„Regionaler Bezug enorm wichtig geworden.“

Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland stellen Erntebilanz vor

Eine mäßige Bilanz zogen nun Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland bei der diesjährigen Erntedank-pressekonferenz auf dem Betrieb der Familie Nagel in Arnsberg-Wettmarsen.

Die anhaltende Trockenheit sorgt für Ernteausfälle besonders beim Grünland. „In diesem Jahr haben wir nur drei Schnitte Grünland gehabt, sonst sind es immer vier bis fünf“, betonte Klaus Bauerdick, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland und selbst überzeugter Landwirt. Der fehlende Ertrag, mindestens 20 Prozent weniger seien es bei allen drei Schnitten, wirkt sich auf den Futterbestand der Landwirte aus. Durch die Einbußen beim Grünland müssten einige Bauern ihre Nutztiere schon jetzt mit dem Futter, das für den Winter eingeplant gewesen sei, füttern. „Es muss also Futter für die Wintermonate zugekauft werden. Wir beziehen dann zum Beispiel Futter aus dem Allgäu. Das ist der Wahnsinn“, so Markus Stratmann vom Öffentlichkeitsausschuss des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes und Biolandwirt in Schmallenberg-Grafschaft.

„Es kam zum richtigen Zeitpunkt Regen. Daher ist die Ernte nicht völlig in die Hose gegangen.“

Klaus Bauerdick, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland

Ein positiveres Bild konnte Klaus Bauerdick in puncto Getreideernte zeichnen. So sei der Ertrag beim Getreide konstant geblieben. „Es kam zum richtigen Zeitpunkt Regen. Daher ist diese Ernte nicht völlig in die Hose gegangen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende lachend. Auch auf die Ernte von Kartoffeln und Gemüse hatte die Trockenheit keine gravierenden Auswirkungen. „Die Bauern, mit denen ich gesprochen habe, haben von einer normalen aber nicht übermäßigen Ernte gesprochen“.

Wie man in Zukunft der Dürre trotzen kann, da haben sowohl Bauerdick als auch Stratmann schon genaue Vorstellungen von. Stratmann setzt dabei auf eine Veränderung des Anbaus. „Hier hat sich rausgestellt, dass das Wasser der begrenzende Faktor ist und die Witterungsverhältnisse örtlich sehr unterschiedlich waren und somit auch örtlich unterschiedliche Erträge zustande gekommen sind. Waser wird knapp, für Tiere, für Menschen und jetzt auch nicht mehr nur für die Landwirtschaft.“ Daher müssten Betriebe für die Zukunft kleinstrukturierter flächenspezifisch handeln und das Risiko auf verschiedene Pflanzen verteilen, „das heißt, unsere Anbausysteme dem Klimawandel durch Diversifizierung anpassen.“ Klaus Bauerdick kann sich vorstellen, zukünftig tiefwurzelnde Pflanzen zu nutzen. „Graspflanzen sind auf das Wasser von oben angewiesen. Daher braucht man ein neues Konzept.“

„Der regionale Bezug ist mittlerweile enorm wichtig geworden.“

Markus Stratmann, Öffentlichkeitsausschuss des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes

Doch nicht nur beim Anbau von Pflanzen seien Umstrukturierungen notwendig, auch verschiedene Standbeine seien für Landwirte eine Lösung. Familie Nagel, die im Rahmen der Pressekonferenz auch ihren Familienbetrieb, der eine 900-jährige Vergangenheit aufweist, vorstellte, setzt auf eine Kombination aus Bio-Schweinefleisch, Rindfleisch, Wild, Forstdienstleistungen, Weihnachtsbäume und Bio-Speisegetreide, um „flexibler reagieren zu können“. Besonders die Direktvermarktung sei dabei gewinnbringend. „Der regionale Bezug ist mittlerweile enorm wichtig geworden“, betonte Markus Stratmann in diesem Zusammenhang.

Trotz der mäßigen Erntebilanz werde selbstverständlich das Erntedankfest gefeiert, erklärte Klaus Bauerdick mit Blick auf das anstehende Fest. „Wir sind dankbar, glücklich und stolz in enger Verbundenheit mit der Natur wirtschaften zu können“, so der Landwirt aus Leidenschaft.

Weitere Informationen zum Hof der Familie Nagel gibt es unter https://biohof-nagel.de/

Weitere Informationen zum Landwirtschaftlichen Kreisverband Hochsauerland gibt es unter https://wlv.de/kreisverbaende/hochsauerland/index.php