Niemand findet Windräder schön, (aber …)

Quelle: pixabay

Kommentar von Rainer Mohrmann

Wie kaum eine andere Naturkraft wirkt Wind im Sauerland. Mal sanft und säuselnd, mal unbändig und urgewaltig. Die frische, saubere Luft und Luftkurorte sind zu einem Markenzeichen der Region geworden. Wilde Stürme verändern die Landschaft manchmal über Nacht. Kyrill und Frederike sind noch gut in Erinnerung. Nun drohen gigantische Windindustrieanlagen auf den Sauerländer Höhen und in den Sauerländer Wäldern der Natur- und Kulturlandschaft auf lange Zeit einen weithin sichtbaren Stempel aufzudrücken. Gelang es nach Kyrill und Frederike, den Wäldern schnell wieder ein natürliches Aussehen zu geben, und erscheint dies auch nach der Borkenkäferplage gut möglich, wird die Industrialisierung der markanten Höhenzüge und Wälder den faszinierenden Charme des Sauerlandes wohl für immer, zumindest für lange Zeit, zerstören.

Dem in weiten Teilen ideologisch getriebenen Klimaschutz in unserem Land sollen sich Umwelt-, Natur- und Artenschutz ohne Wenn und Aber unterordnen. Ohne Sinn und Verstand. In der einzigartigen Mittelgebirgslandschaft des Sauerlandes sollen dafür in den kommenden Jahren hunderte, wenn nicht sogar tausende bis zu 270 Meter hohe Windindustrieanlagen errichtet werden. Die hierfür erforderliche Fläche, ohne die Zufahrtswege, beträgt nach Angaben von Naturschutzinitiativen etwa sieben Prozent der Gesamtfläche des Hochsauerlandkreises, bezogen auf die überhaupt dafür relevante Fläche über zwanzig Prozent. Die Folge: Vor lauter himmelhohen Windindustrieanlagen wird es kaum eine Stelle im Sauerland geben, von der man einen unverbauten Horizont vor Augen hat. Für die meisten Menschen und für die ins Sauerland kommenden Gäste eine furchtbare Vorstellung. Hinzu kommen die unvorstellbaren, brutalen Eingriffe in die Waldflächen und in die Landschaft mit irreversiblen Schäden im Boden und für die Tier- und Pflanzenwelt. Von den gesundheitlichen Schäden für Mensch und Tier ganz abgesehen.

Dies alles wäre ausreichend genug, um einen sofortigen Stopp aller planerischen und baulichen Maßnahmen für Windindustrieanlagen im Sauerland und in ganz Deutschland zu verhängen. Dazu kommt die Tatsache, dass jede weitere errichtete Windindustrieanlage die Energieproblematik erhöht. Solange Strom aus Windindustrieanlagen nicht gespeichert werden kann, muss für den erzeugten Strom eines neuen Windrades eine herkömmliche Stromerzeugung in gleicher Größenordnung bereitgehalten werden.

Auch ist zu erkennen, welche Politikverdrossenheit von den Befürwortern und Nutznießern der Windindustrieanlagen provoziert wird. Bis zur jüngsten Bundestagswahl galt der Schutz von Natur, Tieren und Pflanzen als eine Art Heiligtum grüner Politik, das für alles herhalten musste, was verhindert oder verboten werden sollte. Auf einmal erklärt Minister Habeck, dass es beim Naturschutz Zugeständnisse geben müsse, um die Ziele der Grünen zur vermeintlichen Luftreinhaltung durchzusetzen. Was kümmert uns der Uhu, warum sollen wir den Bestand des Roten Milans für Europa retten oder Schwarzstörche schützen? Was kümmert uns unser Geschwätz von gestern? Dass es politische Richtungen gibt, die rücksichtslos ihre Vorteile durchsetzen, wird uns in Sachen Naturschutz und Postenvergabe gerade nachhaltig demonstriert. Man sollte es nur nicht öffentlich anprangern. Diesen Arten-Schutz nehmen die Grün-Alternativen für sich in Anspruch. Das Recht ist immer auf ihrer Seite. Da spielt es auch keine Rolle, welche Naturzerstörungen durch die Windindustrieanlagen vorgenommen werden. Dies gilt genauso für die Produktion von Akkus für Elektro-Autos oder die Zerstörung von Natur bei den Zuwegungen zu Windindustrieanlagen. Wie sagte ein namhafter Politiker jüngst, der zum Beziehungsgeflecht der neuen politischen Befehls- und Verbotsstruktur gehört: „Mir ist doch scheißegal, woher der Strom kommt.“ Man darf darauf gespannt sein, woher der Strom für die politisch gewollten Wärmepumpen und parallel dazu zur Aufladung der Akkus für die Elektroautos kommt. „Scheißegal?“

Die Menschen im Sauerland brauchen vollständige Informationen über Für und Wider, Vor- und Nachteile von Windindustrieanlagen. Wir brauchen eine offene und tabufreie Diskussion, ohne Zeitdruck und Drohgebärden aus der Politik.

*Wir benutzen für die geplanten, gigantischen Industriebauwerke bewusst nicht den Begriff „Windräder“ oder „Windenergieanlagen“. Allein der Materialverbrauch einer „Windenergieanlage“ ist vergleichbar mit einem Industriebetrieb. Solche Betriebe dürfen nur in dafür ausgewiesenen Industriegewerbeflächen erbaut werden. Das sollte auch für Windindustrieanlagen gelten. Solche Industriegebäude und -anlagen gehören nicht in die Sauerländer Kultur- und Waldlandschaft. Unabhängig von den übrigen Argumenten, die man gegen Windindustrieanlagen anbringen kann.