Ortsheimatpfleger: „Nicht nur Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart festhalten“

Quelle: Stadt Meschede

Wie haben die Menschen vergangener Generationen, vielleicht sogar vor hunderten Jahren, in den heimischen Orten gelebt, gearbeitet, gefeiert? Was hat sie bewegt – und was haben sie bewegt? „Je tiefer ich in solche Themen eingestiegen bin, desto neugieriger bin ich geworden“, sagt Elmar Kersting, Ortsheimatpfleger in Olpe. Neugier auf Ortsgeschichte ist eine Eigenschaft, welche die Ortsheimatpfleger in der Stadt Meschede mitbringen. Eine andere: Großes Engagement.

Jetzt trafen sich die Ortsheimatpfleger des Mescheder Stadtgebietes im Rathaus. „Ohne Ihr Engagement würde viel von der Geschichte unserer Ortschaften und der Kernstadt verloren gehen“, würdigte Bürgermeister Christoph Weber ihr Wirken: „Insbesondere für unsere Jugend und alle nachfolgenden Generationen ist es wichtig, dieses Wissen zu erhalten.“ Die Aufgaben eines Ortsheimatpflegers sind vielfältig. Unter anderem gehören dazu die Bereiche Natur und Landschaft, Ortsgeschichte, Boden- und Baudenkmalpflege, Baupflege, Volkskunde, Schrifttum sowie die niederdeutsche Sprachpflege.

Die Essenz dieses breiten Arbeitsspektrums: „Erinnerung lebendig halten“, betont Franz Ferdinand Rammrath, Ortsheimatpfleger in Grevenstein. Gespräche mit älteren Familienangehörigen haben in ihm das Interesse an Heimatgeschichte geweckt: „Wer war wann auf welchen Hofstellen – und was hat man dort erlebt?“ Lokale Geschichte ist immer auch wie ein Puzzle – und viele Puzzleteile schlummern in den Familien. „Wenn Oma den Schuhkarton mit den Fotos geholt hat, hat man auch immer etwas gefunden“, berichtet Heinz Padberg, Ortsheimatpfleger in Calle. Als er 1980 neuer Schulleiter in Calle wurde, stand die Arbeit an einer neuen Ortschronik an: „Es wurde mit der Zeit immer spannender – Geschichte fesselt mich heute noch.“

Besonders freut es Heinz Padberg, wenn man dieses Wissen weitergeben kann – etwa beim „Tag des offenen Denkmals“ in Form von Führungen in der Kirche oder in der Kapelle auf dem Halloh: „Man ist erstaunt, wie interessiert die Leute sind.“ Schließlich ist man als Ortsheimatpfleger niemals „Einzelkämpfer“. Die Corona-Pandemie mit dem Wegfall von Vereinstreffen und Kontaktbeschränkungen sei deshalb eine besondere Herausforderung, so Fritz Rottmann, Ortsheimatpfleger in Remblinghausen: „Das ist eine schwierige Zeit.“

Und dennoch: Auch das, was jetzt passiert, wird irgendwann zur Heimatgeschichte, betont Achim Rothe, Ortsheimatpfleger in Eversberg: „Wir müssen nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart für die Zukunft festhalten.“ Dies spiegele sich auch im historischen Ortskern Eversbergs – Achim Rothe: „Der liegt mir besonders am Herzen.“ Wer den Ortskern für die Zukunft erhalten wolle, müsse insbesondere junge Bewohner für dieses Thema sensibilisieren und dabei helfen, Lösungen für die Zukunft zu entwickeln – „in der Bezeichnung steckt ja nicht nur Heimat, sondern auch Pfleger.“

Diese Erfahrung hat auch Friedrich Nagel, Ortsheimatpfleger in Berge, gemacht. Die alten, bereits archivierten Urkunden bleiben sowieso erhalten, habe er in der Denkmalbehörde in Münster zu hören bekommen: „Schreiben Sie auf, was jetzt im Ort passiert, damit es dokumentiert wird.“ Und irgendwann fange jeder einmal an, sich für die „Vergangenheit vor Ort“ zu interessieren, weiß Elmar Kersting: „Das Interesse an Orts- und Heimatgeschichte wächst mit dem Lebensalter.“ Auch Franz Ferdinand Ramrath meint: „Ahnen- und Familienforschung wird immer aktuell sein.“

Denn letztlich gehe es bei der Ortsgeschichte immer um Menschen, die hier gelebt haben, betont auch Bürgermeister Christoph Weber. Das Spannendste seien die Geschichten, die vor Ort erzählt werden, so Christoph Weber: „Jeder Ort hat faszinierende Geschichten, die ihn einzigartig machen.“ Ortsheimatpfleger seien Chronisten und Hüter dieser (Orts-)Geschichten: „Deshalb schätze ich Ihre Arbeit besonders.“