Ralf Klaus schafft Kunstwerke mit der Sprühpistole

Airbrush-Designer aus Niederense 

Schaut man sich die Portraits an den Wänden von Ralf Klaus´Atelier in Niederense an, kann man kaum glauben, dass diese aus der Pistole kommen. Der Laie würde wohl eher eine Bleistiftzeichnung als ein Airbrush-Kunstwerk vermuten. Doch Klaus´Leidenschaft gilt genau jener Methode, bei der flüssige Farbe mit einer Spritzpistole durch Düsen auf den Untergrund aufgetragen wird. Je nach eingestelltem Druck, mit dem der Kompressor Luft durch die Düsen drückt, wird die Farbe in feinste Pigmente zerstäubt. 

Airbrush ist unglaublich vielfältig. Man kann damit diverse Oberflächen veredeln. Künstler wie Ralf Klaus lackieren damit aber nicht nur, sondern sprühen verschiedenste Motive, die aus Karton oder Alltagsgegenständen Kunst machen. „Es kam schon vor, dass meine Portraits für Fotos gehalten wurden”, erzählt Klaus schmunzelnd. 

Vom Modelleisenbahner zum Künstler 

Der gebürtige Neheimer ist seit der Kindheit Liebhaber von Modelleisenbahnen, hat sogar an entsprechenden Meisterschaften teilgenommen. Eines Tages fiel ihm am Bahnhofskiosk eine Zeitschrift in die Hand, in der die Airbrush-Technik erklärt wurde. Klaus war sofort begeistert und kaufte sich seine erste günstige Sprühpistole, die nach zwei Anwendungen bereits den Geist aufgab. Sein Vater spendierte ihm daraufhin ein besseres Modell, mit dem er Modelleisenbahnen einen neuen Look verpasste. Bis heute sind die Modellbahnen eine wichtige Säule für Ralf Klaus. Mit Originalfarben bringt er alte Loks und Wagen von Liebhabern wieder zu neuem Glanz. Unter Modellbahnern hat er sich längst einen Namen gemacht. 

Nachdem Klaus feststellte, dass das Maschinenbaustudium nichts für ihn ist, hat er sich am privaten Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie (IBKK) in Bochum beworben. Schon immer künstlerisch talentiert, gelang ihm die Aufnahmeprüfung. Und er stellte schnell fest: „Das ist genau mein Ding!” Auch nach Abschluss des Studiums mit dem Diplom wollte Klaus immer mehr lernen und absolvierte zusätzlich eine Meisterklasse für Portraits mit Airbrush. 

Detailgetreue Portraitbilder für jedermann 

Die Bandbreite derjenigen, die Ralf Klaus portraitiert, ist groß: „Das reicht von der alleinerziehenden Mutter, die ein Portrait ihres Kindes haben will, bis hin zu Prominenten”. Er hat schon Johannes Rau, Wladimir Putin, Falco, Frank Zander und Joe Bausch geairbrusht. Besonders knifflig war der Auftrag, einen Verstorbenen zu portraitieren, von dem es keine Portraitfotos und nur wenige Aufnahmen von Familienfeiern gibt. Um der Witwe dennoch ein möglichst realistisches Erinnerungsstück überreichen zu können, befragte Klaus immer wieder die Angehörigen nach Details – wie bei der Anfertigung eines Phantombildes. So gelang es ihm tatsächlich den Verstorbenen so abzubilden, wie die Angehörigen ihn in Erinnerung haben. 

Zu den größten Objekten, die Ralf Klaus mit der Airbrush-Pistole bearbeitet, gehören Motorräder. Zum Beispiel die Harley-Davidson eines Kunden, die vollflächig mit einem Flammenmotiv versehen wurde, und bei einem Wettbewerb auf Mallorca mit ihrer individuellen Lackierung den dritten Platz belegte. 

Dazu die eigenen Ideen zu verwirklichen, kommt der Airbrush-Künstler, der zusätzlich noch bei einem Industrieunternehmen beschäftigt ist, nur selten. Auch wenn Frau Sonja ihm gerade in kaufmännischen Angelegenheiten den Rücken freihält. „Meine Frau ist zugleich meine größte Kritikerin. Und wenn ich mal unsicher bin, gibt sie mir den richtigen Ratschlag.” Längst hat Sonja Klaus auch ein professionelles Auge für die Airbrush-Kunst entwickelt. 

Ausstellungen unter anderem in China, Frankreich, Belgien, Österreich 

Dennoch konnte der Künstler schon zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland bereichern. Auch seine Kunden kommen aus der ganzen Welt. Er hat schon Modellbahnen aus Japan, der Türkei und Spanien zugeschickt bekommen. Bei seinen Workshops im Niederenser Atelier bringt der studierte Airbrush-Designer Anfängern die Technik näher. „Mir ist es wichtig einen Zugang zu der Kunst zu schaffen. Nach ein paar Stunden verlässt jeder Teilnehmer den Workshop mit seinem eigenen Bild”, sagt er. 

Ruhe und Inspiration findet Klaus im jährlichen Österreich-Urlaub, dann sprudeln die Ideen nur so aus ihm heraus und er hält sie auf dem Zeichenblock fest. Längst nicht alles wird mit der Airbrush-Pistole umgesetzt. Auch Bleistift und Tusche gehören zu seinen Werkzeugen. In Zukunft würde er die verschiedenen Techniken gern stärker vereinen. Außerdem will er bald Bob Marley und Martin Luther King mit der Airbrush-Pistole portraitieren.