„Panik ist kein guter Ratgeber.“

Was bedeutet die Corona-Krise für Geldanlagen in Aktien und Investmentfonds?

Die Angst vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat zu Kurseinbrüchen an den internationalen Aktienmärkten geführt. Zwischenzeitlich steigen die Börsenkurse wieder. WOLL sprach mit Markus Schauerte und Boris Vogel, Privatkundenbetreuer der Volksbank Bigge-Lenne, darüber, was sie Privatanlegern in dieser Situation raten.

Was empfehlen Sie derzeit Ihren Kunden, die in Aktien und Fonds investiert haben oder dies planen?
Markus Schauerte:
Welche Anlagestrategie in der jetzigen Situation die richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Risikobereitschaft oder dem Anlagehorizont des Anlegers. Für Kunden, die bislang kaum oder gar keine Aktien besitzen, kann es aufgrund des mittlerweile ermäßigten Kursniveaus der Aktienmärkte durchaus interessant sein, erste oder weitere Investitionen zu tätigen. Genauso kann aber auch ein Anleger, der bereits in großem Umfang Aktien hält und sich nun Sorgen um die kurzfristige Entwicklung macht, Erholungsphasen nutzen, um die Depotstruktur der aktuellen Situation anzupassen. Wichtig ist hier, schrittweise vorzugehen und die Anlagebeträge in mehreren Tranchen zu investieren. Panik oder Eile sind in der Corona-Krise keine guten Ratgeber. Mein Tipp an die Anleger: Falls Sie unsicher sind, suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater. Die individuelle Situation des Kunden ist dabei entscheidend. Hierauf gehen wir in der Analyse und der nachfolgenden Empfehlung ein.

Werden sich die Kapitalmärkte wieder erholen?
Markus Schauerte:
Nach den massiven Einbrüchen der Aktienmärkte Mitte März sehen wir nun eine Erholung der Aktienkurse. Für Entspannung sorgen vor allem die billionenschweren Unterstützungs- und Kreditprogramme vieler Staaten und die weiteren geldpolitischen Lockerungen der Notenbanken. Auch die Tatsache, dass sich die COVID-19-Fallzahlen beispielsweise in China und Südkorea deutlich verringert haben und die dortige Wirtschaft nach einem nahezu totalen Stillstand wieder zu einer gewissen Normalität zurückfindet, trägt zu einer Beruhigung der Kapitalmärkte bei. Positiv wirken auch die weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen in weiten Teilen der EU. Die weitere Entwicklung hängt auch vom Vorhandensein von Medikamenten oder besser Impfstoffen ab.

Wann rechnen Sie mit einer nachhaltigen Erholung der Kurse?
Markus Schauerte:
Wir befinden uns nun in einer Rezession. Diese Phase wird noch einige Monate andauern. Mittel- bis längerfristig – und damit meine ich einen Zeithorizont von zwei bis vier Jahren – rechne ich aber damit, dass wir wieder deutlich höhere Kurse an den Weltbörsen erleben werden. Eine Geldanlage in Aktien, Investmentfonds oder in Form einer Vermögensverwaltung bleibt damit langfristig eine sehr gute Möglichkeit, Renditen zu erzielen. Insbesondere, da die zahlreichen Hilfspakete der Regierungen sowie die Maßnahmen der Notenbanken für ein weiterhin historisch niedriges Zinsniveau sprechen. Auch der drastisch eingebrochene Ölpreis deutet nicht auf einen Inflationsdruck hin, der die Zinsen nach oben treibt.

Muss ich Sorge haben, wenn ich an meine private Altersvorsorge denke?
Boris Vogel:
Das hängt natürlich grundsätzlich davon ab, wie Sie Ihre Altersvorsorge aufgebaut haben und ob Sie bereits kurz vor Ihrem Rentenantritt stehen. In jedem Fall lohnt sich ein Beratungsgespräch mit Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater, in dem Sie gemeinsam Ihre persönliche Situation besprechen können. Ich kann Sie aber beruhigen: Eine Altersvorsorge ist in der Regel längerfristig aufgesetzt und ich gehe davon aus, dass es sich bei der Corona-Krise eher um eine Marktverwerfung über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum handeln wird. So könnte die aktuell tiefe Marktphase eventuell sogar positiv für Ihre Altersvorsorge sein, da sich hieraus auch Chancen ergeben, die im Rahmen Ihrer getroffenen Vorsorgeentscheidungen genutzt werden können.

Welche Geldanlageform ist in der jetzigen Phase zu empfehlen?
Boris Vogel:
Geld am Kapitalmarkt anzulegen, empfinden manche Anleger bereits in ruhigen Marktphasen als Herausforderung. Anlagedauer, Anlageziel und Risikoneigung sind grundsätzliche Aspekte, die Privatanleger im Blick haben müssen. Genauso wie die Frage nach dem Einstiegszeitpunkt – gerade wenn es um größere Anlagesummen geht. In turbulenten Zeiten wird es noch komplexer: Denn die Frage nach einem guten Einstiegszeitpunkt drängt sich dann noch mehr in den Vordergrund. Manchmal geraten dadurch die anderen Kriterien aus dem Blick. Wer beispielsweise auf lange Sicht spart und regelmäßig Geld in einem Fondssparplan anlegt, kommt mit etwas Ausdauer auch durch unruhige Zeiten. Das zeigten schon vergangene Krisen und das könnte sich auch aktuell wieder bestätigen. Viele Kunden haben das erkannt. Das Fondssparen ist nach wie vor beliebt.

Warum kommen Anleger mit Investmentfonds gut durch Krisenzeiten?
Markus Schauerte:
Das Prinzip des Fondssparens sorgt dafür, dass Anleger in Zeiten mit einem starken Auf und Ab an der Börse kontinuierlich sparen und auch dann Wertpapiere erwerben, wenn die Preise günstig sind. Das kann sich positiv auf die Wertentwicklung auswirken und hat das langfristige Fondssparen auf diese Weise in der Vergangenheit immer belohnt. Gleichzeitig erleichtert es für die meisten Menschen den Einstieg in die ertragsstärkeren Kapitalmärkte, weil eben die herausfordernde Frage nach dem idealen Einstiegszeitpunkt entfällt. Jedoch gilt auch beim Fondssparen: Es besteht ein Risiko marktbedingter Kursschwankungen sowie ein Ertragsrisiko.

Werden die Zinsen weiterhin niedrig bleiben?
Boris Vogel:
Bereits jetzt wird eine Auswirkung der Corona- Krise besonders deutlich: Experten gehen davon aus, dass uns die niedrigen Zinsen auch in den nächsten Jahren begleiten werden. Sparern werden sich für den langfristigen Vermögensaufbau auf der Zinsseite auch künftig keine Alternativen zum Fondssparplan bieten.

www.volksbank-bigge-lenne.de