Raphael Blome: Seit 20 Jahren Schiedsrichter für den FC Remblinghausen

„Wenn es mir irgendwann keinen Spaß mehr macht, höre ich mit dem Pfeifen auf.“ Das war schon immer die Devise von Raphael Blome aus Remblinghausen, der seit 20 Jahren als Schiedsrichter aktiv ist und schon knapp 900 Spiele gepfiffen hat. Aber ans Aufhören denkt er noch lange nicht, das merkte der 38-Jährige vor allem in der Corona-Zeit. „Ich dachte schon, wenn ich ein paar Monate nichts mache, verliere ich vielleicht die Lust. Aber das Gegenteil ist der Fall! Ich habe richtig Bock!“ Raphael Blome freute sich, als es endlich wieder losging und die ersten Schiedsrichter- Ansetzungen bei ihm eintrudelten.

Es war eher ein Zufall, dass Raphael Blome zum Pfeifen kam. Durch eine Verletzung als Spieler in der C-Jugend des FC Remblinghausen war er zum Zuschauen verdammt. In der Zeit pfiff er drei C-Jugend-Spiele. „Es kamen ein paar Leute auf mich zu und meinten, dass ich das gut gemacht habe“, erinnert er sich an das Feedback. Weil es keine geeigneten Anwärter-Lehrgänge für ihn gab, dauerte es noch einige Jahre, bis er sich zum Schiedsrichter ausbilden ließ. „Mit 18 ging es los. Ich nahm regelmäßig an den Lehrabenden teil und wurde zur Prüfung zugelassen. Damals noch musste ich bei der Laufprüfung 50, 200 und 1200 Meter absolvieren. Bei der Theorieprüfung wurde bei 30 Regelfragen mein Basiswissen überprüft“, erzählt der 38-Jährige. Dazu zählen Fragen wie: Wann soll der Schiedsrichter die Spielbälle überprüfen? Wie groß ist das Tor? Oder: Ist es erlaubt, wenn sich ein des Feldes verwiesener Spieler auf die Reservebank setzt? In jährlichen Lehrgängen werden die Regelfragen immer wieder überprüft.

Seit 20 Jahren Schiedsrichter: Raphael Blome

Das erste Spiel

Raphael Blomes erstes offizielles Spiel war die Begegnung der C-Junioren des TuS Jahn Berge gegen Bödefeld: „Ich erinnere mich noch, dass Jonas Schmidt damals bei Berge spielte. Und Trainer der Berger Mannschaft war Uli Erves. Der meinte in der Kabine zu seinen Spielern: Jungs, der Schiri pfeift sein allererstes Spiel. Mal gucken, was uns erwartet. Das hab ich genau gehört.“ Für Raphael Blome war das ein Sprung ins kalte Wasser, weil er nicht genau wusste, was er machen sollte. „Böse Zungen behaupten das ja heute immer noch über uns Schiedsrichter“, schmunzelt er. Ein Feedback gab es nicht, aber das Rufen von außen, das ging gleich im allerersten Spiel los und hat bis heute nicht nachgelassen.

Nachdem der dreifache Familienvater als junger Schiedsrichter die ersten drei, vier Spiele hinter sich gebracht hatte, fing er an, seinen eigenen Stil zu entwickeln und auch zu kultivieren. Da drängt sich natürlich die Frage auf, was der Stil von Raphael Blome ist. „Ich versuche grundsätzlich die Situationen partnerschaftlich zu lösen. Klar gelingt das nicht immer, da nicht jeder Tag und nicht jedes Spiel gleich ist. Aber die Resonanz war bis jetzt weitgehend positiv“, erzählt der Hobby-Schiedsrichter. Am liebsten pfeift der er im Jugendbereich. Mittlerweile leitet er A- und B-Jugendspiele in der Westfalenliga beispielsweise Paderborn gegen Lippstadt oder Sportfreunde Siegen gegen den SC Verl. Aber auch im Seniorenbereich, wo er bis zur Landesliga pfeift, sind ihm einige Spiele in Erinnerung geblieben: „Wenn ich an das Lokalderby (im Kreis Dortmund/Unna/Hamm) Werne gegen Herbern denke, das war toll. Es war ein temporeiches Spiel, das Niveau war gut, knapp 700 Zuschauer waren dabei und – das gehört für mich zu einem guten Spiel auch immer dazu – das Wetter stimmte. Jeder hatte Lust auf das Spiel, das merkte man.“

Gut fürs Selbstbewusstsein

Einmal durfte der Remblinghauser in der Verbandsliga Hessen ran. Wegen Muttertag hatten sich viele Schiedsrichter abgemeldet und da es einen Austausch zwischen Westfalen und Hessen gibt, verzichtete er auf sein Bezirksligaspiel hier bei uns und half im Nachbarbundesland aus. Auch das war ein besonderes Erlebnis für Raphael Blome, der überzeugt ist, dass eine Schiedsrichter-Tätigkeit in jungen Jahren viel für die Persönlichkeit bringt: „Du kommst immer an neue Orte, triffst fremde Leute und wirst mit verschiedenen Situationen konfrontiert. Das macht einen auf jeden Fall selbstbewusster.“

Als Schiedsrichter ist außerdem eine gute Fitness wichtig. Wenn man ein gutes Gespür für Spielsituationen hat und weiß, wohin man am besten läuft, braucht man nicht so viel laufen, aber trotzdem muss man schon sagen: „eine gute Fitness steht einer guten Spielleitung nicht im Weg.“ Wichtig neben dem Läuferischen ist es, „dass du Situationen von der Seite siehst. So kannst du am besten in den Zweikampf reingucken. Das gilt auch für Abseits. Das sieht man nicht so gut von vorne oder hinten.“ Aber auch ein Schiedsrichter hat schon mal Tage oder Aktionen, bei denen er daneben liegt. „Und dann fragst du dich, was du gemacht hast und kannst den Fehler nicht mehr korrigieren. Du darfst dann bloß nicht den klaren Elfer nicht geben, weil du ja vorher den Strafstoß auf der anderen Seite nicht gegeben hattest. Wenn du das machst, hast du verloren“, erklärt Raphael Blome. „Ein Schiedsrichter muss die Fehlentscheidung abhaken und wieder bei null anfangen.“

Es ist ruppiger geworden

20 Jahre pfeift der 38-Jährige mittlerweile für den FC Remblinghausen und er kann sich vorstellen, dass er noch weitere 20 Jahre aktiv bleibt, zumal das Hobby ein sehr guter Ausgleich zu seinem Büroalltag ist.

Die Gesellschaft hat sich in den 20 Jahren verändert und das merkt man auch auf den Sauerländer Fußballplätzen. „Früher war ich in erster Linie Regelhüter. Heute glaubt ja fast jeder, er ist im Recht. Es gibt vermehrt eine Ellenbogen-Mentalität, deswegen sehe ich mich als Schiedsrichter mittlerweile nicht nur als Regelhüter sondern auch als Psychologe und Sozialarbeiter“, sagt Blome. Auf den Plätzen ist es ruppiger geworden, vor allem, was die Einmischung von außen angeht, von daher ist es nicht einfach, junge Leute für den Schiri-Job zu begeistern. „Die Kampagnen, um Interessierte anzusprechen, bringen meiner Meinung nach nicht die erhoffte Wirkung. Ich bin überzeugt, dass der Anreiz nur über das Geld geht“, meint Raphael Blome. „Bei einem A-Liga-Spiel etwa müsste ein Schiedsrichter mindestens 35 bis 40 Euro bekommen. Aktuell sind das 24 Euro. Wenn man überlegt, wie hoch der Etat einiger Vereine in der Oberliga ist, ein Schiedsrichter aber nur 60 Euro bekommt, wenn er ein Oberligaspiel pfeift, dann ist das für mich ein Witz!“

Vor einiger Zeit wurde Raphael Blome mal gefragt, wieviel Geld er für die Spielleitung bekomme. Der Kommentar seines Gegenübers: „Dafür fährst du sonntags los?“ Ja, dafür fährt er sonntags los, weil es ihm Spaß macht und er als Schiedsrichter ernst genommen wird. Aber ein paar Euros mehr, um junge Leute für die Schiedsrichter-Tätigkeit zu motivieren, würde er auch gerne nehmen.