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Orientierungslauf (kurz OL) ist eine Natursportart, die Ausdauer und Koordination miteinander verbindet
Ziel ist es, mithilfe von Kompass und Spezialkarte im Gelände markierte Kontrollpunkte, sogenannte Posten, zu passieren. Wer die vorgegebene Reihenfolge am schnellsten abläuft, gewinnt. Dabei ist die Routenwahl zwischen den einzelnen Posten frei wählbar. Es kann über Wege und querfeldein gelaufen werden, über den Berg oder drum herum. Die Routenwahl ist also zum einen abhängig von den örtlichen Begebenheiten, die man der Orientierungslauf-Karte entnehmen kann, und zum anderen abhängig von den individuellen Fähigkeiten der laufenden Person.
Um genau ermitteln zu können, wer am Ende am schnellsten war, werden in der Wettkampfsimulation elektronische SI-Stationen und SI-Chips eingesetzt. Passiert der Teilnehmende den vorgegebenen Posten, „stempelt“ er den Chip in der Station, sodass die Zeit auf dem Chip gespeichert wird. Im Ziel werden die elektronischen Daten vom Chip dann ausgelesen und ausgewertet. So kann auch kontrolliert werden ob alle vorgegebenen Posten in der richtigen Reihenfolge angelaufen wurden.
Orientierungslauf als Volkssport
Den Ursprung macht OL Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien, wo zunächst in Norwegen Orientierungsübungen bei der Ausbildung des Militärs eingesetzt wurden. Später breitete sich der Orientierungslauf in Skandinavien als Volkssportart aus; ein entscheidender Faktor war hierbei sicherlich das Jedermannsrecht, das Recht einer jeden Person, den Wald zu betreten und ihn zu nutzen, solange diesem nicht geschadet wird.
Im Orientierungslauf werden verschiedene Disziplinen unterschieden. Die klassische Mitteldistanz beträgt in der Hauptklasse rund 5-6km und setzt einen Fokus auf einen hohen Anspruch in Orientierungspunkten. Die Abstände zwischen den Posten sind häufig kurz gewählt, es gibt viele Richtungswechsel, die Postenstandorte müssen präzise angelaufen werden. Die Langdistanz ist zwischen 10-14 km lang, die Abstände zwischen den einzelnen Posten können über einen Kilometer lang sein und der Fokus wird hierbei vermehrt auf die geschickteste Routenwahl gelegt. Die Sprintdistanz findet überwiegend in urbanen Geländen statt: beliebt sind verwinkelte Innenstädte, Parkgelände, Universitätsgelände und Burganlagen. Beim Sprint ist wie der Name schon sagt das Lauftempo besonders hoch, die Herausforderung liegt hierbei in schneller Entscheidungstreffung und im genauen Kartenlesen, bei schnellem Lauf kann schon mal die eine oder andere Abkürzung übersehen werden. Die Distanzen liegen in der Hauptklasse zwischen 2,5-4km. Desweiteren gibt es Staffel- und Mannschaftsläufe, die dazu beitragen dass der eigentliche Einzelsport auch im Team ausgeführt werden kann, sowie Ultra-Lang-Disziplinen und der noch relativ neue Knock-out-Sprint, der vor allem auf internationaler Ebene in der Elite ausgeübt wird.
Breitensport und Leistungssport
Orientierungslaufen kann sowohl als Breitensport, als auch als Leistungssport betrieben werden. Die Längen und Schwierigkeitsgerade sind abhängig von der Altersklasse; die Jüngsten starten in der Damen bzw. Herren bis 10 Jahre (D/H-10), die ältesten sogar in der Damen und Herren ab 85 Jahren (D/H85). Die Hauptklasse ist für alle Läufer*innen zwischen 20 und 35 Jahren. Der Ausschuss für Spitzensport- und Nachwuchsförderung der Arbeitsgemeinschaft Orientierungslauf (AGO) kann aus dieser Altersklasse Athletinnen und Athleten in den Bundeskader berufen. Dieser vertritt den deutschen Orientierungslauf bei internationalen Wettkämpfen. Auf internationaler Ebene ist die International Orienteering Federation (IOF) verantwortlich für die Austragung von Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und World Ranking Events.
Der Orientierungssport in Deutschland ist eine Randsportart. Aktuell fehlen finanzielle Unterstützung von Verbandsseite (Deutscher Turnerbund) sowie freiere Nutzung von potentiellen Laufgebieten, denn viele Wälder liegen in privater Verwaltung. Trainingslager müssen oft eigenständig organisiert und finanziert werden, die Vereinsarbeit ist Ehrenamt. Hauptamtlich eingestellte Trainer*innen gibt es selten. Das führt dazu, dass in vielen OL-Vereinen kein regelmäßiges Training statt findet; die Folge ist eine mangelnde Arbeit in der Nachwuchsförderung. In NRW ist gerade das ein Grund, warum der Landeskader einen wichtigen Beitrag liefert.
Landeskader Westfalen
Der Landeskader Westfalen ist eine Trainingsgruppe aus Jugendlichen zwischen 10 und 20 Jahren, aufgestellt durch den Landesjugendfachwart. Aktuell besteht der Kader aus ca. 25 Aktiven und 10 Betreuenden. Drei Mal jährlich werden Wochenend-Lehrgänge organisiert, bei denen die Aktiven zum einen OL-Techniken erlernen und Vertiefen, und sich zum anderen gezielt auf den JLVK vorbereiten.
Weitere Informationen und aktuelle News unter: www.o-sport.de www.wtb-ol.de
Jugend- und Juniorenländervergleichskampf (JLVK)
Der Jugend- und Juniorenländervergleichskampf (kurz JLVK) ist für die deutsche OL-Jugend der wichtigste Wettkampf des Jahres. Die Athletinnen und Athleten reisen mit ihren Landesverbänden aus ganz Deutschland an um sich mit Gleichaltrigen zu messen und Punkte für ihre Landesverbände zu sammeln. Es werden zwei Wettkämpfe ausgetragen: Samstags findet ein Einzellauf statt (verkürzte Langdistanz), Sonntags ein Staffellauf (3er-Teams). Jedes Ergebnis bringt dabei Punkte für den jeweiligen Verband, am Ende gewinnt der Verband mit den meisten Punkten. Spitzenreiter ist der LTV Sachsen, gefolgt vom LTV Hessen auf Platz 2 und LTV Bayern auf Platz 3. Der JLVK wird seit über 45 Jahren ausgetragen. 1977 fand er das erste Mal statt, damals in Lahr, ausgerichtet vom LTV Baden, seitdem war Westfalen dreimal Ausrichter. Nun ist es wieder soweit, zum vierten Mal begrüßt der Landesturnverband Westfalen Athlet*innen beim JLVK.
Wettkampfwochenende in Arnsberg und Sundern
Der JLVK 2024 findet in den Städten Arnsberg und Sundern statt, im tiefsten Sauerland. Das gesamte Wettkampfwochenende wird von Freiwilligen aus verschiedenen Vereinen in NRW organisiert. Für die AGO stellvertretend fungiert als Ausrichter die OL-Abteilung der DJK Adler 07 Bottrop.
Als Unterkunft steht das Schulzentrum in Sundern zur Verfügung, die Athletinnen und Athleten schlaffen mit Isomatte und Schlafsack in Klassenräumen. Das Wettkampfzentrum und die Zielwiese befindet sich auf dem alten Sportplatz in Wennigloh.
Es werden über 400 Teilnehmer erwartet, sodass selbst mit Eigenbeteiligung die Finanzierung einer solchen dreitägigen Veranstaltung nicht ganz billig ist. Erfreulicher Weise ist der JLVK 2024 Teil des LEADER-Projekts „Mit Köpfchen durch den Wald“. LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, welches darauf abgezielt ist die Entwicklung im ländlichen Raum zu stärken. Das Projekt soll in der Bürgerregion am Sorpesee vor allem die Förderung des Natursports und des Jugendsports stärken. Neben der Wettkampfdurchführung gehören zu dem Projekt daher auch langfristige Maßnahmen, wie z.B. die Installierung eines Festpostennetzes im Wettkampfgebiet und die Erstellung von Lern- und Trainingsmaterialien für Schulen und Sportstätten.
Eine weitere Besonderheit des diesjährigen JLVKs ist, dass wir Gäste aus den Niederlanden und aus Belgien begrüßen dürfen. Die Jugendnationalkader der beiden Länder reisen zum JLVK, um diesen als
Möglichkeit zu nutzen, in internationalem Gelände zu trainieren. Der Hintergrund hierzu liegt in einer langjährig bestehenden Kooperation zwischen unseren beiden Nachbarländern und NRW, die leider zuletzt sehr eingeschlafen ist. Zusammen mit Niedersachsen möchten wir die Kontakte wieder auffrischen lassen, umso unter anderem den Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten mit internationalen Athlet*innen zu trainieren.
Weitere Infos unter: www.jlvk2024.de