Sabrina Zarges „malt“ mit dem Föhn

Eine ganz besondere Leidenschaft für Farben

Acrylic Pouring ist eine bestimmte Gießtechnik, bei der verdünnte Acryl-Farben mit unterschiedlichen Hilfsmitteln auf der Leinwand verteilt werden. Dabei entstehen einzigartige Strukturen und Muster; nicht immer ist das Ergebnis komplett planbar. Für Sabrina Zarges ist diese Form von Kunst der optimale Ausgleich zu ihrem Beruf, bei dem kaum etwas dem Zufall überlassen wird:

Innovation als Antrieb

Das Sauerland beheimatet einige Hidden Champions, also relativ unbekannte Unternehmen, die aber Marktführer in ihrer Branche sind. Ein Beispiel dafür ist die in Finnentrop ansässige Firma „Georg Menshen GmbH & Co. KG“: Wir alle nutzen täglich die Verschlüsse für Shampoo, Waschlotionen und Nachfüllbeutel von namhaften Herstellern, doch kaum jemand weiß, dass diese in unserer Region produziert werden.

1970 gründete Arnold Menshen das Unternehmen in einer kleinen, angemieteten Garage; schnell wurde mehr Platz benötigt, und der Firmensitz zog ein paar Kilometer weiter an den heutigen Standort im Industriegebiet Frielentrop um. Das Erfolgsgeheimnis ist die Innovation: Schon früh begab sich Arnold Menshen auf den noch jungen Markt von Kunststoffverschlüssen; Trends und Anforderungen des Handels wurden aufgegriffen und umgesetzt, Neuentwicklungen und Optimierungen von bestehenden Artikeln setzen bis heute Maßstäbe in der Verpackungsbranche. Aktuell sind auch Themen wie Nachhaltigkeit und die Verwendung von recycelten Materialien von großer Bedeutung.


Seit nun mehr als vierzig Jahren gehört der Hersteller zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Gemeinde Finnentrop; fünfzehn weitere, internationale Standorte kamen im Laufe der Jahre hinzu. Die weltweit agierende Unternehmensgruppe beschäftigt heute 1.400 Mitarbeiter – eine davon ist die Plettenbergerin Sabrina Zarges. Mehr als fünf Jahre war sie im Vertriebsinnendienst tätig, seit einiger Zeit arbeitet sie nun im Bereich der Prozessdigitalisierung und -optimierung. Erfolgreich im Beruf – kreativ in der Freizeit

„In meinem Beruf habe ich sehr viel mit Zahlen, Analysen und Excel-Tabellen zu tun. Das macht mir großen Spaß, aber es steckt auch eine sehr kreative Seite in mir“, erzählt Sabrina Zarges, die nebenberuflich als Künstlerin tätig ist. Gemalt hat sie schon immer gern, zunächst Skizzen und Aquarelle; vor etwas mehr als einem Jahr wurde sie dann durch eine Video-Plattform im Internet auf das Acrylic Pouring aufmerksam.

Bevor sie selbst loslegte, musste sie sich aber erst einmal in die Materie einarbeiten – denn so einfach, wie es aussieht, ist es dann doch nicht umzusetzen: „Als erstes habe ich mich mit der Farbenlehre beschäftigt, denn es ist wichtig, dass das Endergebnis harmonisch wirkt. Bei der Farbpalette orientiere ich mich gern an der Natur, denn was dort gut zusammenpasst, sieht auch auf der Leinwand gut aus,“ berichtet die Künstlerin von ihren Anfängen.

Entscheidend ist auch die Rezeptur der Farbe; je nachdem, in welchem Verhältnis sie mit Wasser, Silikonöl oder einem speziellen Medium gemischt wird, entstehen unterschiedliche Reaktionen in der Struktur des Bildes. Auch die Art der Gießtechnik lässt unzählige Variationen zu: Beim Ring-Pouring werden beispielsweise verschiedene Farben in einem Becher übereinander geschichtet und dann mit kreisenden Bewegungen verteilt, beim Swipe-Pouring werden die Farben etwa mit einem Küchentuch oder einem Damenstrumpf übereinander gewischt.


„Ich habe schnell erkannt, dass das Dutch-Pouring genau das Richtige für mich ist. Dabei wird die flüssige Farbe mit einem Föhn über die Leinwand gepustet. Es ist immer wieder spannend zu sehen, was für ein Ergebnis dabei herauskommt, und der Zufall malt definitiv immer mit“, erklärt Sabrina Zarges ihre Wahl. Besonders schön wird das Bild, wenn die einzelnen Farben deutlich zu erkennen sind; daher sollten die einzelnen Stellen nur wenige Male bearbeitet und beim Trocknungsprozess darauf geachtet werden, dass das Bild nicht bewegt wird, solange die Farbe noch flüssig ist.

Ob groß oder klein, das Format kennt genauso wenig Grenzen wie die Technik an sich. Sabrina Zarges gestaltet kleine Holzplatten, die dank ihrer Versiegelung auch als Untersetzer genutzt werden können, genauso gern wie großflächige Bilder; sogar ein Set, das versetzt an der Wand aufgehangen werden kann, ist denkbar. Ein paar Bilder hat die Künstlerin in ihrem Bestand, die meisten fertigt sie aber in enger Absprache nach den Vorstellungen der Auftraggeber an.

Inzwischen werden ihre Bilder auch schon einem größeren Publikum zugänglich gemacht und in der Versicherungsagentur „LVM Schöttler“ in Plettenberg ausgestellt. Außerdem möchte Sabrina Zarges ihre Begeisterung für Acrylic Pouring weitergeben und bietet demnächst einen entsprechenden Kurs an der Volkshochschule an. Sie ist sich sicher: „Genauso, wie ich damals von der Leidenschaft für diese Art der Kunst infiziert wurde, wird es bestimmt auch anderen gehen. Denn das Schöne daran ist, dass man immer wieder überrascht wird, und jeder in dem Ergebnis etwas anderes sieht.“