Sauerländer Amseln

Die Amsel ist wahrscheinlich der erste Vogel, den man als Kind kennenlernt bzw. speziell als Amsel und nicht als Vogel im Allgemeinen identifiziert. Einerseits liegt dies daran, dass die Amsel-Herren eindeutig zu erkennen sind, mit dem schwarzen Gefieder, dem gelben Schnabel und dem gelben Augenring. Nun ja, in dem Fall tatsächlich nur die Männchen. Die Weibchen sind eher unscheinbar braun, und sie sind daher auch nicht auf dem Foto. Auf der anderen Seite ist die Amsel, egal ob Männchen oder Weibchen, halt auch immer die erste. Früher, da war es noch wie im Lied: Alle Vögel sind schon da. (… Amsel, Drossel, Fink und Star …). Da kam die Amsel als eine der ersten aus dem Winterquartier zurück. Aber heute bleibt sie einfach komplett hier. Das zeigt, Amseln sind schlau. Amseln zählen zu den sogenannten Teilziehern. Ein Teil ist früher in Winterquartiere gezogen, seitdem aber auch unsere Winter immer milder werden, bleiben sie einfach das ganze Jahr. Warum? Amseln können bis zu 20 Jahre alt werden. In dieser Zeit werden sie auch vermutlich weiser. Sie reisen weniger. Und haben gelernt, dass die Nähe zu Menschen Sicherheit bringt. Während die Vögel früher als sehr scheu galten, suchen sie heute beispielsweise in der Brutzeit die Nähe von Menschen, weil sie dann wissen, dass natürliche Feinde wie Eichelhäher abgeschreckt werden. Wundern Sie sich daher nicht, wenn Sie das nächste Amselnest direkt neben der Eingangstür finden. Lassen sie den Vogel samt Nest und Brut einfach dort, er hat sich den Ort mit Bedacht ausgewählt. Amseln brüten übrigens dreimal im Jahr und beginnen meist schon im Winter. So sind sie dann trotzdem noch der erste Vogel, der mit Gesang als Frühlingsbote auf sich aufmerksam macht.

Auch Amseln, die den Winter über im Sauerland bleiben, sind meist die ersten: die ersten Gäste am Futterhäuschen. Auch da gelten sie als unkompliziert. Amseln sind Allesfresser und vertilgen von Körnern über Beeren, Würmer und Schnecken so ziemlich alles, was in den Schnabel passt. Leider auch Vogelküken, was ihnen manchmal einen etwas zweifelhaften Ruf einbringt. Da die Amsel mit bis zu 30 Zentimetern einer der größeren Singvögel in Deutschland ist, stand sie früher selbst regelmäßig auf dem Speiseplan gehobener Küche. Vermutlich liegt das auch daran, dass sie dadurch, dass sie immer die erste sein musste, es verpasst hat, sich einen Nebenjob zuzulegen, so wie die Schwalbe als Beschützer des Hauses oder der Storch, der ja bekanntlich nebenbei die Kinder bringt. Das Essen von Singvögeln hat aber im Sauerland glücklicherweise seit langer Zeit den Reiz verloren, so dass Sie nun nahrhaftere Speisen auf der Karte der Sauerländer Restaurants finden – oder zumindest den ein oder anderen Vogel, der einfach etwas mehr auf die Waage bringt.