Nomen est omen

Von Heiligen, Schwänen und Löwen

Es gibt scheinbar banale aber auch spannende Fragen, die einem am Wegesrand oder besser gesagt am Straßenrand begegnen. Eine dieser Fragen ist: „Woher kommen die Namen unserer Apotheken?“ Wir sind dem nachgegangen und haben uns in unserer Region Schmallenberg und Eslohe umgesehen.

Zurück zur Historie

Was die Namensgebung angeht, waren und sind die Apotheker in Deutschland immer noch sehr traditionell. Zu ernst ist wohl das Thema, denn es geht hierbei um das wichtigste Gut des Menschen – um die Gesundheit. Auch muss man die lange Geschichte des Apothekerstands in die Betrachtung einbeziehen, die um das Jahr 1240 begann. Da nämlich erließ Kaiser Friedrich II. eine so genannte Medizinalverordnung, die das Betätigungsfeld eines Arztes von dem eines Apothekers klar abgrenzte. Die verheerenden Seuchen des 14. Jahrhunderts, vor allem die Schwarze Pest, führte nicht nur zu einer starken Vermehrung der Apotheken, sondern zugleich veränderte sich ihr äußeres Erscheinungsbild, vom mobilen Verkaufsstand hin zum festen Ladengeschäft, oft mit einer eigenen Werkstatt, in der Arzneien hergestellt wurden. Die Industrialisierung brachte es mit sich, dass Medikamente zunehmend in Fabriken hergestellt wurden. Der Apotheker von heute stellt nur noch kleine Mengen an Salben, Tinkturen und Arzneien auf Rezept des Arztes her. Die Kernkompetenz liegt in der Beratung des Patienten. So viel in fast 800 Jahren auch geschehen ist, so lassen sich die gängigen Apothekennamen auch heute noch in der Regel in vier verschiedene Kategorien einteilen: Heilige, Tiere, Orte und Pflanzen.

Sieben Namen – von jedem Etwas

Die Betrachtung unserer heimischen sieben Apotheken unterstreicht diese Einteilung. Heilige haben auch wir vorzuweisen. Wie die Marien-Apotheke in Schmallenberg. Eindeutig belegt ist es nicht, aber man vermutet, dass dieser Name, neben der Mutter Gottes, auch etwas mit dem Namen der Gründerin zu tun haben könnte, denn 1963 wurde die Apotheke von Mia (Maria) Toelle gegründet. Unser nächster, in diesem Zusammenhang vertretener, Heiliger ist St. Valentin. Heute in erster Linie als Schutzpatron der Liebenden verehrt, wurde er doch früher bei Krankheiten, wie etwa der Epilepsie, um Hilfe gebeten. Die „St. Valentin-Apotheke“ in Schmallenberg wurde 1974 gegründet. Inhaber Martin Sternberg, wählte diesen Namen ganz bewusst und unterstrich damit die Verbundenheit zu seinem Geburtsort Schmallenberg, denn St. Valentin ist der Schutzpatron der Stadt. Einmal im Jahr, um den 14. Februar herum, findet eine heilige Messfeier und anschließend der St. Valentinsempfang für alle Bürger statt.

In Bad Fredeburg befindet sich die St. Georg-Apotheke. Der Heilige Georg – sein Name steht für Tapferkeit und Nächstenliebe – ist ein guter Namenspatron, wird sich der Gründer der Apotheke, Klaus Hömberg im Jahre 1976 gedacht haben. Zweiter Pluspunkt dieses Namens ist der Umstand, dass auch der Ort Fredeburg diesen Heiligen zum Schutzpatron auserkoren hat.

Was die Kategorie „Tiere“ angeht, haben wir zwei stattliche Exemplare zu bieten. Beide Apotheken sind die ältesten unserer Betrachtung und bestehen jeweils schon seit mehr als 200 Jahren. Es sind die Löwen-Apotheke in Schmallenberg (gegründet 1798) und die Schwanen-Apotheke in Eslohe (gegründet 1810). Die Namensgebung lässt sich, nicht zuletzt wegen der langen Historie, leider nicht mehr nachverfolgen. Doch auch deutschlandweit sind diese Tiernamen oft zu finden. Manchmal lassen sich hier Parallelen zur Theologie feststellen, denn der Bezug zu den Attributen der Evangelisten – wie der Löwe, der mit dem Heiligen Markus verbunden wird, liegt nahe. Neben biblischen sind auch vielfach regionale Bezüge denkbar: Löwen-Apotheken befinden sich oft in Gegenden, in denen der Löwe als Wappentier der Herrschaft verwendet wurde. Adler-Apotheken und Schwanen-Apotheken treten später besonders in unter preußischem Einfluss stehenden Regionen auf, in denen diese Vögel die Wappen schmückten.

WOLL-Redakteurin Andrea Gödde-Kutrieb ist der Herkunft der Apotheken-Namen auf der Spur.

Die Namensherkunft der schon 1924 gegründeten Burg-Apotheke in Bad Fredeburg liegt nahe. Natürlich hat diese mit der im 14. Jahrhundert erbauten „Vredeburg“ zu tun. Heute finden sich nur noch wenige Mauerreste der Burg, die vor einigen hundert Jahren durch mehrere Brände zerstört wurde.

Die Rosen-Apotheke in Eslohe ist in dieser Aufzählung unser jüngstes Mitglied, ist aber auch schon mittlerweile stolze 43 Jahre am Ort etabliert. Es war wohl einfach die Schönheit der Pflanze, welche die Gründerin zu diesem, deutschlandweit sehr häufig verwendeten, Namen inspirierte.

Zeichensprache

Was alle Apotheken in ganz Deutschland verbindet ist das Zeichen „rotes A auf weißem Grund“. Erst seit 1951 gilt dieses bekannte Emblem mit Kelch und Schlange. Der „Giftkelch“ symbolisiert hier die toxischen Stoffe, mit denen der Apotheker gut umzugehen weiß, die Schlange, als Zeichen des antiken Gottes Äskulap, verweist auf die Gesundheits- und Heilkunde.

Zukunftsmusik

Wie es in Zeiten von Onlinehandel und Nachwuchssorgen mit der Zukunft der klassischen Apotheke vor Ort aussieht, wird sich zeigen. „Wir sind auch auf die ärztliche Versorgung angewiesen“, bringt es Armin Hohmann (Burg-Apotheke) auf den Punkt. Denn mit immer weniger Arztpraxen auf dem Land, dezimieren sich auch die Apothekenzahlen. Man setzt auf Kundennähe. „Wir haben einen großen Stammkundenanteil. Man kennt die Patienten und wir haben einen engen Draht zu den Ärzten“, erklärt Martina Vogd von der Marien-Apotheke. Starke Argumente mit denen die Onlineapotheken wohl nicht konkurrieren können.

Abgestimmte Dienstleistungen wie Medikamenten-Lieferdienste bis vor die Haustüre, individuelle Medikationen, abgerundet mit einer vertrauenswürdigen und kompetenten Beratung, Produktvielfalt vor Ort oder kurzen Lieferzeiten, damit hofft man auch in Zukunft beim Kunden zu punkten. Unsere Apotheker vor Ort stellen sich der Zukunft und bürgen für Sicherheit im Medikamentendschungel – mit ihrem guten Namen!