Markus Weber im Gespräch mit Rhönrad-Turnerin Sabina Stroh
Sabina Stroh aus Arnsberg-Neheim ist erfolgreich in einer sehr interessanten und anspruchsvollen Sportart, die im Sauerland und speziell in Arnsberg einen kleinen Boom erlebte, nachdem man im Jahr 2011 hier sogar die Weltmeisterschaft ausgerichtet hatte – Sabina ist Rhönrad-Turnerin! Im Alter von acht Jahren wurde Sabina Stroh durch ihre Grundschullehrerin auf das Rhönrad aufmerksam. Heute ist sie in der Altersklasse 19-25 erfolgreich, zuletzt beim Deutschland-Cup in Bielefeld.
WOLL: Bei der ersten Recherche habe ich gleich ein Bild von Dir entdeckt, auf dem Du – nahezu im Spagat – im Rhönrad stehst – Wow! Muss man derart beweglich sein, um Rhönrad-Turnen zu können?
Sabina (lächelt): „Na, es hilft schon, wenn man beweglich ist. Und bei einigen Übungen – wie namentlich den „Spagat-Brücken“ oder dem „Spiral-Spagat“ im Spiralturnen – muss man den Spagat auch können. Wir dehnen uns jedenfalls regelmäßig und umfangreich!“
WOLL: Welche Wertungsdisziplinen gibt es eigentlich, und welche davon turnst Du am liebsten?
Sabina: Es gibt das „Geradeaus-Turnen“, bei dem auf dem Geradeaus, bei dem auf dem geradeaus auf beiden Reifen rollenden Rad, Übungen ausgeführt werden, die den Elementen aus Reck-, Barren- und Bodenturnen ähneln. Beim schon angesprochenen Spiralturnen rollt das Rad nur auf einem der beiden Reifen und beschreibt kleinere oder größere Kreise, während geturnt wird. Und bei der Disziplin „Sprung“ schließlich bringt der Turner das Rad auf beiden Reifen in Bewegung und führt nach kurzem Anlauf einen Sprung (z. B. einen Salto) über das rollende Rad aus. Ich turne zurzeit „Spirale“, überlege aber, auch das „Geradeaus-Turnen“ wieder bei Wettkämpfen anzugehen.
WOLL: Welche Fähigkeiten sind eigentlich besonders gefragt – nur turnerische? Oder spielt auch das tänzerische Element eine große Rolle?
Sabina: Rhönrad als Wettkampfsport wird ja in der sogenannten „Bundesklasse“ und in der „Landesklasse“, in der auch ich turne, ausgeübt. In der Bundesklasse wird zu Musik geturnt. Und da kommt dann auch dem tänzerischen Element eine große Bedeutung zu. In der Landesklasse allerdings konzentriert man sich – ohne Musik – auf rein turnerische Übungen. Unsere Gruppe hat allerdings auch schon bei großen Events Rhönradturnen zu Hintergrund-Musik als „Show“, mit Kostümen und mit viel Tanz, vorgeführt. So etwas ist natürlich eine tolle Gelegenheit, um unseren Sport zwischendurch einmal ohne Wettkampfdruck der Öffentlichkeit präsentieren zu können!
WOLL: Wenn ich zu Dir käme und würde gerne mit Rhönradturnen beginnen, welche (möglichst gefahrlose) Anfängerübung würdest Du mir empfehlen?
Sabina (lacht): Also, zu den absoluten „Basics“ gehört der Sprossenlauf, bei dem man auf den inneren Sprossen wie ein „Hamster im Rad“ läuft. Hierbei kann man das Turngerät gut kennenlernen, merkt zum Beispiel, dass das Rad dann, wenn man das hintere Bein hochhebt, vorne mehr Fahrt aufnimmt, je nachdem, wie groß der Schritt war. Außerdem gibt es die Seitstellungen, bei denen man fest in den Bindungen im Rad steht und einmal „über Kopf“ rollt. (Anm.: Nach dieser Antwort von Sabina entschloss sich der Verfasser, zunächst bezgl. eigener praktischer Erfahrungen noch Verzicht zu üben).
WOLL: Und was wäre eine Wettkampfübung mit mittlerem oder hohem Schwierigkeitsgrad?
Sabina: Generell sind alle Übungen, die man nicht in Schlaufen – oder sogar außerhalb des Rades turnt – Wettkampfübungen, die einen höheren Schwierigkeitsgrad haben und damit auch zu höheren Wertungen der Wettkampfrichter führen. Da ist beispielsweise der Handstand auf dem Rad, oder – diese Übung turne ich persönlich am liebsten – das sogenannte „Knieröllchen“. Dabei hat man eine Sprosse in den Kniekehlen und rollt sozusagen einmal mit Schwung mit dem ganzen Rad um die Sprosse herum.
WOLL: Wie ordnest Du Deinen letzten Erfolg (2. Platz im Spiralturnen beim Deutschland-Cup in Bielefeld in der AK 19-25) selbst ein?
Sabina: Schon die Teilnahme am Deutschland-Cup war für mich ein großer Erfolg; man muss dazu wissen, dass wir im Bereich Spiralturnen eine starke Konkurrenz im Westfälischen Turnerbund haben und nur zwei Turnerinnen pro Disziplin nominiert werden. Das habe ich nach einer vierstufigen Qualifikation 2019 geschafft, und ich bin natürlich sehr glücklich darüber, dann beim Cup selbst noch die Silbermedaille gewonnen zu haben!
WOLL: Wie geht es für Dich weiter in der Zukunft?
Sabina: Ich werde sicher noch einige Jahre Wettkampf turnen, habe aber auch große Freude daran, meine Kenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. Ich habe hier beim TVA (Turnverein Arnsberg) bereits mehrere Gruppen von Anfängern und Fortgeschrittenen, die ich wöchentlich trainiere. Bald steht mein Master-Abschluss im Studium an, und irgendwann später könnte ich mir gut vorstellen, als Trainer dem Sport weiter verbunden zu bleiben – das Rhönradturnen ist einfach meins!
WOLL: Sabina, ganz lieben Dank für die spannenden Einblicke in Deine Sportart, und Dir für die Zukunft alles Gute!