Ein Sauerländer Seelenort mit ganz viel Geschichte
Das Sauerland – wie lebte man hier wohl vor Hunderten von Jahren, oder gar vor Jahrtausenden? Gehen wir doch mal weit in der Zeit zurück und begeben wir uns auf den Borberg zwischen Brilon und Olsberg. Heute sprechen wir von einem mystischen Ort, einem Seelenort, einem Ort mit ganz viel Geschichte. Wer dorthin möchte, wird nicht nur von der spektakulären Aussicht fasziniert sein, sondern bestimmt auch nach Pia schauen…
670 Meter hoch ist er, der Borberg. Die stolze Erhebung schmücken Buchen und Eichen, doch seine wahren Schätze sieht nur der, der sich die Mühe macht, hinaufzusteigen. Wer fast oben angekommen ist, wird wohl jedes Mal aufs Neue überwältigt von einem besonderen Anblick: Reste einer terrassenartig angelegten, alten Wallanlage sowie eine Kapelle – und direkt dahinter eine Klippe, von der aus man einen atemberaubenden Blick hat auf das Olsberger Ruhrtal.
Eine Burg aus der Zeit vor Christi Geburt
Wir treffen hier Petra Böddicker-Schramm vom Olsberger Heimatverein. Sie erzählt: „Vermutlich noch vor Christi Geburt wurde hier oben eine erste Burg errichtet. Die ausgezeichnete Weitsicht, damals noch gänzlich ohne den heutzutage üppigen Baumbestand, hat wohl für diesen Standort gesprochen.“ Bilder drängen sich auf von streitwütigen Kämpfern, von Krieg und Verfall. Heute weiß man, dass später im Mittelalter die alte Burganlage durch Karl den Großen bzw. seine Heerführer als Bergfestung mit hoher strategischer Bedeutung aufwendig erneuert und dann von der königlichen Besatzung sowie von durchziehenden Truppen genutzt wurde. Sie diente wohl als wichtige Etappenstation und zur Verteidigung des Passes der Ruhr-Diemel-Straße.
Karl der Große baute hier die erste Kirche der Region
„In dieser karolingischen Zeit wurde dort oben auch eine Kapelle erbaut – die allererste Kirche im oberen Ruhrtal – und der Ausgangspunkt für die Verbreitung des christlichen Glaubens in der Region. Der von Olsberg zur Burg aufsteigende Fußpfad wird noch heute als „Glockenpfad“ bezeichnet und erinnert an den Ruf der ersten Gläubigen durch die alten Glocken“, weiß Böddicker-Schramm.
Beeindruckend – auch heute noch
Nach dem Abzug der Truppen muss die Burg irgendwann wieder zerstört worden sein. Heute sieht man noch die Ruinenreste und den quadratischen Mauergrundriss – ein Anblick, der zugegebenermaßen beeindruckt. Bei Ausgrabungen des LWL vor einigen Jahren wurde Interessantes und Alltägliches aus der karolingischen Zeit entdeckt. Petra Böddicker Schramm schmunzelt: „Unter den Soldaten müssen auch gerissene Halunken gewesen sein. Ein besonderer Fund war beispielsweise ein Würfel, der seinem Besitzer nur Sechsen bescherte, egal, wie der Würfel geworfen wurde.“ Fast könnte man dieses Exemplar ein mittelalterliches Meisterstück nennen.
Eine neue Kapelle nach dem 1. Weltkrieg
Anders als die Burg überlebte die Kirche vermutlich bis ins 17. Jahrhundert. Man geht davon aus, dass sich seinerzeit ein kleines Nonnenkloster dort oben ansiedelte, auf das wir noch zu sprechen kommen werden. Sowohl Kapelle als auch Kloster sind inzwischen längst Geschichte. Aber 1924/25 wurde auf dem alten Platz eine neue Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes, der Königin des Friedens, errichtet. Die Erbauer hatten nach dem 1. Weltkrieg ein Gotteshaus an geschichtsträchtiger Stätte mit Mahnung zum Frieden im Inneren, in der Familie und in den Gemeinden im Sinn, verbunden mit der Bitte um Frieden für die gefallenen Söhne der Heimat. Auch heute noch finden hier Maiandachten und Messen zu besonderen kirchlichen Feiertagen statt.
Wahrheit oder Sage?
Und richtig, liebe Leser, Sie fragen sich schon die ganze Zeit, wann denn nun Pia ins Spiel kommt. Genau jetzt! Einer Sage nach war Pia eine Tochter des Bruchhauser Barons, die als junge Frau dort oben als Nonne im besagten Kloster lebte. Als ihr eines Tages von ihrem Orden untersagt wurde, an der Trauung ihrer Lieblingsschwester teilzunehmen, schlich sie sich aus dem Kloster und mischte sich heimlich unter die Kirchenbesucher in Bruchhausen. Auf dem Rückweg bereute sie ihr Verhalten und bat Gott um eine Strafe. Daraufhin zerstörte ein Gewitter einen der Bruchhauser Steine und begrub Pia unter den Trümmern. Seitdem, so erzählt die Sage, wurde sie immer wieder als weiße Frau im Wald auf dem Borberg gesichtet. Sie beschützt und hilft Menschen in Not oder warnt vor Unheil. Kein Grund zur Sorge also, wenn man durch die Wälder des Borbergs streift und ein unerklärliches Rascheln hört, eine leise Stimme im Wind wahrnimmt oder ganz kurz einen hellen Schatten im Augenwinkel zu sehen glaubt. Pia liebt den Borberg und die gutherzigen Besucher dieses Seelenortes.