Sami Gebremariam malt für den Frieden

Das Sauerland wird bunter

„Frieden“ – ein Wort, das in den letzten Monaten für uns alle eine völlig neue Bedeutung bekommen hat, ein Wort, das auch auf den bunten Kreidebildern von Sami Gebremariam häufig zu finden ist. Denn der in Eritrea geborene und in Äthiopien aufgewachsene Künstler musste vor einigen Jahren aufgrund der politischen Situation aus seiner Heimat fliehen; nun setzt er sich für Menschen ein, denen es ähnlich geht.

Vielfalt in Portraits

Schon als Kind hat Sami Gebremariam gern gemalt, in den Sommerferien Kurse belegt und später eine Hochschule für Kunst besucht. In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hatte er dann ein eigenes Atelier, doch die politische Lage verschlechterte sich; der Künstler musste sein Land verlassen, kam mit einem Boot nach Griechenland und schließlich nach Lennestadt.

Das war vor vier Jahren – inzwischen hat sich Sami Gebremariam im Kreis Olpe einen Namen gemacht. Und das liegt nicht nur an seinem außergewöhnlichen künstlerischem Talent, sondern auch daran, dass er sich immer wieder an gemeinnützigen Projekten beteiligt: „Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meiner Kunst Gutes tun und Menschen unterstützen kann, die sich in einer schwierigen Situation befinden – egal, woher sie kommen. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel live beim Elspe Festival ein Bild gemalt und den Erlös für die Hochwasser-Opfer gespendet, dieses Jahr durfte ich beim Frühlingsmarkt in Altenhundem ein Bild zugunsten der Ukraine-Flüchtlinge versteigern“, berichtet der Künstler von seinen letzten Aktionen.


Dass das Bild ein Kind mit einem Buch zeigt, ist kein Zufall: „Besonders die Jüngsten in der Gesellschaft sind es doch, die in schwierigen Zeiten sehr leiden müssen, die wenig Aufmerksamkeit und keinen Zugang zu Bildung bekommen“, erklärt Sami Gebremariam. Deshalb bietet er neben seinen VHS-Kursen in der gesamten Region auch immer wieder Ferienprojekte an, bei denen zusammen Kunstwerke gestaltet werden, und Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.

Vielfalt als Bereicherung sehen, gemeinsam etwas schaffen – das stand auch bei einer anderen Malaktion im Vordergrund: Auf Initiative von Bettina Kleeschulte und Ingrid Ortmann kamen in Attendorn kürzlich zwanzig Teilnehmer zusammen, die unter der Leitung von Sami Gebremariam Kunstwerke zum Thema „Rassismus“ gestalteten. „Wir möchten einen Impuls setzen und zum Nachdenken anregen, denn Kunst hat eine so starke Ausdruckskraft, die wir mit Worten vermutlich nicht erreichen könnten“, sind sich die Beteiligten einig. Angedacht ist, die entstandenen Werke im Südsauerlandmuseum auszustellen und das Mal-Event regelmäßig zu wiederholen.

Bunte Street-Art auf grauem Beton

Sami Gebremariam hat sich zuhause ein kleines Atelier eingerichtet; er malt immer dann, wenn er Lust dazu hat, am liebsten mit kräftiger Acryl-Farbe. Dabei sind schon zahlreiche Werke entstanden, häufig großformatige und farbenfrohe Portraits: „Ich male Gesichter von jungen und alten Menschen, Gesichter von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Denn sie alle sind wunderschön, wir müssen nur genau hinsehen.“ Manchmal nutzt der Lennestädter Künstler dafür eine Vorlage, manchmal malt er aber auch frei aus seiner Erinnerung.

Einige seiner Werke stellt Sami Gebremariam dauerhaft in der „Kopfholz-Galerie“ in Wenden-Gerlingen neben den Holzskulpturen von Burkhard Ridder aus, andere Bilder präsentiert er in einem leerstehenden Ladenlokal in Altenhundem an der Kreuzung Hundemstraße / Helmut-Kumpf-Straße. Manchmal ist der Künstler selbst vor Ort, ansonsten sind seine Kontaktdaten hinterlegt, um mit ihm in näheren Austausch kommen zu können.

Doch nicht nur Kunstinteressierte möchte Sami Gebremariam mit seiner Arbeit ansprechen, sondern auch die Menschen sozusagen im Vorbeigehen mit kleinen Bildern erfreuen. Dafür hat er sich etwas ganz Besonderes überlegt: „In großen Städten ist Street-Art ja keine Seltenheit mehr, in Lennestadt fällt sie allerdings noch richtig auf! Schon seit einiger Zeit gestalte ich an verschiedenen Orten bunte Kreidebilder. Dazu schaue ich mir die Umgebung an und überlege, was passend sein könnte; dann zeichne ich ein kleines Motiv und bleibe häufig auch noch etwas länger da, um mir die Reaktionen der Menschen anzusehen.“

Manchmal ist es nur ein kleines Lächeln, manchmal bleiben die Passanten aber auch stehen und wundern sich, woher dieses Kunstwerk so plötzlich gekommen ist. Leider sind die Bilder genauso schnell verschwunden, wie sie kamen: Da der Lennestädter mit Kreide malt, spült ein einfacher Regenschauer die bunten Farben einfach wieder weg. Aber das gibt dem Künstler die Freiheit, auch an öffentlichen Orten kreativ zu sein und alle Menschen mit seiner Kunst zu erreichen. Und Sami Gebremariam wird weitermachen: Für ein bisschen mehr Farbe und Vielfalt, für ein Lächeln und die Freude der Menschen, für den Frieden!