Stefan Homburg: Realistische, humanistische Positionen in der Coronakrise einnehmen

Quelle: Stefan Homburg

Einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland ist der 1961 in Hellersen, heute Lüdenscheid, geborene Stefan Homburg durch seine Kritik an den Regierungsmaßnahmen während dieser Corona-Pandemie bekannt geworden. In Fachkreisen gilt Prof. Dr. Stefan Homburg als ein bedeutender deutscher Finanzwissenschaftler. Er ist Professor für Öffentliche Finanzen und war von 1997 bis 2021 Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover. Politische Parteien, Bundesregierungen, Ministerien und andere Organisationen suchten seinen Rat und seine Expertise. Der WOLL-Redaktion ist es gelungen den vielfältig beschäftigten „Sauerländer“ am Telefon zu erwischen.

Unkritisch Hysterie geschürt

WOLL: Herr Prof. Dr. Homburg, wann waren Sie das letzte Mal im Sauerland?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Letzten September habe ich Verwandte in meiner Geburtsstadt Lüdenscheid besucht und dabei aus Sentimentalität einige markante Stellen aufgesucht, die ich seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte.

WOLL: Sie verfolgen die Zahlen, Daten und Fakten über die Corona-Pandemie von Anfang an unter den besonderen Anforderungen und Regeln der Statistik. Was ist die wesentliche Aussage, die Sie heute treffen können?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Im März 2020 warnte der international berühmte Epidemiologe Prof. John Ioannidis von der Stanford University vor Überreaktionen. Einen Monat später war offenkundig, dass er richtig lag und eine unbegründete Panik um sich gegriffen hatte. Zwar ist das Coronavirus für Alte und Kranke durchaus gefährlich. Inzwischen schreiben aber selbst RKI-Mitarbeiter, dass dieses Virus keine höhere Sterblichkeit nach sich zieht als die Grippe.

WOLL: Wie beurteilen Sie die Berichterstattung über die Gefahren der Corona-Pandemie in den Medien?

Prof. Dr. Stefan Homburg: In den traditionellen Medien wie Zeitungen, Zeitschriften oder dem Fernsehen wurde unkritisch eine Hysterie geschürt. Vernünftige Informationen erhält man heute leider vorwiegend aus elektronischen Medien wie Multipolar, Telepolis oder der Achse des Guten. Aber es gibt auch lobenswerte Ausnahmen wie die Schweizer Weltwoche.

WOLL: Sie kommen mit ihren Beurteilungen und Informationen zur Corona-Krise in den öffentlichen Medien nicht vor. Manchmal werden Sie sogar im Zusammenhang mit Querdenkern, Schwurblern und anderen Gruppierungen erwähnt. Was macht das mit Ihnen?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Solche Kritik muss heute jeder einstecken, der eine realistische und humanistische Position einnimmt. Ob Prof. Ioannidies oder in Deutschland Prof. Bhakdi und Dr. Wodarg – alle wurden verunglimpft, als sie dem von Pharmaindustrie und Politik vorgegebenen Narrativ widersprachen. Kurios ist übrigens: Im Februar 2020, als Herr Söder das Coronavirus als Bagatelle abtat und Fasching feiern ließ, stellte sein Bayerischer Rundfunk alle diejenigen als Radikale und Staatsfeinde hin, die vor Corona warnten.

WOLL: Wie blicken Sie in Sachen Corona auf das neue Jahr? Wird es wieder eine Normalität geben, wie wir sie von der Zeit vor Corona kannten?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Wäre ich 2019 gefragt worden, ob ich mir die Zerstörung von Rechtsstaat, sozialem Gefüge und Wirtschaft wegen eines Erkältungsvirus vorstellen könnte, hätte ich mein gesamtes Vermögen dagegen gesetzt und verloren. Daher traue ich mir eine Voraussage nicht zu.

WOLL: Wenn Sie mal wieder im Sauerland sind, wäre es schön, wenn wir uns zu einem Interview treffen können. 

Prof. Dr. Stefan Homburg: Aber gern.