Orgel-CD mit Viola als Melodieinstrument auf der Ibach-Orgel in Fleckenberg eingespielt

Ibach-Orgel Fleckenberg

Quelle: Pfarrkirche Fleckenberg

Die Orgel der Pfarrkirche Fleckenberg wurde 1865 von der Orgelbaufirma „Adolph Ibach & Söhne“ aus Wuppertal-Barmen als op. 114 für die Synagoge in Aachen gebaut. Sogenannte Synagogenorgeln verbreiteten sich erst ab 1845 (zweite deutsche Rabbinerversammlung) in reformorientierten jüdischen Gemeinden als Begleitinstrumente für die Liturgie. Orthodoxe Gemeinden lehnten Orgeln strikt ab.

Da im Jahr 1905 eine neue Orgel für die Synagoge in Aachen angeschafft wurde, kam die Ibach-Orgel durch Ernst Tennstädt (Orgelbaubetrieb aus Lippstadt) im Jahr 1906 in die neu erbaute Pfarrkirche St. Antonius in Fleckenberg. Durch diesen Umstand entging sie der Zerstörung durch die Nazis in der Pogromnacht am 9. November 1938 und ist daher eine der wenigen erhaltenen Synagogenorgeln in Deutschland. In Fleckenberg war die besondere Geschichte der Orgel viele Jahrzehnte nicht bekannt. Erst in den 1990er Jahren, als das Instrument starke Schäden aufwies, wurde die Herkunft und Besonderheit der Orgel einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und es kam unter Pfarrer Winfried Wirtz zu einer umfangreichen Restaurierung des Instruments durch den Orgelbaubetrieb Kreienbrink.

Ibach Orgel FleckenbergQuelle: Pfarrkirche Fleckenberg
Ibach-Orgel, Fleckenberg

Synagogenorgel

Die Wiedereinweihung der Orgel, die weitestgehend in den Originalzustand von 1865 zurückgeführt wurde, fand am Palmsonntag des Jahres 2000 statt. Im Rahmen des Spirituellen Sommers 2016 kam es zu ersten Kontakten mit dem jüdischen Ukrainer Semjon Kalinowsky, der seit vielen Jahren in Lübeck an der Ostsee lebt und sich dem Auffinden und der Aufführung jüdischer Musik des 19. und 20. Jahrhunderts verschrieben hat. Kalinowsky hatte Kenntnis von der besonderen Geschichte unserer Orgel erlangt und die Durchführung eines Konzertes vorgeschlagen. Dieses Konzert für Orgel und Viola fand im August 2016 unter dem Titel „Lux Aeternum – Kirche trifft Synagoge“ mit Organist Paul Kayser aus Luxemburg statt.

Wiederholung geplant

Schon im Jahr 2019 schilderte Semjon Kalinowsky seinen neuen Plan, eine CD mit typischer Musik für unsere Orgel aufnehmen zu wollen. Durch die finanzielle Unterstützung der „Bürgestiftung der Stadtsparkasse Schmallenberg“, des „Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen“ und der „Ursula Lachnit-Fixxon Stiftung, Berlin“ fanden am 06. und 07. September 2021 die Aufnahmen statt.

Die CD „Bible Poems“, die einen Querschnitt mit Kompositionen und Komponisten der nur kurz währenden (1845 – 1938) Blüte jüdischer Orgelmusik in Deutschland zeigt. Die meisten Komponisten sind in den 1930er Jahren vor den Nazis aus Deutschland geflohen und haben u.a. in Amerika weitergearbeitet, jedoch dort nicht die gleichen Bedingungen für den besonderen Musikstil vorgefunden, der in Deutschland vorhanden war.

CD Bible PoemsQuelle: Frank Hanses
CD Bible Poems

Ibach-Orgel als Begleitinstrument

Durch die Tatsache, dass die Viola als Melodieinstrument eingesetzt wird, entfaltet sich die besondere Stärke der Ibach-Orgel als Begleitinstrument. Als solches wurde sie ja ursprünglich für die Synagoge gebaut.

Die CD ist ab sofort gegen eine Spende im Schriftenstand der Pfarrkirche in Fleckenberg erhältlich.

Ein besonderer Dank gilt den Künstlern Semjon Kalinowsky, zu dem mittlerweile eine Freundschaft entstanden ist und Herrn Prof. Torsten Laux als Organist. Weiterhin danken die Fleckenberger Orgelfreunde Toms Spogis von der Firma ambiente audio, der die Produktion technisch und künstlerisch sehr gut umgesetzt hat.

Quelle: Frank Hanses