PLATTDEUTSCHE SEITE

Schon lange ist das Sauerländer Platt keine Umgangssprache mehr. Nur noch wenige Menschen sprechen es. Das ist schade, denn diese Mundart ist auch Teil unseres Sauerländer Kulturgutes.

Einige Kultur- und Heimatvereine (z. B. in Belecke) haben sich zum Ziel gesetzt, das Sauerländer Platt zu erhalten. Und so lernen dort auch junge Menschen den schönen Dialekt unserer Heimat. Diesen Trend möchten wir von WOLL unterstützen. Deshalb hier unser plattdeutscher Beitrag.

Das Sauerländer Platt (die sauerländische Mundart, das Sauerländische; sauerländisch: Surländsk Platt (Friedrich Wilhelm Grimme), siuerländsk Platt und Siuerlänner Platt (Christine Koch)) war die niederdeutsche Volkssprache im Sauerland, in der Regel wird sie zum südwestfälischen und mithin westfälischen Zweig des Westniederdeutschen gerechnet. Unter dem Einfluss des Hochdeutschen hat die Bedeutung des Dialekts bis heute rapide abgenommen. Als alltägliche Umgangssprache existiert das Sauerländer Platt nicht mehr. Nur noch wenige Sauerländer beherrschen die Sprache mehr oder weniger gut.[1]

Wie im Übrigen niederdeutschen Sprachgebiet zerfällt das Sauerländer Platt in zahlreiche Ortsdialekte, die sich durch eine leicht veränderte Aussprache und ein lokales Vokabular unterscheiden. Als es noch Umgangssprache war, wurden die Bewohner benachbarter Ortschaften oft an ihrer Aussprache identifiziert.

Imme Siuerland wäd schuotten…

Luie – niu maot iek ugge ois maol wat vertellen.

Vielle Siuerlänner hiät ächterm Hiuse gräote Wuiske, dai vandage nit mehr briuket wäd. Säo aök bui Jupp.. Echterm Hius hiät Jupp op suiner Wuiske ne gaßen Trop Hiärteböcke. Dat gaße Jaohr ies hai luiter dao echter un passet op, dat et diäm Damwild guet goiht, – ouwer immer Hiärwest dao wäd dann schuotten. Suin Häochsitz ies imme Stalle ächterm Fiester van buiten met Klappe davor.

Näo har hai en paar Hiärteböcke schuotten, dao wören dai Duiers ouwer schlau waoren. Joidesmaol wann dai Klappe open geng un Jupp anleggen wuoll, läopet dai gaße Tropp amme Tuine lang äh de Düwel dao ächter wäor.

In suiner Näot vertallte Jupp suin Malör diäm Naower Schulte. „Kein Problem, schieß doch aus meinem Schlafzimmerfenster. Das ganze Rudel steht hier oben.“

Jao, Jupp goiht no Schulte nop te Schloapstuowe, Fiester los, – Bius, dao har hai diän Bock schoutten.

Niu wuoll hai met dr Flinte wuier no Hiuse gaohn, kam iut dr Huisdüör un stound op dr häogen Trappe buim Schulten. Saobius hiält dai nagelnigge Müllwaogen un well met suiner niggen Technik dai Mülltuonnen luike maken. Dat klappere nit säo bius, hai waß wahne amme figuleuern, ois vörwärs dann wuier terügge. – Bius, – dao lag dai gaße Schuite op dr Straote.

Wat maken? Leggenlaoten un wichterföiern oder anhaollen, iutstuigen un opsaiken.

Dao saihet dai Kiäl, – oh Schreck, – Jupp met suiner Flinte bouwen bui Schulten iut diäm Hiuse kuomen un op diär Trappe staohn.

Gaß verschroaken op düese ruggen Sitten raipel hai: „Nicht schießen, – bitte nicht schießen. Ich mache alles wieder sauber“!!!

Dao gaffet nix mähr to äöwerleggen. Laiwer aolles reschappen opsaiken äh siek daotschaiten laoten.

Gesundheit un alles Guerre wünsket ugge

Ferdi

Im Sauerland wird geschossen…

Leute – nun muß ich euch erst mal was erzählen.

Viele Sauerländer haben hinterm Haus große Wiesen, die heutzutage nicht mehr gebraucht werden. So auch bei Jupp. Hinterm Haus hat Jupp auf seinen Wiesen eine Herde Damwild. Das ganze Jahr über ist er unterwegs und passt auf, dass es dem Damwild gut geht. Aber immer im Herbst, da wird dann geschossen. Sein Hochsitz ist im Stall hinterm Fenster, das von außen eine Klappe davor hat.

Nun hatte er ein paar Böcke geschossen, da waren die Tiere aber schlau geworden. Jedesmal wenn die Klappe aufging, lief der ganze Trupp am Zaun entlang, als wenn der Teufel hinter ihnen her wäre.

In seiner Not erzählte Jupp das dem Nachbarn Schulte. „Kein Problem, schieß doch aus meinem Schlafzimmerfenster. Das ganze Rudel steht hier oben“.

Ja, Jupp ging zu Schulten auf die Schlafstube. Er machte das Fenster auf – ein Schuss, da hatte er den Bock geschossen.

Nun wollte er mit dem Gewehr wieder nach Hause gehen. Er kam aus der Haustür und stand auf der hohen Treppe bei Schulten. Da hielt gerade der nagelneue Müllwagen und wollte mit seiner neuen Technik die Mülltonnen leer machen. Das klappte aber nicht sofort. Der Fahrer probierte einiges aus, er fuhr vorwärts, dann wieder zurück – und bautz! – da lag die ganze Scheiße auf der Straße.

Was machen? Liegenlassen und weiterfahren oder anhalten, aussteigen und aufheben?

Da sah der Müllfahrer – o Schreck – Jupp mit seiner Flinte oben bei Schulten auf der Treppe stehen. Total erschrocken über diese rauhen Sitten rief er: „Nicht schießen – bitte nicht schießen. Ich mache alles wieder sauber“!!!

Da gab es nichts mehr zu überlegen. Lieber alles rechtschaffen aufsuchen, als sich totschießen lassen.

Gesundheit und alles Gute wünscht

Ferdi