Sauerländer Bräuche: Flammendes Inferno – Brandprozession

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aus „Voll die Bräuche, woll!“ von Michael Martin

Wo? In Arnsberg
Wann? Am Dreifaltigkeitssonntag

Wer in Arnsberg lebt, sollte unbedingt einen Feuerlöscher besitzen. Unglaublich, wie oft es dort im Laufe der Stadtgeschichte gebrannt hat. Alten Quellen zufolge so um die zehnmal. Am schlimmsten war der große Stadtbrand am 28. Mai 1600, einem Dreifaltigkeitssonntag. Damals brannte die gesamte Stadt vollständig ab, inklusive Rathaus. Klar, waren ja auch damals alles mit Stroh gedeckte Holzhäuser. Angeblich soll ein Knabe auf einem Hinterhof mit einer ollen Knarre gespielt haben, ein Schuss löste sich, knallte in das furztrockene Heu einer Scheune und schon brannte es lichterloh.

Da ein frischer Wind die Flammenglut überall gleichmäßig verteilte, brannte Arnsberg in knapp fünf Stunden komplett nieder. Dä! Erinnert mich an unseren vertrockneten Adventskranz, der sich hervorragend zum Fücheln eignete und 1972 im Nullkommanix mitsamt besticktem Platzdeckchen darunter zu heißer Asche zerfiel. Leider schaffte ich es damals nicht ganz so schnell und spurlos zu verschwinden wie der Bengel, der Arnsberg auf dem Gewissen hatte.

Durch die Katastrophe schwer gebeutelt, gelobten die Bürger der Stadt Arnsberg im Jahre 1600 alljährlich am Dreifaltigkeitssonntag eine Bittprozession abzuhalten, um zukünftig von Bränden verschont zu bleiben. Eine schöne alte Tradition. Ich bin mir allerdings nicht so ganz sicher, warum es trotz Gelöbnis später noch sieben weitere Stadtbrände in Arnsberg gab. Gibt es, wie beim Joghurt, rechtsdrehende und linksdrehende Prozessionen, und in Arnsberg ging man immer verkehrt herum? Wurde nicht laut genug gebetet? Oder waren da etwa, wie meine Omma vermutet, diese Evangelischen dran schuld? Es könnte natürlich auch sein, dass es ohne die Brandprozession sogar noch mehr als nur die össeligen sieben Feuer gegeben hätte. Sachdienliche Hinweise nimmt die Arnsberger Feuerwehr gern entgegen.

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