Rodel-Boom im Sauerland

Schulrodeln nach Corona-Lockdown der Hit

Schon seit Jahrzehnten findet alljährlich ab September/Oktober auf der Winterberger Bobbahn Rodeln für Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Grundschulen statt. Während früher sogar oberhalb des Kreisels gestartet wurde, befindet sich nunmehr die Starthöhe seit einigen Jahren im unteren Bereich der Bahn, bei Kurve 11. Die fortschreitende Entwicklung des Schlittenmaterials sowie die bessere Eisbeschaffenheit sind Gründe dafür, dass die Kinder im Grundschulalter von dort aus bereits Geschwindigkeiten von 50 bis 55 Kilometer pro Stunde erreichen.

Mit über 50 Kilometer pro Stunde von Kurve 11 ins Ziel

Die Durchführung des sogenannten Schulrodelns hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Waren früher ausschließlich eingewiesene Lehrkräfte als Betreuer ihrer Schülerinnen und Schüler mit an der Bahn, wird das Training seit rund zehn Jahren von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Trainern und Betreuern geleitet und durchgeführt. Beim ersten Treffen und den ersten Fahrten wird jedes Kind einzeln am Start auf dem Schlitten eingewiesen und bekommt den Ablauf erläutert. Aufgrund der großen Aufregung bleibt meist nicht viel hängen und die Kinder kommen nach der ersten Fahrt atemlos in der Zielkurve an. Dort steht ein Zielleiter, der die Kinder in Empfang nimmt und Kind und Schlitten aus der Bahn bringt, um die Bahn wieder frei zu geben. Ab der zweiten Trainingseinheit steht ein Rodeltrainer an der Strecke, um den Kindern ein Feedback zur Fahrt zu geben, mögliche Fehler beim Steuern zu verdeutlichen und auch, was so wichtig ist, Lob für den Mut und die tolle Fahrt auszusprechen.

Gemeinsam in Aktion: Sauerländer Vereine, NRW Bob und Schlittenverband und das Sportzentrum Winterberg

Beim Sauerländer Schulrodeln handelt es sich um eine gemeinsame Aktion der Rodelabteilungen der Vereine BSC Winterberg (BSCW), BRC Hallenberg (BRCH) und des SC Fredeburg (SCF), des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV) und des Sportzentrums Winterberg (SZW).

Da im letzten Corona-Winter 2020 kein Schulrodeln auf der Winterberger Bobbahn möglich war, erleben die Vereine in diesem Herbst eine neue Dimension bei den Anmeldezahlen. Die sieben teilnehmenden Grundschulen in Winterberg, Siedlinghausen, Niedersfeld, Hallenberg, Medebach, Oberschledorn und Bad Fredeburg meldeten 180 Kinder aus den zweiten, dritten und vierten Klassen zu den diesjährigen Rodel- Trainingstagen an. In den vergangenen Jahren war es maximal die Hälfte dieser Anmeldezahl. Ein grandioser Erfolg und eine tolle Botschaft für den Schlitten- und Rodelsport im Sauerland.

Von der Rodel AG zum Weltcup oder Olympia

Vertreter der teilnehmenden Vereine gingen zur Vorbereitung bereits kurz nach den Sommerferien zu den Elternabenden der Grundschulen. Dort wurde die Schul-Rodel AG vorgestellt. Anfang September erfolgte in einigen zweiten Klassen auf den Schulhöfen der Schulen eine Vorführung mit den Sommerrodelschlitten. Das Interesse der Kinder für diesen unbekannten Sport wurde geweckt. Wer mochte, konnte vor Ort erste Erfahrungen auf den Rodelschlitten machen. Die Anmeldungen zur Rodel- AG liefen danach über die Schulen.

Pokale und Urkunden für die Besten

Jede Grundschule erhielt nach der Anmeldung drei Trainingszeiten auf der Bahn. In eineinhalb Stunden können je nach Teilnehmerstärke jeweils zwei bis vier Trainingsläufe gefahren werden. Die meisten Schulen wurden durch Lehrkräfte begleitet. Ist das nicht der Fall, laufen die Betreuung und das Anmeldeverfahren über einen Vertreter aus den Sportvereinen.

Am 29. November enden die Trainingswochen auf der Winterberger Bob- und Rodelbahn mit dem großen NRW-Schulpokal. Dort werden bei den Mädchen und Jungen die Sieger und Platzierten im Einzelrennen ermittelt. Ebenso werden die NRW-Schulmeister und Platzierten der Schulen ausgefahren. Dafür werden die Zeiten der fünf schnellsten Kinder einer Grundschule addiert. Es gibt Pokale für die ersten drei Plätze sowie eine Urkunde für jedes Kind.

Und was können die Eltern tun? Sie können natürlich an der Durchführung des Trainings mitwirken, vor allem Daumen drücken und „mitfiebern“. Die kleineren Kinder sind auch dankbar, wenn ihnen beim Schlitten tragen geholfen wird. Durch personelle Engpässe im Hauptamt des NWBSV kümmern sich in diesem Jahr die ehrenamtlichen Vertreter der Rodelvereine um die Organisation und Betreuung des Schulrodelns. Hauptverantwortlich und Ansprechpartner für die Schulen sind Diane Koch (BSCW), Johannes Geueke (SCF) und Hans-Jürgen Köhne (BRCH). Mit Engagement und Nachdruck wurden Gelder generiert und organisiert, damit aufgrund der vielen Kinder ausreichend Schlitten zur Verfügung stehen und die Rodelabfahrten zügig und sicher durchgeführt werden können. Ebenso wurde das Team der Vereine durch weitere Helfer aufgestockt, um Start- und Zielbereich optimal zu besetzen.

Begeisterung wecken

Johannes Geueke vom SC Fredeburg und Diane Koch (BSC Winterberg) freuten sich am 30. September beim Schulrodeltraining der Grundschule Bad Fredeburg: „Wir hoffen, dass wir bei einigen Kindern das Interesse am Rodelsport wecken können und sie neugierig wiederkommen. Wo haben unsere Kinder schon die Gelegenheit, Rennrodeln auszuprobieren? Das geht nur an vier Standorten in ganz Deutschland. Und wir hier in Winterberg sind einer davon.“ – „Wenn man die Begeisterung der sechs- bis zehnjährigen Kinder erlebt, dann kann man sich durchaus vorstellen, dass einige wiederkommen, weitere Fahrten absolvieren und vielleicht eine Rodel-Karriere starten. So wie die drei Winterberger Weltklasse-Rodler und -Rodlerinnen Robin Geueke, David Gamm und Cheyenne Rosenthal. Sie sind auch über das Schnupperrodeln zum Rodelsport gekommen.“ Wenn es zeitlich passt, haben sich die drei Spitzensportler in der Vergangenheit immer die Zeit genommen, um den Kindern bei der Siegerehrung selbst zu gratulieren. Bleibt zu hoffen, dass das auch am 29. November wieder so sein wird.