Nicht heimisch

Eine Kolumne von Michael Keuthen

Anders sieht es in der Forstwirtschaft aus: Wir unterscheiden immer noch zwischen heimischen, nicht heimischen und fremdländischen Baumarten. In Nordrhein-Westfalen gibt es keine Nadelholzart, die sich einheimisch nennen darf. Unser forstlicher Brotbaum, die Fichte, mit der wir schon über 150 Jahre wirtschaften, oder die Europäische Lärche aus der Alpenregion sind lediglich Wirtschaftsbaumarten. Douglasie und Große Küstentanne gelten als fremdländische Baumarten, die sich hier etabliert haben; trotzdem ist ihnen die Bezeichnung heimisch nicht vergönnt. Bei den Laubholzarten, vor allem der „deutschen“ Eiche und der Buche, „der Mutter des Waldes“, sieht dies anders aus.

Eine Klassengesellschaft in den heimischen Waldungen auf Grundlage politisch gezogener Landesgrenzen? Gerade die „nicht heimischen“ oder „fremdländischen“ Baumarten sind ein wichtiger Baustein einer Klimaanpassungsstrategie für unsere Wälder und sichern die von ihnen ausgehende Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion. In Politik, Wirtschaft und Soziologie sprechen wir von Integration und von Eingliederung. Deshalb lasst uns auch im Wald Willkommenskulturen gründen!