Quelle: Sven Hasper
Von seiner Arbeit mit der Stimme und der Liebe zum Sauerland
Peter Lontzek begeistert als Sprecher und Erzähler in Filmen, Serien, Hörbüchern und Dokumentationen. Bekannten Figuren wie Loki oder Baymax hat er seine Stimme geliehen und als gebürtiger Sauerländer kommt er gerne in die Heimat zurück.
WOLL: Sie kommen ja gebürtig aus dem Sauerland, was verbinden Sie mit der Heimat?
Peter Lontzek: Meine Kindheit, meine Jugend, Familie und Freunde. Aufwachsen mit den Jahreszeiten würde ich sagen. Heimat ist für mich immer das Sauerland geblieben.
WOLL: Was ist denn Ihr Lieblingsort im Sauerland.
Peter Lontzek: (lacht) Also ich bin in Olpe geboren und in Schmallenberg aufgewachsen und mein Lieblingsort bleibt mein Heimatort Schmallenberg. Ich bin da zur Schule gegangen, habe in diversen Bands viel Musik gemacht und Theater gespielt. Das sind Erinnerungen, die für mich mit dieser Stadt verbunden sind.
WOLL: Wie sind sie zu der Arbeit als Synchronsprecher beziehungsweise zu dem Beruf als Sprecher gekommen?
Peter Lontzek: Während der Schauspielschule habe ich schon immer viele Hörspiele und auch Hörbücher gehört. Es gab damals ein öffentliches Casting für eine Hörspielreihe, TKKG, da habe ich dann eine Rolle bekommen. Ich interessiere mich sowieso sehr stark für Sprache und Literatur und habe gemerkt, dass ich auf jeden Fall mit der Stimme arbeiten möchte.
WOLL: Welche Herausforderungen gibt es bei der Synchronisation im Vergleich zur Arbeit als Schauspieler?
Peter Lontzek: Eine Herausforderung ist, dass mein eigener Körper nicht zu sehen ist und ich das Spiel nur über die Stimme transportiere. Die andere Herausforderung ist, dass die Synchronarbeit eine sehr schnelle Arbeit geworden ist. Ich synchronisiere einen Film in wenigen Tagen, für den ein Originalschauspieler Wochen oder Monate dreht und sich vorbereitet. Ich werde also unvorbereitet in eine Situation geschmissen und muss sie darstellen.
WOLL: Was ist für Sie das Spannendste an ihrem Beruf?
Peter Lontzek: Das Spannendste sind die Menschen, weil ich dadurch, dass ich viel in verschiedenen Studios unterwegs bin, sehr viele Menschen treffe. Beim Synchron speziell finde ich am spannendsten, wie etwas gedreht ist. Wenn ich zum Beispiel Tom Hiddleston, einen sehr vielseitigen Schauspieler, synchronisiere, ist es interessant zu sehen, was man sich hat einfallen lassen und wie es umgesetzt ist.
WOLL: Welche von Ihren vielen verschiedenen Aufgaben macht Ihnen am meisten Spaß?
Peter Lontzek: Mir macht die Abwechslung am meisten Spaß. Ich habe dieses Jahr schon sehr viele Hörbücher gelesen, nächste Woche mache ich wieder ein Hörspiel. Jeder Aufgabenbereich ist immer mit verschiedenen Menschen verbunden. Beim Nachrichtensender sind es die Redakteure, beim Hörbuch die Verlage und beim Synchron sind es die Filmschaffenden. Ich brauche diese Abwechslung, um frisch und kreativ zu bleiben.
WOLL: Gibt es bestimmte Rollen, die sie besonders gerne synchronisieren?
Peter Lontzek: Unabhängig des kommerziellen Erfolgs, finde ich Tom Hiddleston einen sehr guten Schauspieler. Egal, ob das jetzt die Loki-Serie war, die Thor- und Avengers-Filme oder auch die Krimiserie ‚The Night Manager‘ nach dem John le Carré-Roman. Das hat mir viel Spaß bereitet, weil er sehr große Variationen beherrscht und immer sehr gut vorbereitet ist. Immer da, wo andere eine gute Qualität vorgeben, bin ich herausgefordert. Wenn ich einen Trashfilm synchronisiere, der schlecht gespielt ist, macht mir das auch Spaß, aber da mache ich mein Ding, sodass es für uns in Deutschland gut funktioniert.
WOLL: Gibt es bei der Synchronisation Unterschiede zwischen einem Realfilm wie zum Beispiel bei der „Loki-Serie“ oder bei Animationsfilmen wie „Baymax“?
Peter Lontzek: „Baymax“ ist ein sehr gutes Beispiel, weil die Figur ja nicht mal einen Mund hat (lacht). Die Figur bewegt nicht die Lippen, es ist einfach ein Sprechen in der Haltung. Es muss auch noch ein Roboter sein, der jedoch wieder Sympathien hervorrufen soll. Also darf ich auch nicht wie eine Maschine sprechen, sondern so, dass die Kinder ihn mögen. Grundsätzlich glaube ich, Zeichentrick bedarf eines starken Spiels, weil das Bild an sich viel neutraler oder unbelebter ist. Ein Realschauspieler hat Falten, Mimik, Gestik und Tonfall und der Cartoon lebt nur durch meine Stimme.
WOLL: Was denken Sie, welche Fähigkeiten besonders wichtig sind, damit man ein guter Synchronsprecher wird?
Peter Lontzek: Schnelle Auffassungsgabe, Empathie, Rhythmusgefühl, Gefühlszustände innerhalb kürzester Zeit umsetzen und gut auswendig lernen können.
WOLL: Können Sie schon etwas über neue Projekte sagen, auf die wir uns in nächster Zeit freuen können?
Peter Lontzek: Gerade ist „Stummer Schrei“ von Arne Dahl erschienen, der Auftakt zu seiner neuen Krimiserie. Genauso gerade erschienen ist „Die Dämmerung“ von Marc Raabe. Allein diese Woche sind drei Titel herausgekommen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Unter anderem ein Unterhaltungskrimi von Waldi Lehnertz von „Bares für Rares“ („Mord im Antiquitätenladen“). Außerdem mache ich gerade die Reihe von Cara Hunter mit DI Fawley, tolle britische Krimis mit aktuellen Themen. Also es kommt immer wieder etwas.
WOLL: Gibt es etwas, was sie den WOLL-Leserinnen und -Lesern noch sagen möchten?
Peter Lontzek: Dass sie in einer wunderschönen Umgebung wohnen (lacht), die ich bis heute meine Heimat nenne. Und, dass ich einfach immer wieder gerne dahin zurückkehre. Ich weiß es einfach zu schätzen, dass das meine Heimat ist und dass ich in dieser Umgebung aufgewachsen bin. Ich bin sehr viel in großen Städten unterwegs, aber das Gefühl, sas ich im Sauerland habe, das bleibt einmalig für mein Leben.