Insider wissen es bereits: Die Sammlung von Dampfmaschinen und Motoren des im Jahre 1981 verstorbenen Esloher Unternehmers Eberhard König ist eine der bedeutendsten ihrer Art. Ein besonderes Merkmal ist, dass alle Maschinen voll funktionstüchtig sind und mit Dampf betrieben werden können. Das Team des Esloher DampfLandLeute-Museums ist sich dessen bewusst und pflegt seit Jahrzehnten diese alten Schätzchen. Sie sind ein wertvoller Teil der umfangreichen Ausstellung im Esloher Museum, die einige Themenbereiche umfasst, wie das Arbeiten auf dem Land in früherer Zeit: Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Land- und Forstwirtschaft, aber auch alte Handwerksberufe ein. Eine vollständig eingerichtete Industrieschmiede erinnert an den Ursprung des Standortes: 1870 wurde am ehemaligen Kupferhammer eine Fabrik zur Herstellung von Werkzeugen aufgebaut.
Das Museum lebt von neuen Dingen
Meistens sind es Zufälle, wenn neue „alte“ Dinge den Weg ins Museum finden. Kleine, aber auch sehr große Schätze finden sich darunter, wie es jüngst geschah, als die Warsteiner Brauerei dem Esloher Museum ein überaus großzügiges Geschenk machte: Eine rundum restaurierte Dampfmaschine, die sie eigentlich selbst als Teil eines Brauereimuseums in Warstein vorgesehen hatte. Nun aber, dreißig Jahre nach dem Erwerb der Maschine durch den 2012 verstorbenen Albert Cramer, zerschlug sich das Vorhaben.
Die Mitglieder des Museumsvereins brauchten nicht lange überlegen, nachdem die Dampfmaschine in Augenschein genommen war. Es wurde Maß genommen und kurze Zeit später begannen die Bauarbeiten in der Maschinenhalle, Vorbereitungen für die Ankunft der tonnenschweren Maschine, der ihr Alter nicht anzusehen ist.
Alles begann im Bergischen Land
Im Jahre 1889 entschloss sich der Bierbrauer C.W. Kipper, Sohn des gleichnamigen Firmengründers in Remscheid, zum Neubau eines Brauereigebäudes, in dem der Herstellungsprozess erheblich modernisiert wurde. Dazu gehörte die Installierung elektrischer Anlagen und die Nutzung von modernen Dampfmaschinen. 1898 beauftragte Kipper die Maschinenbau AG in Nürnberg den Bau und die Lieferung einer größeren Dampfmaschine, die mit großer Wahrscheinlichkeit eine Eismaschine betreiben sollte. Mit der künstlich erzeugten Kühlung des Bieres wurde die Brauerei unabhängig von jeder Jahreszeit. Nach Lieferung und Einbau der bis zu 140 Pferdestärken leistenden Dampfmaschine tat diese bis in die fünfziger Jahre hinein dort ihren Dienst. Danach, bis zur Schließung der Kipper-Brauerei im Jahre 1993, zählte sie „zum alten Eisen“. Es soll zufällig gewesen sein, dass Albert Cramer nach Remscheid kam und sich danach begeistert für das museumsreife Inventar der ehemaligen Brauerei zeigte. Er erwarb die fast einhundert Jahre alte Dampfmaschine, dazu die historische Eismaschine, die damals auch in Nürnberg gefertigt war, sowie alte kupferne Sudpfannen mit der Absicht, diese nach allzu gründlicher Restaurierung als Demonstrationsobjekte alter Braukunst in Warstein auszustellen.
Es geht voran – aber kann noch ein Weilchen dauern
Seit Anfang Dezember ist das Werkstattteam des DampfLandLeute Museums damit beschäftigt, Stück für Stück die riesige Maschine an ihrem neuen Standort aufzubauen. Es war schon ein Meisterstück, diese millimetergenau zu platzieren. Da alle Mitarbeiter ehrenamtlich werkeln, wird das Werk langsam aber stetig bis zum Ende geführt. Dann wird die „Warsteiner“ voraussichtlich an den Dampftagen Ende September wie alle anderen ihrer Art in Eslohe unter Dampf stehen und sich das fünf Meter große Schwungrad drehen. Schon jetzt können die Museumsbesucher die unvollendete, aber dennoch beeindruckende Dampfmaschine bestaunen und ihr Werden und Wachsen im Internet unter https://wifeld.jimdo.com/ verfolgen.
Zusammen mit der „Frankenberger“ Dampfmaschine, die sich seit drei Jahren hier ebenfalls im Aufbau befindet und Ende 2016 in der Stuhlfabrik Thonet demontiert wurde, kann man nach deren Inbetriebnahme mit Fug und Recht behaupten: Im DampfLandLeute-Museum Eslohe findet sich die umfangreichste Sammlung funktionstüchtiger Dampfmaschinen Deutschlands.