Neue Heimat

100 Jahre Musikverein Cäcilia Berghausen

Auf eine schöne und durchgehend erfolgreiche Zeit kann in diesen Tagen ein bekannter Verein der Stadt Schmallenberg zurückblicken: Der Musikverein Cäcilia Berghausen wird 100. Die Bestätigung der Qualität gab es spätestens 2018, als der Musikverein Berghausen beim Landesmusikfest NRW in Schmallenberg teilnahm und beim Wertungsspiel in der Kategorie „Oberstufe“ mit „hervorragendem Erfolg“ abschloss. Blicken wir zunächst zurück in die Vergangenheit und schauen uns die gelungene Vereinsarbeit der vergangenen einhundert Jahre an.

Gründung der Berghauser Musikanten

Als Johannes Friedhoff den Musikverein Cäcilia Berghausen im Jahre 1922 gründete, dachte er vermutlich nicht daran, dass „sein“ Verein mal eine über 100-jährige Geschichte vorzuweisen hat. Seine Intention zur Gründung eines Musikvereins in Berghausen lässt sich heute nicht mehr feststellen, doch könnte, wie in der neuen Chronik des Musikvereins zu lesen ist, die Gründung der Schützengesellschaft Berghausen drei Jahre zuvor ein möglicher Grund gewesen sein. Das Musizieren auf dem eigenen Schützenfest als Ansporn! Zudem wurden in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg so einige Musikvereine im Sauerländer Umfeld gegründet. Auch dieser Aspekt könnte eine Rolle gespielt haben. Johannes Friedhoff war von 1922 bis 1945 sowie von 1948 bis 1953 Dirigent des Orchesters, wobei das Vereinsleben von 1939 bis 1945 praktisch zum Erliegen kam, da einige Musiker in den Krieg ziehen mussten. Acht von ihnen kamen nicht mehr zurück. Friedhoff nahm nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft das Dirigat wieder auf, gab es anschließend an seinen Sohn weiter. Zum 60-jährigen Jubiläum des Vereins 1982 erhielt er die Ehrenplakette des Landesverbandes Westfalen-Lippe. Das älteste Foto des Vereins, auf dem 21 Musiker zu sehen sind, stammt aus dem Jahre 1928. Johannes Friedhoff sitzt in der unteren Reihe in der Mitte, mit dem Taktstock in der Hand.

Quelle: Chronik MV Berghausen

Erste Uniform und hochrangige Zuhörer

Eine einheitliche Uniform für alle Musiker gab es erstmals im Jahre 1947. Dafür nutzte man gebrauchte Exemplare der Personalkleidung aus der Justizvollzugsanstalt in Werl, auf die man eigenständig Schulterklappen nähte. Am 12. August 1965 hatte das damalige Blasorchester einen ganz besonderen Zuhörer. Konrad Adenauer war zwar seit zwei Jahren nicht mehr Kanzler der Bundesrepublik, ging aber weiterhin für die CDU auf Wahlveranstaltungen. So kam er auch nach Fredeburg, wo der Musikverein Berghausen ein Ständchen für ihn spielen durfte. Als Ludwig Henke 1979 das Amt des Dirigenten übernahm, gab es in der Folgezeit eine stetig steigende Entwicklung im Verein. Der Musiker aus Grimminghausen begann mit der intensiven Jungmusiker-Ausbildung. Von den Schülern der ersten Stunden zählen einige sogar heute noch zu den aktiven Musikern. Ludwig Henke probte in den Übungsstunden nicht mehr ausschließlich traditionelle Volksweisen wie Walzer und Polka, sondern wagte sich auch an moderne Arrangements. 1992 gab er das Dirigat an Thomas Plett ab. In dieser Zeit zogen eine Oboe, ein Sopran- sowie ein Baritonsaxophon in das Orchester ein. Die Vielfalt konnte somit durch neue Instrumente verstärkt werden. Noch bedeutender in dieser Zeit war ein Beschluss der Generalversammlung von 1992: Von nun an durften auch Musikerinnen dem Verein beitreten und mit den Männern zusammen Musik machen. Heute sind sich alle einig: Ohne diese Entscheidung hätte es wohl keine so große Erfolgsgeschichte in Berghausen gegeben. Mitte der 90er Jahre führte man zum ersten Mal das Osterkonzert auf, welches bis heute jedes Jahr am 30. April stattfindet. 1997 wagten die Berghauser erstmalig, an einem Wertungsspiel des Volksmusikerbundes NRW teilzunehmen. In Brilon legten sie in der Kategorie „Mittelstufe“ das Ergebnis „sehr guter Erfolg“ ab. Ohne diese Errungenschaft kleinreden zu wollen, erkennt man im Vergleich zum letzten Wertungsspiel, dass das Niveau bis heute weiter gestiegen ist. Ebenfalls 1997 erhielt der ehemalige Dirigent Ludwig Henke die Landes-Ehrenplakette des Volksmusikerbundes NRW in Gold.

Profi am Werk und Bläserklassen

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Vereins war der Auftritt vor dem Reichstag in Berlin. 2009 fuhren die Musikerinnen und Musiker gemeinsam nach Berlin und gaben vor zahlreichen Zuschauern ein beeindruckendes Platzkonzert. Bei der Besetzung des nächsten Dirigenten 2010 gab es eine Besonderheit. Der aus Oberkirchen stammende Tobias Schütte studierte unter anderem Komposition und Dirigat und übernahm die Leitung des Blasorchesters bis 2015. Mit diesem Profi im Amt ergaben sich noch professionellere Übungsmethoden, die der Qualität des Musikvereins zugutekamen. Außerdem ist die Gründung der Bläserklassen auf ihn zurückzuführen. Der Musikverein hatte zwar vorher ein Jugendblasorchester, welches aber mangels Nachwuchs des Öfteren aufgelöst wurde. Durch die Kooperation mit der Grundschule, den Bläserklassen, konnten viele Kinder bereits im frühen Alter an die Musik herangeführt werden. Es folgten so viele angehende Musikerinnen und Musiker, dass es mittlerweile nicht nur ein großes Jugendblasorchester gibt, sondern auch noch eine Zwischenstufe, das Vororchester. Wegen seiner beruflichen Tätigkeiten als Leiter einiger großer Ensembles kam es zu Terminüberschneidungen, die dazu führten, dass Tobias Schütte sein Amt an den langjährigen stellvertretenden Dirigenten Rüdiger Greve weitergab. Tobias Schütte ließ es sich aber nicht nehmen, einen Jubiläumsmarsch für den Musikverein Berghausen zu komponieren. Sein Titel lautet passenderweise „Neue Heimat“, da der ehemalige Dirigent und Posaunist mittlerweile in Berghausen lebt. Rüdiger Greve gelang es seitdem, das hohe musikalische Niveau zu halten und auszubauen. Das Vereinsleben pausierte zwar von 2020 bis 2021, die Berghauser zeigten dennoch einen großen Zusammenhalt und absolvierten erfolgreich einen Auftritt beim bekannten Bläserfestival „Sauerland Herbst“. Nach 100 Jahren erfolgreicher Vereinsgeschichte besteht der Musikverein Cäcilia Berghausen mittlerweile aus über 140 aktiven Musikerinnen und Musikern. Davon spielen 57 im Hauptorchester. Der große Rest verteilt sich auf Bläserklassen, Vororchester und Jugendblasorchester.

Der Vorstand

Im aktuellen Vorstand gab es im Jubiläumsjahr Veränderungen bei der Besetzung der jeweiligen Ämter. Der bisherige Vorstand bestand aus dem Geschäftsführer Ulrich Schulte-Köster, dem zweiten Vorsitzenden Simon Rüssmann und den beiden ersten Vorsitzenden Christina Willmes und Dominik Berls. Christina Willmes hat ihr Amt an Lena Lippes als neue Vorsitzende abgegeben und Ulrich Schulte-Köster wurde von Philipp Tigges als Geschäftsführer abgelöst.

Am 1. und 2. Oktober 2022 feiert der Musikverein Berghausen sein verdientes Jubiläum mit Kommersabend und Musikfest.