Nächster Halt: Wennemen

Foto: Franz-Josef Keite

Die Geschichte eines Umsteigebahnhofs

Über sechzig Jahre ist es her, dass der letzte Personenzug durch Wennemen fuhr. 30 Jahre später wurde die Strecke auch für den Güterverkehr stillgelegt. Aber auch wenn heute keine Züge mehr in Wennemen halten, das Ortsbild erinnert noch immer an seine Vergangenheit als Bahnhofsstandort. 
 
Elf Jahre dauerte es von der Genehmigung des Baus der Strecke, bis 1911 das erste Mal ein Zug durch Wennemen fuhr. Gastarbeiter aus Italien wurden für die Bauarbeiten ins Sauerland geholt. Fünf Menschen verloren dabei ihr Leben. Für die Wirtschaft bedeutete die Bahnstrecke jedoch einen Aufschwung und auch Touristen erkundeten nun die Region. 
 
Der Bahnhof in Wennemen bildete den Endpunkt der Nebenstrecken von Finnentrop und Altenhundem ausgehend und damit auch den der Querverbindungen von der Ruhr-Sieg-Strecke zur Oberen Ruhrtalbahn. Der Bau sorgte dafür, dass sich das Ortsbild von Wennemen gravierend veränderte: die Bahntrasse schnitt den Weg ins „Ohl“ ab, auf dem Teilstück der neuen Nebenbahn nach Berge wurde eine Brücke über die Ruhr gebaut und auch der Bereich des Bahnhofs musste ausgebaut und erweitert werden – neue Zufahrtsgleise und weitere Abstellgleise kamen hinzu. Unweit vom Bahnhof entstand ein Doppelwohnhaus für die Menschen, die dort arbeiteten. 
 
Wennemen wurde zum Umsteigebahnhof. Ab 1963 verkehrte auf der Strecke von Finnentrop nach Wennemen ein Heckeneilzug von Köln über den Teilabschnitt Overath-Olpe der Bahnstrecke Siegburg-Olpe und Meschede nach Paderborn – bei der Bevölkerung auch bekannt als „Kardinalsexpress“, da die Endpunkte jeweils Sitze von Erzbistümern sind. Übernachten konnten die Fahrgäste in Wennemen in der Bahnhofsgaststätte und im Hotel zur Post. 

Foto: Franz-Josef Keite
Foto: Franz-Josef Keite

Aber auch Güterzüge wurden durch Wennemen geleitet – vor allem während der Elektrifizierungsarbeiten an der Ruhr-Sieg-Strecke Anfang der 60er Jahre. Zum Wenden der Lok wurde dafür auf der Südseite des Bahnhofes ein Gleisdreieck installiert, das jedoch in den 1980er Jahren wieder abgebaut wurde. 1966 brachte ein Zug das letzte Mal Personen nach Wennemen, der Güterverkehr wurde offiziell 1996 eingestellt. Auf zwei der ehemals zwölf Gleise war der Güterverkehr jedoch immer noch möglich. Genutzt wurde dies nach dem verheerenden Sturm „Kyrill“ in den Jahren 2008 und 2009, um das Holz der umgestürzten Bäume abzutransportieren. 
 
2012 wurden im Bereich zwischen dem Esloher Bahnhof und der Wennebrücke die letzten Schienen der ehemaligen Bahnlinie entfernt. Heute verläuft hier ein Teil des SauerlandRadrings. Dieser Fahrradweg führt entlang der ehemaligen Bahntrasse durch den „Fledermaustunnel“ in Kückelheim, vorbei an weiteren Bauwerken wie etwa die Eisenbahnbrücke in Wenholthausen oder der steinernen Hellebrücke, die an die einstige Bahnlinie erinnern. 2014 wurde der SauerlandRadring in das landesweite Radverkehrsnetz NRW aufgenommen. Denn auch auf dem Rad ist es eine sehenswerte Strecke.