Ouvertüren, Zusammenhalt & Strumpfhosen

Quelle: Musikverein Schönholthause

100 Jahre Musikverein Schönholthausen

Der Musikverein Schönholthausen besteht seit hundert Jahren. Das Jubiläum feierten die Musikerinnen und Musiker Anfang Mai über zwei Tage voller Blasmusikklänge in der dortigen Schützenhalle und um diese herum. WOLL hat den runden Geburtstag zum Anlass genommen, sich mit dem ältesten und einem der jüngsten Mitglieder zu unterhalten und ein paar Anekdoten in der Chronik entdeckt.

Reinhard Liek ist mit 70 Jahren das älteste Mitglied im Musikverein Schönholthausen und Lena Schmitte mit 22 Jahren eines der jüngsten. WOLL hat mit ihnen gesprochen, über ihre Sicht auf das Vereinsleben, ihre Motivation und einiges mehr .

WOLL: Herr Liek wie lange spielen Sie schon im Verein und welches ist Ihr Instrument?

Reinhard Liek: 1988 bin ich dem Musikverein Schönholthausen beigetreten habe aber bereits 1965 im Feuerwehrmusikzug Heggen angefangen Flügelhorn und Trompete zu spielen, da ich gebürtig aus Illeschlade komme. Ich habe lange in beiden Vereinen gleichzeitig musiziert aber irgendwann wurde es mir zu viel.

WOLL: Was war Ihr schönstes Erlebnis im Verein?

Reinhard Liek: Besondere Momente sind immer, wenn wir anspruchsvolle Ouvertüren proben, wir es dann packen und das Zusammenspiel schön klingt.

WOLL: Was hat sich geändert im Laufe der Jahre?

Reinhard Liek: Die Art der Musik hat sich verändert. Früher spielten wir ausschließlich Märsche, Ouvertüren und Walzer, heute oft moderne Pop- und Filmmusik. Und die Ausbildung ist professioneller geworden zum Beispiel durch die D-Lehrgänge.

WOLL: Welche Probleme machen dem Musikverein zu schaffen und wie versucht ihr diese zu lösen?

Reinhard Liek: Die größte Schwierigkeit bei uns ist mangelnder Nachwuchs und die gehobene Altersstruktur. Besetzungsprobleme bei Auftritten sind überall die Regel. Aber diese lösen wir im Sauerland ganz gut. Hier helfen wir uns gegenseitig aus.

WOLL: Kinder haben heute viele Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten. Wie argumentieren Sie pro Musikverein?

Reinhard Liek: Wenn Kinder alleine ein Instrument lernen, bleiben sie oft nicht am Ball. Mehrere Kinder zusammen motivieren sich gegenseitig. Sie erleben Gemeinschaft im Verein. Zudem dürfen sie hier früh bei Martinszügen mitspielen. Das gefällt ihnen gut.

WOLL: Nun zu einer der jüngsten, aktiven Musikerin im Verein. Frau Schmitte, wie sind Sie darauf gekommen im Musikverein Schönholthausen mitzuspielen?

Lena Schmitte: Ich hab mit der Musik in der Sauerlandkapelle in Bracht angefangen, da ich aus Bracht komme. Durch meinen Onkel Torsten Schmitte, der unser Dirigent ist, war ich 2019 bei meiner ersten Probe in Schönholthausen und im August 2021 bin ich offiziell eingetreten. Ich spiele in beiden Vereinen mit.

WOLL: Welches Instrument spielen Sie und warum gerade dieses?

Lena Schmitte: Mein Instrument ist die Tuba. Ich konnte alle Instrumente im Instrumentenkarussell nach der zweijährigen Grundausbildung kennenlernen. Als Kind hatte ich einen starken Überbiss. Deshalb passte Tuba besser. Zudem hat mich Torsten von dem Instrument überzeugt, da es nur wenige spielen und in den Vereinen gefragt ist.

WOLL: Was gefällt Ihnen persönlich im Musikverein am besten? Was motiviert Sie?

Lena Schmitte: Besonders zu schätzen weiß ich neben dem Musikmachen den Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl. Nach dem frühen Tod meiner Mutter hab ich im Verein besonderen Rückhalt gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar. Motivierend finde ich es, wenn uns anspruchsvolle Stücke zugetraut werden und diese letztlich harmonisch klingen – mein persönliches Highlight „Euphoria“ von Martin Scharnagl bei unserem Jubiläumskonzert.

WOLL: Wie ist es euch im Verein während der Coronazeit ergangen? 

Lena Schmitte: Außerhalb der Lockdowns fanden die Proben mit viel Abstand in großen Räumen statt. Wir haben Feinstrumpfhosen über die Trichter gezogen, um den Aerosolausstoß zu verringern.

Quelle: Musikverein Schönholthause

WOLL: Wo können Euch die WOLL-Leser in diesem Jahr spielen hören?

Lena Schmitte: Im Sommer nehmen wir am Festzug auf dem Schützenfest in Serkenrode und Schönholthausen/Ostentrop teil, sind die Festmusik beim Brachter Schützenfest und spielen auf dem Dorffest in Schönholthausen. Im Herbst musizieren wir auf dem Herbstfestival Schönholthausen/Ostentrop und im Winter auf dem Weihnachtsmarkt in Finnentrop. Hinzu kommen Martinsumzüge und kleinere Auftritte.

Viel Erfolg dabei und vielen Dank für das Gespräch!

Zwei Anekdoten aus der Geschichte des Vereins:

In den Anfängen gab es Schwierigkeiten, Instrumente zu beschaffen. Einmal wurde eine große Trommel während einer „Bierreise“ zweier Musiker im oberen Sauerland beschafft. Da alle Wege zu Fuß gemacht wurden, wanderten sie mit Trommel nach Hause. Sie kürzen die Strecke über die Bahngleise in Kückelheim ab. Bei einer Rast rollte die Trommel einen steilen Hang hinunter und sie waren froh und wieder nüchtern, als sie sie nach langem Suchen unbeschadet wiederfanden.

Langenei Schützenfest Ende der 90er Jahre: Nachts fand ein Festzug von der Halle zur Kirche statt, um dort den Zapfenstreich zu spielen. Nachdem der Zug zirka 50 Meter aus der Halle marschiert war, musste er auf der Hauptstraße einen 90 Grad Knick nach links in Richtung Kirche machen. Dieser Knick war aber für den Tubisten nach dem langen Schützenfesttag nicht mehr durchführbar, so marschierte er einfach geradeaus und verschwand in der Dunkelheit. Ob er dort ein Privatständchen gespielt hat, bleibt bis heute sein Geheimnis. Später saß er zufrieden lächelnd im Bus.