Pee Power – Eine besondere Form von Bioenergie

Illustration: Anke Kemper

Eine echte Mutprobe. Eine Männermutprobe wohlgemerkt, ist das Urinieren an den elektrischen Weidezaun. Schließlich könnte den kleinen oder großen Mann ja der Schlag treffen.

Aber ist dem wirklich so? Als Frau hat man da ja so keinerlei Erfahrungswerte …

Nun ist salzhaltiger Urin ein sehr guter elektrischer Leiter. Würde der Harnstrahl aus allernächster Nähe auf den Elektrozaun treffen, könnte es tatsächlich gefährlich werden. Normalerweise wird aber ein gewisser Abstand zum Zaun eingehalten, so dass sich der Harnstrahl schon nach wenigen Zentimetern in viele, kleine Tröpfchen auslöst. (Bitte deshalb immer die Klobrille hochklappen, liebe Herren). Das Urinieren auf den Elektrozaun ist – von einem Restrisiko abgesehen – deshalb ziemlich risikofrei.

Vor einigen Jahren ist es dem englischen Professor Ioannis Ieropoulos mit seinem Team gelungen, aus Urin Energie zu erzeugen, Pee Power (deutsch: Pinkelenergie). Dabei hat er es sich zunutze gemacht, dass Urin, der zu 95 % aus Wasser besteht, einen Anteil von 5 % der für die Stromerzeugung wichtigen Kohlenhydraten besitzt. Die Stromerzeugung erfolgt in einem Keramikzylinder, einer sogenannten „mikrobielle Brennstoffzelle“. Dort sind innen und außen jeweils unterschiedliche Elektroden befestigt. Der Zylinder wird in einen Behälter mit Urin gestellt. Um Strom zu erzeugen, haben Wissenschaftler Bakterien im säurearmen Urin angesiedelt, die sich von Kohlenhydraten ernähren und sie zersetzen. Als Nebenprodukt aus diesen Prozessen entstehen Protonen und Elektronen. Die Elektronen gelangen über einen Draht in die Brennstoffzelle und erzeugen dort ein Übermaß an negativer Ladung. Zum Ausgleich bewegen sich die Protonen durch die Keramikschicht der Brennstoffzellen hindurch – und Strom entsteht.

Durch Nutzung dieser Bioenergie können z. B. LED-Lampen zum Leuchten gebracht werden. Das haben englische Forscher vor kurzem herausgefunden. Auch Handys konnten schon mit Pee Energy geladen werden.

Wichtiger Hinweis: Auch bei dieser Form von Bioenergie muss zunächst eine Umwandlung erfolgen. Der direkte Weg sollte – auch versuchsweise – nicht gewählt werden!