Resolution der Tourismuswirtschaft gegen Windindustrieanlagen in Eslohe

Blick zum Herscheid

Mit einer Resolution (liegt der Redaktion vor) an die Tourismusverbände des Sauerlandes, an den Bürgermeister der Gemeinde Eslohe Stephan Kersting sowie die Fraktionsvorsitzenden der Parteien der Gemeinde Eslohe wenden sich Tourismus- und Gastronomiebetriebe aus der Gemeinde Eslohe und der Stadt Schmallenberg nachdrücklich gegen die Errichtung von Windindustrieanlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Eslohe.Die Initiatoren haben die Resolution auch an den HSK-Bundestagsabgeordneten und 1. Vorsitzenden der CDU Deutschland, Friedrich Merz und an NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst geschickt.

Belange des Tourismus nicht berücksichtigt

In der Resolution weißen die Initiatoren aus dem Tourismus und der Gastronomie auf die Bedeutung des Tourismus gerade für die Gemeinde Eslohe und die Stadt Schmallenberg hin. Wörtlich heißt es da: „Der Tourismus stellt für unsere Regionen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, vor allem wenn man die Wertschöpfungskette über die reine Beherbergung von Touristen und die Gastronomie weiter betrachtet, wie zum Beispiel den Einzelhandel. Wir Tourismus- und Gastronomiebetriebe mit Sitz innerhalb der Gemeinde Eslohe, aber auch aus den angrenzenden Ortschaften verfolgen die aktuellen Windkraftpläne innerhalb der Gemeinde, aber auch in den angrenzenden Kommunen, mit großer Skepsis. Gerade im Hinblick auf den Tourismus sehen wir einen sehr großen Interessenkonflikt.“

Nach Darstellung der Initiatoren der Resolution werden die Belange des Tourismus und der Erholungswert einer Region, die einen öffentlichen Belang nach § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB darstellen, bei den aktuellen Windkraftplanungen nicht hinreichend berücksichtigt. Bei einem kürzlich stattgefundenen Erörterungstermin zum Windpark Herrscheid – Eslohe fehlte eine entsprechende Stellungnahme eines Tourismusverbandes. Auch der Vertreter der Gemeinde Eslohe konnte angeblich zu dem Thema Tourismus keine Stellung beziehen. Ebenfalls berücksichtigen die Gutachten der Projektierer (hier ABO Wind AG) das Thema Tourismus und mögliche Auswirkungen eines Windparks auf die Tourismusbranche, nach Aussagen der Resolution, in keiner Weise.

Forderungen an die Verantwortlichen in der Politik

In der Resolution fordern die Tourismus- und Gastronomiebetriebe von den Verbandsvertretern, dem Bürgermeister und den politischen Vertretern eine klare Stellungnahme zum Thema Windkraftplanungen und Tourismus.

Wörtlich heißt es in der Resolution der Tourismusbetriebe und der Gastronomiebetriebe aus der Gemeinde Eslohe und der Stadt Schmallenberg:

  1. Erhalt und Förderung eines der wichtigsten Naherholungsgebiete im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Das Hochsauerland mit seinen bewaldeten Kuppen und Bergen ist das Touristenziel und Erholungsgebiet Nr. 1 in NRW.
  2. Das Landschaftsbild ist für unsere Regionen eine starke touristische Attraktivität; dieses Landschaftsbild ist maßgeblich dafür, dass Wanderfreunde und Naturliebhaber bei uns Urlaub machen. Doch dieses Landschaftsbild würde durch den massiven Ausbau der Windindustrieanlagen zerstört beziehungsweise zerstückelt, denn Windkraftanlagen werden als raumbedeutsam eingestuft und prägen somit das Landschaftsbild.
  3. Die Wanderwege entlang der Höhenzüge gehören ebenfalls mit zu den touristischen Anziehungspunkten. Wanderwege, die in der Nähe von Windparks verlaufen, sind im Winter durch die Gefahr des Eisfalls eventuell nicht nutzbar, auch werden entsprechende Warnschilder im Umfeld des Windparks auf die Gefahren des Eisfalls hinweisen. Würden Sie als Tourist solche Wanderwege im Winter noch gerne bewandern? An der Küste kann man den Strand und das Wasser (das, was die Küstenregionen für Touristen attraktiv macht), noch uneingeschränkt nutzen unabhängig von Windparks die sich offshore befinden.
  4. Die Erholungsgebiete in unseren Wäldern können nicht gleichgesetzt werden mit Flachzonen und landwirtschaftlicher Nutzung, wie zum Beispiel Ackerflächen. Dort und entlang der Autobahnen gehören Windparks hin, nicht aber auf abgeholzte Bergkuppen in Erholungs- und Touristikgebieten. Hier muss wieder Wald entstehen!“
  5. Großbaustellen in den Wäldern und Offenlandschaften der Naherholungsgebiete müssen vermieden werden! Für den Bau eines Windrades werden straßenbreite Zuwegungen benötigt, großflächige Eingriffe in die Natur gehen mit einer monatelangen baubedingten Lärmbelastung von Anwohnern und Gästen einher. Es findet eine weitere Zerstörung der Natur statt, die wir eigentlich alle erhalten wollen!
  6. Wir sind für umweltschonend erzeugten Strom, der aber auch zu jeder Zeit verfügbar sein muss. Unserer Auffassung nach gehören jedoch Energiesparmaßnahmen und andere moderne Technologien, die in vielen Bereichen der Gastronomie und Hotellerie bereits genutzt werden, zu den effektiveren und besseren Alternativen in unserer Region. Generell sollten Einsparpotentiale stärker forciert werden.
  7. Im Esloher und angrenzenden Schmallenberger Sauerland ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig mit mehr als 145.000 Jahresübernachtungen. Über Jahrzehnte wurde mit großem Aufwand eine leistungsfähige Tourismusregion aufgebaut, auch mit Unterstützung der Kommunen. Diese haben zum Beispiel dazu beigetragen, dass Eslohe ein staatlich anerkannter Luftkurort ist und Cobbenrode ein staatlich anerkannter Erholungsort. Wir halten daher diese Tourismusregion für äußerst erhaltens- und schützenswert. Auch zahlreiche Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt davon ab. Diese gilt es nach der Corona-Zeit mehr zu erhalten denn je!
  8. Unserer Ansicht nach gibt es andere Regionen, in denen der Ausbau von Windindustrieanlagen umweltverträglicher, naturschonender und optisch vertretbarer möglich ist.
  9. Die reiseerfahrenen Deutschland-Touristen reagieren äußerst sensibel auf Eingriffe in die Natur. Im schnelllebigen Alltag zählt zu den Hauptmotiven der hier Urlaub machenden Gäste die Möglichkeit der Entschleunigung; sie suchen Stille und intakte Natur, als Gegenpol zum schnelllebigen Alltag in den Großstädten mit Umweltbelastung, Licht- und Lärmverschmutzung. So wurde zum Beispiel der Einfluss von Windenergieanlagen auf die Entwicklung des Tourismus in Hessen (Gardt et al. 2018) näher untersucht mit dem Ergebnis, dass der Ausbau von Windenergieanlagen einen schwachen, aber signifikanten negativen Effekt auf den regionalen Tourismus in Hessen hat. Eine andere Studie hat sich dem Thema Wandern und Windkraftanlagen (Thiele, Steinmark, Quack 2015) im gesamten Bundesgebiet gewidmet. Wie das Ergebnis belegt, haben sich 45% der Befragten durch Windenergieanlagen beim Wandern gestört gefühlt; bei der Windkraft wird besonders die Dominanz im Landschaftsbild und die Beeinträchtigung der Aussicht als störend empfunden; ältere Personen fühlten sich eher gestört als jüngere.
  10. In Bezug auf die Windkraftnutzung in Fremdenverkehrsgebieten ist erkennbar, dass einige Länder weitsichtig ganze Regionen von der Windkraftnutzung ausschließen, um die Attraktion der Landschaft für den Fremdenverkehr nicht zu gefährden. Dazu gehört auch der Schutz von Naturparks. So schützt Bayern die Alpen, den Bayerischen Wald und seine Naturparks sowie Baden-Württemberg das Allgäu, den Bodenseeraum und weite Teile des Hochschwarzwaldes vor dem Bau von Windindustrieanlagen, während in NRW ein solcher Schutz nicht erkennbar ist.
  11. In NRW ist durch die Zusammenlegung der Naturparks Rothaargebirge, Ebbegebirge und Homert zwar der zweitgrößte Naturpark in Deutschland entstanden, aber der entsprechende Schutz durch die Landes- und Bezirksregierung fehlt für diesen Naturpark. Dieser Schutz ist nun der Verantwortung durch die Kommunen übertragen worden. In ihrer Hand liegt nun, ob dieser Naturpark in seiner Attraktivität erhalten bleibt und für den Fremdenverkehr weiterhin seine Anziehungskraft besitzt und seine bisherige Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Fremdenverkehrsgebieten auch in der Zukunft behält.