Pferde, Schafe, Kettcars – und der Sieg gegen die Niederlande

Nicolas und Klara erklären uns Waldhausen

Die Familie Jacobs konnte kaum glauben, dass WOLL über Waldhausen berichten möchte. Mit seinen rund 300 Einwohnern, so meinten sie, sei ihr Dorf “wohl zu klein und zu unspektakulär.“ Nicolas, acht Jahre alt, sieht das definitiv positiver als sein Vater Michael und er verspricht: „Waldhausen ist cool, und das werde ich beweisen!“ 

Wir treffen die Familie Jacobs an einem sonnigen Sonntagmorgen im Februar. Es hat geschneit wie lange nicht mehr und Waldhausen ist mit einer dicken, weißen Schneeschicht überzogen. Gemeinsam werden wir eine kleine Tour durch das Dorf unternehmen, allen voran Sohn Nicolas und seine aus dem Nachbarort Sichtigvor angereiste Freundin Klara.  

Lieblingsorte am Pferdestall und hinter der Kapelle 

„Als Erstes müssen wir ein kleines Stückchen aus dem Dorf hinausfahren“, so heißt es. Das Ziel: Der Hof Beele am nördlichsten Punkt Warsteins, wo Katrin Auer mit ihren sechs Pferden Reitvergnügen für Kinder und Erwachsene anbietet. Klara ist hier Stammgast und kennt die Tiere aus dem Effeff, insbesondere das Pony Cindy. „Hier bin ich immer gern“, so die kleine Reiterin, die genau weiß, wie man den Vierbeiner mit Leckerlis zum geduldigen Fotomodel macht.  

Nicolas hingegen sieht seine Kompetenzen im technischen Bereich. Ein Kettcar ist mehr sein Ding. Wie gut, dass vor wenigen Jahren direkt an der Dorfkapelle ein neuer Parkplatz gepflastert wurde. Parkplatz? Welche Verschwendung! Der Platz ist ideal für so manches Kettcar-Rennen unter der Woche, wenn die Gläubigen Waldhausens bei der Arbeit sind. Ohne die Störungen des Durchgangsverkehrs befürchten zu müssen, können hier die heimischen Nachwuchs-Schumis ihre Fähigkeiten optimieren. „Hier in der Kapelle bin ich als Baby getauft worden“, berichtet Nicolas. Die Kapelle wurde sogar nach zwei Schutzpatronen benannt: St. Barbara und St. Antonius. Nicolas Vater rätselt, ob die Entscheidung damals einem sehr fortschrittlichen Gedanken der Gleichberechtigung entsprang. 

24/7-Shopping in Waldhausen 

Früher einmal gab es hier im Dorf alles, was der Mensch zum täglichen Leben benötigte: Einen Tante-Emma-Laden, den man eigentlich Tante-Trude-Laden hätte nennen sollen, ein Friseurgeschäft, eine Tankstelle mit Benzin-Handpumpe und einen Gasthof. Der gehörte sogar Nicolas Familie und sein Opa hatte ihn früher nebenberuflich betrieben. Die WARSTEINER-Laterne am Haus erinnert noch daran. Alle Geschäfte des Dorfes wurden tatsächlich inzwischen geschlossen, dennoch gibt es eine Möglichkeit, sein Taschengeld in Waldhausen loszuwerden: Am Kaugummi-Automaten. Der hängt seit eh und je am Jacobs-Haus und ermöglicht Kindern und sonstigen Shopping-Süchtigen eine gute 24/7-Chance, ihre Cents in Waldhausen loszuwerden.  

Vierbeiner – lebend und als Skulptur 

Waldhausen war in den letzten Jahrzehnten nicht nur von Schließungen betroffen, sondern auch von kreativen Neuerungen. Als Nicolas Opa vor 20 Jahren noch Ortsvorsteher war, hat er sich dort, wo in alter Zeit eine durch Regenwasser vom Haarrücken gespeiste Viehtränke war, für die Neugestaltung des Brunnenplatzes stark gemacht. Klara nimmt ihn an die Hand und zieht ihn mit zur Skulptur einer lebensecht großen Kuh, die den Brunnenplatz ziert – und schon sitzen beide Kinder darauf.  

Als nächstes werden die Tierfiguren gegen lebende Vierbeiner ausgetauscht, denn es geht zum Hof von Thomas Dreischalück. Früher war hier die Dorfschmiede, aber heute kümmert man sich um die Zucht von Schwarzkopfschafen. Besondere Attraktion sind die ganz jungen Lämmer, und unsere beiden Ortsführer sind im Kuschelmodus. Weiteres Highlight des Hofes ist Leo, der fußballbegeisterte Hund des Hauses. „Wenn er einen Ball vor die Schnauze bekommt, dann dribbelt der wie ein Brasilianer“ verrät sein Herrchen stolz. Sachen gibt‘s! 

Mit dem Rad bis zur Mega-Aussicht 

Und so ziehen wir weiter durch Waldhausen, sehen den ältesten Bauernhof aus 1789, das Neubaugebiet an der Schützenhalle und den Spielplatz in der St. Agatha-Straße. Aber was ist denn nun das Allerschönste hier in Waldhausen? Für Klara steht fest: „Das Beste sind die vielen Tiere!“ Und Nicolas? Der schätzt die ungestörten Radtouren, am liebsten mit seinem Vater. „Wir fahren gern in die Höhre bis hin zum Wasserbehälter ganz oben. Wir erfahren, dass dieser auf 327 Metern über NN liegt und damit den höchsten Berg der Niederlande um fünf Meter übertrumpft – sensationeller Rundumblick, z. B. bis in den Teutoburger Wald hinein, inklusive! 

Ein schöner Ausflug an die nördlichste Spitze Warsteins geht zu Ende. Wieder einmal haben wir gelernt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt – und wir wissen dank Klara und Nicolas nun, dass Waldhausen durchaus cool ist!