Plästerlegge: Neuer Fußgängersteg macht außergewöhnlichen Ort besser erlebbar

TAG-Geschäftsführer Norbert Arens (li.) und Dipl.-Ing. Hubertus Kreis vom Bau- und Umweltamt der Gemeinde Bestwig auf dem neuen Fußgängersteg über den Kippsiepen.

Quelle: Gemeinde Bestwig

Hier ist ein besonderer Ort – das spüren Besucherinnen und Besucher sofort, wenn sie die schmale Schlucht betreten: Man atmet eine veränderte, fast frischere Luft, man sieht eine ungewöhnliche Vegetation – und vor allem die Plästerlegge, die aus rund 20 Metern Höhe in den Talkessel des Kippsiepen stürzt. Und dass man den höchstgelegenen natürlichen Wasserfall in NRW nun noch besser erleben kann, ist das Ergebnis eines besonderen Projekts.

Denn die Gemeinde Bestwig hat an dem Wasserfall einen Fußgängersteg über den engen Talkessel angelegt, um Besucherinnen und Besuchern eine ungestörte Aussicht auf die Plästerlegge zu ermöglichen. Jetzt ist das aufwändige Projekt fertiggestellt worden. Unterstützt wurde das Vorhaben über die LEADER-Region „4 mitten im Sauerland“ mit Fördermitteln der Europäischen Union.

Hintergrund: Die Plästerlegge ist ein beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen, weiß Norbert Arens, Geschäftsführer der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) „Rund um den Hennesee“. Allerdings: Immer wieder bedauerten Gäste der Plästerlegge, dass insbesondere durch den Bewuchs durch Bäume und Sträucher der Wasserfall vom Wanderweg aus kaum zu sehen ist. Und: Weil sich die Plästerlegge in einem Naturschutzgebiet mit zum Teil äußerst seltenen Pflanzenarten befindet, ist ein Entfernen des Bewuchses nicht möglich.

Die Lösung: Ein Fußgängersteg über den Kippsiepen – „aus dem Talkessel hat man freien Blick auf den Wasserfall und kann auch die außergewöhnliche Natur im Umfeld direkt wahrnehmen“, so Dipl.-Ing. Hubertus Kreis vom Bau- und Umweltamt der Gemeinde Bestwig. Allerdings: Das Arbeiten in einem Naturschutzgebiet und die schwierige Erreichbarkeit der Baustelle haben das Projekt zu einer echten Herausforderung werden lassen. „Eine Baustraße anzulegen war nicht möglich“, erläutert Hubertus Kreis – die Bauteile mit einem Gewicht von bis zu vier Tonnen konnten also nicht mit maschineller Kraft zu ihrem neuen Standort gebracht werden.

Die Zimmerei Schulte aus Schmallenberg-Niedersorpe hat sich dieser Herausforderung gestellt – „und die Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt“, freut sich Dipl.-Ing. Kreis. Mit einem umgebauten Leiterwagen, dessen Achsstand verringert worden war, wurden die schweren Bauteile per Muskelkraft über den schmalen Fußweg zum Kippsiepen gebracht. Um zunächst überhaupt einen Zugang auf die andere Seite des äußerst steilen Tals zu bekommen, wurde ein umgestürzter Baum zur anderen Talseite gelegt. Nachdem die Fundamente angelegt worden waren, konnten die massiven Stahlträger an Ort und Stelle verbracht werden. Auf ihnen ruht die 14 Meter lange und 1,7 Meter breite eigentliche Brückenkonstruktion aus Bongossi-Holz.

Diese Holzart aus Kamerun ist besonders langlebig und widerstandsfähig – „ideal für diesen Standort mit hoher Feuchtigkeit und wenig Sonneneinstrahlung“, weiß Hubertus Kreis. Das Holz, das auch schon an der „Wackelbrücke“ in Velmede verbaut worden ist und im maritimen Bereich im Hafenbau verwendet wird, stammt aus nachhaltigem Anbau – „mindestens 30 Jahre Lebensdauer“, erwartet Hubertus Kreis für die Brücke. In einem letzten Schritt wurden nun durch das Team des Bestwiger Bauhofs die Fundamente stabilisiert, die Zuwegungen zum Fußgängersteg angelegt und auch die Außenanlagen erneuert. „Einheimische und Gäste können hier nun ein wunderbares Stück Natur erleben“, freut sich TAG-Geschäftsführer Arens.

Rund 100.000 Euro sind in das Projekt geflossen – 60.000 Euro davon stammen aus EU-Fördermitteln der LEADER-Region. Zusätzlich werden künftig fünf Info-Tafeln Auskunft über Geologie, Historie sowie Flora und Fauna der Plästerlegge geben. Auch die Beschilderung aus der Ortslage von Wasserfall wird noch ausgebaut.