Offener Brief von Sauerländer Gastronomen an die Bundeskanzlerin und den NRW-Ministerpräsidenten

Foto: Bergdorf Liebesgrün

Quelle: LiebesGrün

In einem offenen Brief wendet sich die Sauerländer Initiative #aufstehengastgeber – Für die Zukunft von Gastgewerbe und Tourismus an die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet. Außerdem wurde der Brief auch an die Gesundheits- und Wirtschaftsminister des Bundes und des Landes NRW sowie die Mitglieder des Bundestages und des Landtages NRW und die Mitglieder des Bundesausschusses für Tourismus und Wirtschaft geschickt.

„Fahren auf Sicht“ verunsichert Menschen

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,  

nach fast sieben Monaten Schließzeit dürfen wir endlich wieder Urlaubsgäste aufnehmen. Dies gibt uns zumindest für den Moment ein Stück Entspannung. Die Reservierungen unserer Gäste nehmen zu und unsere Mitarbeitenden können nach und nach wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Überbrückungshilfen und KuG-Regelungen wurden verlängert, sodass hier für die nächsten Monate noch Hilfen vom Bund zur Verfügung stehen.

Jedoch wäre es fatal, zu glauben, dass sich durch die Öffnung der Betriebe die gravierenden Auswirkungen der Pandemie erledigt haben und alles seinen normalen Gang geht!

Beiliegend senden wir Ihnen die aktualisierte Aufgabenliste für verantwortungsvolle Politik, die Ihnen zeigt, wie viele Themen mit Blick auf diese Krise noch zu lösen sind.

So appellieren wir nachdrücklich an Sie, den Sommer zu nutzen und tragfähige Konzepte zu erarbeiten, die das Land für den Herbst und zukünftige pandemische Lagen rüstet. Denn durch Virus-Mutanten bleibt die Lage weiterhin unkalkulierbar und angespannt.

In diesen Konzepten gilt es die Erfahrungen aus 2020 und 2021 zu berücksichtigen. So können zum Beispiel Branchen, die nachweislich keine Infektionstreiber sind und sehr gute Hygienekonzepte haben, Teil der Lösung sein, um Betriebsschließungen zu vermeiden. Sollten diese aufgrund einer besonders schweren Lage unumgänglich sein, dann müssen gleichzeitig Entschädigungszusagen im Infektionsschutzgesetz verankert werden. 

Im letzten Sommer hat die Politik wertvolle Monate verstreichen lassen und sich nicht um wesentliche Prozesse gekümmert, obwohl abzusehen war, dass sich die Situation zum Herbst nochmals zuspitzen würde. So hätte z.B. die extrem verzögerte Auszahlung der Hilfen vermieden werden können, wenn man bereits an einer entsprechenden Infrastruktur gearbeitet hätte. Und die Digitalisierung der Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter hätte ebenfalls in der Zeit vorangetrieben werden können. Selbst jetzt haben scheinbar noch nicht alle Gesundheitsämter ihre Abläufe auf das einheitliche System umgestellt. Auch in diesem Sommer ist klar, dass der Herbst nochmals kritisch wird. Die Delta-Variante ist bereits auf dem Vormarsch.

Agieren Sie bitte jetzt und kümmern Sie sich pro aktiv um Konzepte und Prozesse, die greifen, wenn die Inzidenzen wieder steigen sollten!

Das „Fahren auf Sicht“, wie es in den letzten Monaten gehandhabt wurde, verunsichert Menschen und Unternehmen. Es führte zu einem ständigen Hin und Her von Maßnahmen, die teilweise niemand mehr nachvollziehen konnte. So war Urlaubsgästen sehr schwer zu vermitteln, warum sie selbst bei einer Inzidenz < 100 nur in der Außengastronomie zu Abend essen durften, während Geschäftsreisenden eine Mahlzeit im Restaurant erlaubt war.

Wir, unsere gesamte Branche, müssen wissen, was uns (im Herbst) erwartet! Wir brauchen für die Zukunft Maßnahmenpläne, die differenziert, risikobasiert und auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgebaut sind. Andernfalls wird unsere Branche bei der nächsten Welle wieder komplett geschlossen und wir werden wieder auf unbestimmte Zeit im Lockdown verharren, mit all seinen gravierenden Folgen. 

Und die Zeit drängt! 

Die Maßnahmenpläne müssen jetzt im Frühsommer 2021 entwickelt werden, denn in der Zeit des Wahlkampfs, der Bundestagswahl und in der Zeit der Regierungsbildung mit u. U. neuen politischen Mehrheiten wird dies nicht leistbar sein. Sie tragen die Verantwortung für unsere Zukunft!

Für Fragen und persönliche Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung.

Im Namen der Initiative
Andreas Deimann           Ralf Blümer                      Elke Stahlmecke    
Hotel Deimann                Bergdorf Liebesgrün       Die Sterne im Sauerland

Nur 2 von 18 Forderungen erledigt

In einer Aufgabenliste für verantwortungsvolle Politik hat die Initiative in vier Blöcken insgesamt 18 konkrete Forderungen an die Politik gestellt. Mit Stand per 21. Juni 2021 sind nur zwei davon, aus Sicht von #aufstehengastgeber, erfüllt. Bleibt die Fragen, ob der Offene Brief an die verantwortlichen Politiker im Bund und im Land Wirkung zeigt und zumindest eine offizielle Reaktion aus Berlin oder Düsseldorf zu vernehmen ist.

AufgabenlisteQuelle: Woll-Magazin online
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