Neues vom Meerschwein

Droht das Ende der Fotografie durch KI-generierte Bilder?

Sauerländer Impressionen fernab jeder Realität – nur aus dem Computer – bieten heute Systeme wie Adobe Firefly und andere KI-Bildgeneratoren. Ein paar Stichworte im Eingabefeld des KI-Systems reichen und schon entstehen Landschaften, Dörfer, Menschen und Tiere in jeder gewünschten Lichtstimmung. Wir haben Fotos aus dem Klaus-Peter-Kappest-Archiv mit einigen Stichworten beschrieben und überprüft, was ein KI-System daraus generiert. Die Ergebnisse sind erstaunlich.

Manche Stichworte führen natürlich immer noch zu einer eher kreativen Interpretation, wie das berühmte „Meerschwein“, die Sauerländer Fachwerkhäuser auf den künstlichen Bildern scheinen von wenig talentierten Zimmerleuten gebaut zu sein und die Kartenspieler haben deformierte Hände. Insgesamt wirken die künstlichen Bilder aber erschreckend real, obwohl nichts davon in der Realität existiert. Aus unzähligen Bildern, die das KI-System im Internet gefunden hat, werden Elemente zu etwas zusammengebaut, das zu den eingegebenen Stichworten passt. Die Systeme lernen schnell. Die kleinen Ungereimtheiten, merkwürdigen Übergänge und Deformationen werden in nicht allzu ferner Zukunft verschwunden sein.

Ist das das Ende der Fotografie? Der WOLL-Fotograf Klaus-Peter Kappest hat dazu folgende Meinung:

„Man darf einer Abbildung nicht einfach nur deshalb vertrauen, weil sie aussieht wie eine Fotografie. Vertrauen darf man nur Menschen! Grundsätzlich war das immer so. Retuschen und Montagen waren schon in analoger Zeit möglich. In Zeiten digitaler Fotografie ist es einfacher geworden, zu manipulieren, und die neuen KI-Systeme machen Täuschungen für jedermann nun noch einmal leichter. Deshalb gilt in Zukunft noch mehr, was schon immer galt: Vertrauen sollte man nur Abbildungen aus vertrauenswürdiger Quelle. Qualitätsjournalismus wird in Zukunft wichtiger sein als je zuvor. Wenn wir im WOLL-Magazin Fotos zeigen, werden das auch in Zukunft echte Fotografien sein: ohne Retuschen, ohne Montagen, ohne KI-generierte Phantasiewelten. Im Sprechen und Schreiben sollten wir darauf achten, nur echte Fotografien als Fotos zu bezeichnen. Die Produkte der KI sind Bilder, in denen derjenige, der will, eine Form von Kunst sehen mag – Dekorationen, mit denen man sich die Wände schmücken kann – aber es sind eben keine Fotos, nur weil sie vielleicht so ähnlich wie Fotos aussehen. Deshalb sollte auch niemand sie „Fotos“ nennen.“