach alles zum Schießen: Polterabende, Hochzeiten, Fronleichnam, Schützenfestsonntag, den ganzen Festkalender hoch und runter. Es ist also alles ein bisschen wie Silvester, nur öfter. Zum SchießenwerdenaberkeineGewehreoderkleineChinakracher verwendet, wenn es in Brachthausen kracht, dann richtig, und zwar aus der traditionellen Salutkanone und mit extrafetten Standböllern.

Kommt ein Kind auf die Welt, kracht’s sogar gleich dreimal, wie im Lied von der Schützenliesel. Ich vermute, dass es bei Zwillingen doppelt so oft rummst und dass man bei Drillingsgeburten nur mit Ohropax nach Brachthausen einreisen darf. Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Wie mir versichert wurde, ist das gesamte Schwarzpulverarsenal natürlich TÜV- geprüft und jeder lokale Böllermeister hat eine Genehmigung nach Paragraf 27 des Sprengstoffgesetzes. Schließlich muss bei uns im Sauerland auch beim Krachmachen alles seine Ordnung haben, woll. Silvester stelle ich mir in Brachthausen hingegen etwas langweilig vor.

„Junge, soll’n we noch Böllers für Silvester kaufen?“
„Hä?“
„OB WE NOCH BÖLLERS KAUFEN SOLLEN?“
„Nä, lass’ma stecken, Pappa, für dies Jahr habbich schon genuch geballert!“

Nicht weit von Brachthausen entfernt liegt übrigens ein nettes Lokal mit dem schönen Namen „Zum Hasenbahnhof“. Ich vermute, dass die Hasen an Feiertagen von dort aus per Bahn in leisere Gegenden flüchten, wo es ihnen der Tinnitus nicht ständig in den Löffeln klingelt.

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