Golddorf mit Perspektiven
Vor 36 Jahren ist Schmallenberg-Oberhenneborn zu einem der attraktivsten Dörfer Deutschlands gewählt worden. Die Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ war damals eine große Überraschung – besonders für die Oberhenneborner selbst. Denn sie hatten eigentlich nicht mehr getan, als die Schönheit ihrer Heimat ins rechte Licht zu setzen. Und damit haben sie auch heute noch Erfolg…
Die Augen glänzen noch wie damals, wenn Annette Göddeke von der Preisverleihung in Berlin erzählt: Fünf Jahre lang hatten die Oberhenneborner immer wieder am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teilgenommen, jedes Jahr war man dem großen Ziel ein Stück nähergekommen. 1985 gelang dann der große Coup. Bundesgolddorf – Oberhenneborn gehörte zu den 13 schönsten Dörfern Deutschlands. „Morgens um acht kriegten wir den Anruf“, erinnert sich die damalige Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins, „danach war hier Ausnahmezustand!“ Oberhenneborner, die bereits auf dem Weg zu Arbeit waren, kehrten wieder um, die Kirchenglocken läuteten, der Schützenverein ließ Böllerschüsse los.
Alles begann in der Dorfkneipe
Ohne das gemütliche Frauen-Treffen in „Wüllners Landgasthof“ wäre es wohl nie soweit gekommen. Der damalige Ortsvorsteher fragte Anfang der 1980er-Jahre vorsichtig nach, ob denn nicht eine der Damen ein bisschen Zeit hätte, etwas fürs Dorf zu tun. „Wenn, dann alle von uns!“ war die Antwort, und die Keimzelle des Dorfverschönerungsvereins war geboren. Alle weiteren Planungen liefen dann auch in der Kneipe zusammen, hauptsächlich beim sonntäglichen Frühschoppen. Der war gesetzt: Pünktlich nach dem letzten Lied in der Messe ging’s zu „Wüllners“, Warsteiner und Veltins vom Fass, die dunklen Zigarren machten rechts vom Tresen die Runde, die hellen links rum.
Feuchtbiotope, Unkraut und Kopfsteinpflaster
„Wir hatten Glück, dass damals ein Umdenken im Wettbewerb stattfand“, erinnert sich Annette Göddeke, „zuvor sollten sich die Dörfer zu einer Art Kurort
entwickeln. Jetzt rückte die Natur, das Dorf als Lebensraum in den Mittelpunkt“. Das gefiel den Oberhennebornern und sie legten los: Wilde Wiesen wurden angelegt, Feuchtbiotope, das alte Kopfsteinpflaster unter der dicken Asphaltdecke hervorgeholt. „Wir haben etwas für uns, fürs Dorf gemacht, und das hat wohl letztlich den Ausschlag gegeben!“ sind sich die Oberhenneborner sicher.
Ein Dorf voller (Foto)Perspektiven
Den Schwung aus der Wettbewerbszeit haben sie ins Heute mitgenommen. Medaillen hat es zwar nicht mehr gegeben, aber das Dorf hat sich behutsam weiterentwickelt. Zahlreiche Wanderrouten sind entstanden, wie zum Beispiel die Golddorf-Route mit Bienenlehrpfad und – als letztes Projekt – die Fotoroute.
Auf dem Rundwanderweg hat der renommierte Landschaftsfotograf Klaus-Peter Kappest besonders reizvolle Stellen zum Fotografieren ausgesucht, auf Schildern gibt er dort Tipps für optimale Aufnahmen. Der Clou sind fest installierte Stative, an denen jeder sein Handy oder Fotoapparat festmachen kann. Wer will, kann auch eine Fototour mit dem Meister selbst buchen.
Biertresor für Jedermann
Als Geheimtipp entlang der Wanderwege gilt allerdings der Osterfeuerplatz. Hier hat Annette Göddeke an ihrem Lieblingsort einen kleinen unterirdischen Getränkevorrat angelegt. Bier, Limo, Cola und Wasser, alles da für Jedermann. Die Kasse ist ein kleines Kästchen und Vertrauenssache. Bodenständiger Charme im besten Sinne des Wortes. Und so wollen die Oberhenneborner ihren Ort weiter pflegen. Vielleicht reicht’s ja dann doch noch mal für Böllerschüsse und Glockenläuten. Irgendwann…