Quelle: Hegering Voßwinkel
Das Sauerland erlebt die ersten richtigen Sommertage und die Mähwerke und Ballenpressen stehen nicht still. Leider fällt die Heuernte im Frühsommer auch immer mit der Setzzeit des Rehwildes zusammen. Viele Kitze werden in dieser Zeit Opfer der Mähwerke. Der Hegering Voßwinkel hat seit diesem Jahr eine effektive Methode, um ihnen das Leben zu retten: eine eigens angeschaffte Wärmebild-Drohne.
Landwirte sind per Gesetz verpflichtet, die Wiesen vor dem Mähen abzusuchen
Traditionell wird die Fläche dann zu Fuß abgegangen, um Kitze zu sichern. Dabei besteht aber die Gefahr, dass Tiere im hohen Gras übersehen werden. „Mit der Drohne haben wir jetzt eine tolle Möglichkeit, nahezu jedes Tier in der Wiese zu entdecken“, so Armin Lange vom Hegering Voßwinkel. Ein eigentlich gut ausgeklügelter Schutzreflex wird den Kitzen beim Mähen zum Verhängnis. „Sie gehen im hohen Gras in Deckung und verharren dort so lange, bis die Ricke sie wieder abholt.“ Zum Schutz vor Räubern sind sie geruchslos und mit ihrer Fellfärbung gut getarnt. „Kitze flüchten also einige Woche nach der Geburt bei Gefahr nicht, sondern bleiben in Deckung – auch, wenn der Trecker kommt.“
Die Kitzretter-Gruppe besteht aus acht Hegeringsmitgliedern, die sich in den frühen Morgenstunden gegen 4 Uhr auf den Weg zu den Wiesen in den eigenen Revieren machen. Die Flächen, die später gemäht werden, werden dann mit der Drohne abgeflogen. „Wenn wir noch keine Sonneneinstrahlung auf dem Grünland haben, können wir relativ sicher Wärmequellen, wie zum Beispiel Kitze, erkennen.“ Helferinnen und Helfer sind dann in der Wiese unterwegs, um die Tiere mit einem Kescher zu sichern. Anschließend werden sie mit Handschuhen und Gräsern als Schutzschicht am Feldrand unter einen Korb gelegt. „Es ist wichtig, dass sie keinen menschlichen Geruch annehmen, damit die Ricke sie später noch akzeptiert“, erklärt Armin Lange.
Nach der Mahd werden die Kitze wieder freigelassen. Die Körbe sind extra mit einem Aufkleber versehen, damit Passanten diese nicht zu früh öffnen. „Wir versuchen, die Tiere nur eine möglichst kurze Zeit unter den Körben zu belassen. In der Natur kommen die Ricken auch nur alle vier Stunden zum Säugen vorbei, in der Zwischenzeit ist der Nachwuchs immer alleine.“ Somit entsteht kein großer Nachteil bei der Sicherung.
Die ehrenamtlichen Kitzretter sind auf die Mitarbeit der Landwirte angewiesen. „Mit einem frühzeitigen Anruf am Tag vor der Mahd können wir unsere Routen planen und den Landwirten unter die Arme greifen, damit diese ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen können.“ Am letzten Wochenende konnten so acht Kitze gerettet werden.