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Die Wirtschaftslage in NRW wird nach wie vor von den Folgen der Corona-Pandemie bestimmt. „Der seit November andauernde erneute Lockdown hat die wirtschaftliche Erholung, die wir noch im Herbst verzeichnen konnten, zurückgeworfen“, sagt Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW.Insgesamt verfestigt sich die Spaltung der Wirtschaft zwischen offenen und geschlossenen Branchen. An der aktuellen Umfrage haben rund 7.000 Unternehmen aus ganz NRW teilgenommen.
Spaltung der Wirtschaft verfestigt sich
Laut Umfrage sind zwar 26 Prozent der Unternehmen mit ihren Geschäften zufrieden, jedes dritte Unternehmen bewertet die aktuelle Lage aber als schlecht. Die Spaltung der Wirtschaftsaussichten wird auch bei den Umsatzplanungen der Unternehmen deutlich. Während immerhin 23 Prozent der Befragten von Umsatzsteigerungen ausgehen, fürchten 28 Prozent auch für das Gesamtjahr 2021 weitere Umsatzrückgänge. Besorgniserregend ist dabei vor allem mit rund acht Prozent der Anteil an Unternehmen, die mit Umsatzrückgängen von über 25 Prozent rechnen.
Getrieben vom Export hat sich die Lageeinschätzung in der Industrie und auch im produktionsnahen Großhandel zu Jahresbeginn verbessert. Das internationale Geschäft stabilisiert derzeit die Konjunkturentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Sorge bereiten den Unternehmen daher vor allem die neuerlichen Grenzschließungen.
Insolvenzrisiko bleibt hoch
„Die Lage im Gastgewerbe, stationären Einzelhandel, bei Veranstaltern und Künstlern ist nach wie vor dramatisch. Sie benötigen dringend klare Perspektiven, wann und wie es weitergehen kann“, betont Stoffels. Trotz der zusätzlichen Hilfen für November und Dezember melden, wie in der Herbstumfrage, über 20 Prozent der teilnehmenden Unternehmen Liquiditätsengpässe. In den besonders betroffenen Branchen leiden bis zu 60 Prozent der Unternehmen unter schwindender Liquidität.
Stoffels mahnt: „Den Unternehmen droht das erforderliche Kapital zu fehlen, um das Wiederanlaufen nach dem Lockdown zu finanzieren. Auch die Investitionen zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle werden fehlen. Um dem steigenden Wettbewerb von Online- oder Lieferangeboten zu begegnen und auf den Strukturwandel aus Digitalisierung, Energiewende und nachhaltigem Wirtschaften zu reagieren, brauchen sie diese dringend.“
Im Gastgewerbe, Tourismus, Unternehmen im Personenverkehr und der Vermittlung von Arbeitskräften bleibt die Sorge vor einer drohenden Insolvenz hoch. Bei den Reisevermittlern fürchtet jeder dritte Betrieb, die kommenden Monate nicht zu überstehen. Ähnlich hoch ist die Insolvenzgefahr im Taxigewerbe (26 Prozent) und in der Kulturwirtschaft (21 Prozent).
Unternehmen sind auf Hilfen angewiesen
„Dass sich die Auszahlung der Hilfen teilweise so verzögert, ist eine zusätzliche Belastung in der aktuellen Situation. Die Unternehmen haben Monate des Überlebenskampfes hinter sich und derzeit weiter keine Aussicht auf Besserung. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Motivation und das Vertrauen sinken. Eine langfristige Planung gelingt kaum mehr und auch bei der Suche nach einer Nachfolge bleiben viele erfolglos“, so Stoffels. Die Branchen sorgen sich vor einer Verlängerung der Schließungen und davor, dass die Nachfrage auch bei einer Öffnung nicht mehr im gleichen Maße zurückkommen wird. Auswirkungen wird das insbesondere auf die Innenstädte und an die touristischen Standorte haben, ganze Standortverbünde stehen auf dem Prüfstand.
Lichtblicke in der Exportwirtschaft
Doch auch in den Branchen, in denen die Geschäfte noch deutlich besser laufen, setzt sich die Erwartung durch, dass sich die Krise noch weit in das Jahr 2021 hineinziehen wird. Positive Impulse für die NRW-Konjunktur kommen insbesondere aus der Exportwirtschaft. Mit der wieder anziehenden internationalen Nachfrage hat sich die Lageeinschätzung in der Industrie und auch im produktionsnahen Großhandel zu Jahresbeginn in den positiven Bereich verbessert. Sorge hingegen besteht vor neuen coronabedingten Einschränkungen internationalen Warenverkehr und im Geschäftsreiseverkehr. Der Zugang zu den europäischen Märkten ist für die NRW-Exportwirtschaft von zentraler Bedeutung wie die Probleme nach den Grenzschließungen im ersten Lockdown gezeigt haben.
Infektionsrisiko vermeiden, neue Entwicklungen nutzen
Angesichts der Gefahren eines neuerlichen Anstiegs der Infektionen steht auch für die Wirtschaft in NRW außer Frage, dass eine Öffnung an das damit verbundene Infektionsrisiko gebunden sein muss. „Die Krise wird uns noch lange begleiten. Die vielen Erfahrungen, die wir im vergangenen Jahr mit unterschiedlichen Maßnahmen im Umgang mit dem Virus gesammelt haben und die Tools wie Tests oder Kundenmanagementsysteme, die entwickelt wurden, sollten wir jetzt nutzen. Das würde den Unternehmen wieder Perspektiven geben, ihr Unternehmen in Zukunft wieder rentabel fortführen zu können“, so Stoffels abschließend.
Derzeit überdeckt Corona viele anderen wirtschaftspolitischen Anforderungen, die sich aus bürokratischen Lasten, den Nachholbedarf bei Infrastrukturen und Flächen, die Trends der Digitalisierung oder die Energieversorgung ergeben. Hier darf kein neuer Investitionsstau entstehen.
IHK NRW Konjunkturbericht unter: www.ihk-nrw.de/konjunktur