Regeln umsetzen und für einen geordneten Ablauf sorgen.

Zahlen und Fakten begleiten die Arbeit. Foto: Manfred Eigner

Klaus Hülsenbecks Aufgaben als Bürgermeister und Schiedsrichter

Was haben ein Bürgermeister und Fußballschiedsrichter gemeinsam? „Die haben es nicht leicht und bekommen beide was auf den Deckel“, heißt es im Volksmund. Klaus Hülsenbeck ist Fußballschiedsrichter, jetzt als Lehrwart für den Nachwuchs zuständig und noch Bürgermeister von Marsberg. Am 30. September 2020 endet seine sechsjährige Amtszeit im Rathaus: Einsatz für das Allgemeinwohl, Leidenschaft für Menschen, Unparteilichkeit prägen das Leben des 63-Jährigen aus Briloners. Eines hat er sich aber manchmal gewünscht. „Schade, dass es in der Politik keine Gelben und Roten Karten gibt“, sagt er und schmunzelt. 

Der Bürgermeister 

WOLL: Herr Hülsenbeck, was bedeutet es in der Rückschau, Bürgermeister einer Stadt zu sein? 

Klaus Hülsenbeck: Vor über sechs Jahren habe ich das Amt des Bürgermeisters übernommen. Gemeinsam mit dem Stadtrat haben wir unsere schöne Stadt an der Diemel – mitsamt der Ortschaften – positiv weiterentwickelt. Viele Projekte – Finanzen, Integration, Windkraft etc. – konnten wir zusammen auf den Weg bringen. Wohltuend war das mir von Beginn an entgegengebrachte Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und die vielfältige, oftmals ehrenamtliche Unterstützung, die vieles erst möglich gemacht hat.  

WOLL: Was war das Ausschlaggebende als Nichtmarsberger, sich als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung zu stellen? 

Klaus Hülsenbeck: Letztlich war es die direkte Ansprache und Anfrage, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. In Marsberg und teils weit darüber hinaus anerkannte Einzelpersonen sowie der CDU-Stadtverbandsvorstand Marsberg haben das Gespräch gesucht und mir eine hohe Wertschätzung entgegengebracht. Da ich ohnehin gern mit und für die Bürgerinnen und Bürger arbeite, habe ich, nach dem Okay des Familienrates, zugesagt – und es bis heute nicht bereut. Auch nach meiner Amtszeit werde ich noch oft in Marsberg anzutreffen sein. 

WOLL: Was war während der gesamten Amtszeit das Wichtigste und was das Schwierigste an Entscheidungen? 

Klaus Hülsenbeck: Das Schwierigste ist eigentlich, allen gerecht zu werden. Auch wenn man es noch so möchte. Tatsächlich muss man neutral nach Recht und Gesetz entscheiden. Wichtige Angelegenheiten gab es neben dem Tagesgeschäft und den Repräsentationen reichlich. Gern nutze ich hier die Gelegenheit, mich bei allen Kolleginnen und Kollegen sowie den im Rat vertretenen Parteien für die sachliche Mitarbeit, Mithilfe und Unterstützung zu bedanken.“ 

Der Schiedsrichter 

WOLL: In ihrer sportlichen Freizeit haben Sie sich viele Jahre als Schiedsrichter qualifiziert und sich einen Namen gemacht. Gibt es Parallelen zwischen der erfolgreichen Arbeit als Schiedsrichter und als Bürgermeister?  

Klaus Hülsenbeck: Ganz klar ja. Auch als Schiedsrichter muss man die vorgegebenen Regeln umsetzen und für einen geordneten Ablauf sorgen. Menschenführung, Fachkenntnisse, Zuverlässigkeit, Stressbeständigkeit, Sozialkompetenz und Durchsetzungsstärke mit Blick für das Wesentliche sind nur einige Merkmale, die auch im Schiedsrichterwesen wichtig sind. Mit einem Augenzwinkern fügt Klaus Hülsenbeck an: Früher hatte ich mit 22 Spielern plus Auswechselspielern zu tun, heute mit 34 Ratsmitgliedern. Was fehlt, sind vielleicht die gelben und roten Karten. 

WOLL: Wo waren Sie sportlich unterwegs? 

Klaus Hülsenbeck: Seit 44 Jahren bin ich meinem Heimatort Messinghausen als Schiedsrichter, jetzt allerdings passiv, treu geblieben und habe nie den Verein gewechselt. Als Schiedsrichter konnte ich bis zur heutigen 3. Liga tätig sein und als Linienrichter, heute Schiedsrichterassistent, bis zur 1. Bundesliga. In den insgesamt neun Jahren auf der DFB-Liste war die Linienrichtertätigkeit beim A-Länderspiel Schweden gegen Litauen mit dem heutigen Chef der Schiedsrichter beim DFB, Lutz-Michael Fröhlich, das Highlight.  

WOLL: Aus welchem Grund endet die Karriere nach dieser Legislaturperiode? 

Klaus Hülsenbeck: Ich merke im fortgeschrittenen Alter, dass man für ein gutes Ergebnis einen immer höheren Aufwand betreiben muss. Bei jetzt schon im Schnitt 50 bis 60 Wochenstunden bleibt da kaum Luft nach oben. Die nächste Wahlperiode läuft über fünf Jahre und der Aufwand wird sicher nicht geringer. Insofern habe ich entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Marsberg ist rechnerisch schuldenfrei, wir sind solide aufgestellt, neue Projekte sind eingestielt und ein neuer Bürgermeister kann jetzt mit frischer Kraft, innovativen Ideen und Tatkraft wirken.  

Klaus Hüsenbeck, der Privatmensch 

WOLL: Wie sieht im Rückblick eigentlich die Freizeit eines Bürgermeisters aus? 

Klaus Hüsenbeck: Damit sind wir schnell fertig. Das Privatleben wird auf ein Minimum zurückgefahren. Ab und an bestand die Gelegenheit, außerhalb des Urlaubs mal ein Fußballspiel zu sehen oder ein paar Stunden oder Tage mit dem Freundeskreis zu verbringen.  

WOLL: Wie sieht die Zeit dann als Bürger Klaus Hülsenbeck aus? 

Klaus Hülsenbeck: Wenn der Akku wieder aufgeladen ist und ich gesund bleibe, werde ich einiges von dem in den letzten Jahren Versäumten nachholen. Beim Sport, im gesellschaftlichen Bereich, beim Reisen, Fahrrad fahren oder wandern zum Beispiel. Auch Freundschaften werden intensiver gepflegt, als das in den letzten Jahren möglich war.  

WOLL: Sie sind ein Meilenstein in der Stadtgeschichte von Marsberg geworden. Was ist aus Ihrer Sicht das, auf was Sie selbst besonders stolz zurückblicken? 

Klaus Hülsenbeck: Meilenstein ist sicher des Guten zu viel. Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kolleginnen und Kollegen sich gern an mich erinnern. Ein bisschen stolz bin ich tatsächlich darauf, dass es gelungen ist, parteiübergreifend und sachorientiert mit dem Stadtrat zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zusammenzuarbeiten. So muss es sein. Die Sache und nicht die Partei muss im Vordergrund stehen.  

WOLL: Gibt es etwas, dass Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchten? 

Klaus Hülsenbeck:  Nein. Jeder hat sein Amt nur auf Zeit und ich bin sicher, dass mein Nachfolger keine Ratschläge braucht.