Am 25. Dezember 2024, dem 1. Weihnachtstag, ist der über die Grenzen des Sauerlandes hinaus bekannte Bildhauer aus Sundern, Johannes Dröge, kurz vor seinem 94. Geburtstag friedlich in seinem Zuhause gestorben.
Friedlich miteinander umzugehen, das kennzeichnete seinen langen Weg als Künstler. Wer ihn fragte, ob er ein Künstler sei, dem antwortete er in seiner Bescheidenheit: „Das weiß ich nicht, das müssen andere beurteilen.“ Wer ihm das erste Mal begegnete, dem reichte er die Hand mit dem Gruß: „Ich bin Dröge.“ Und so war er: sauerländisch „dröge“, ein Sauerländer, der mit wenigen Worten zum Ausdruck bringen konnte, was ihn bewegte in der Betrachtung von Mensch und Natur. Wo Worte nicht alles sagen konnten, hat er mit seiner Kunst die Steine zum Reden gebracht. Zu ihm sprachen sie – Granit, Marmor, Diabas, Schiefer – in ihrer natürlichen Ausprägung. Dann nahm er sie mit, denn „ein Stein ist ein Märchen, das viel erzählt und das wahr ist“, sagte er. Als Kunstschaffender hat er sich nie zurückgezogen, sondern die Techniken des Gestaltens mit Holz, Metall und Stein an viele Menschen, Erwachsene und Kinder, weitergegeben, was bei ihm im Alter eine große Zufriedenheit auslöste.
Die Arbeiten vom Bildhauer Johannes Dröge sind in unzähligen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt worden. Mit der Verleihung des Staatspreises „Stein“ des Landes Nordrhein-Westfalen wurde sein Schaffen bereits 1981 gewürdigt. Seine letzte Ausstellung fand am 10. März 2024 im Atelier der Fredeburger Kunstköppe zusammen mit seinen Fredeburger Schülerinnen und Schülern statt. Johannes Dröge war in Begleitung persönlich anwesend. Hier war die letzte Begegnung mit ihm seitens der WOLL-Redaktion. Ein geplantes Interview mit ihm, dem Ehrenbürger der Stadt Sundern, konnte für das WOLL-Magazin leider nicht mehr stattfinden. Hätten wir ihn zu seinem Lebenswerk und seinen Erfolgen gefragt, sind wir sicher, dass er wie so oft geantwortet hätte: „Ich wollte immer nur ein bisschen Bildhauerei machen.“
Seine Werkstatt in Sundern-Stockum ist nun verwaist. Aber in der von Ferdi Tillmann unterstützten Akademie für Kunst und Kultur, im Dachgeschoss vom „Berghaus“ in Sundern-Stockum, haben zahlreiche seiner Objekte über seinen Tod hinaus eine für alle sichtbare Bleibe gefunden.
Wir werden den Sauerländer Kunstschaffenden Johannes Dröge in guter Erinnerung behalten.
Das Team des WOLL-Magazins und des WOLL-Verlages
Stummer Erzähler Nimm einen Stein in deine Hand und lass ihn stumm und lautlos reden von Zeiten, die kein Mensch gekannt, weit älter als der Garten Eden. Da schwingt im Kleinen, was im Großen und Ganzen längst Geschichte ist. Wo sich die Erdzeitalter stoßen und man mit Jahrmillionen misst, wird deine Zeit unzählbar klein. Wann Wasser und wann Wüste war, zeigen die Bänder dir im Stein; polygonal und kantig klar wirkt magisch spiegelnd der Kristall und spricht von einer starken Kraft, die auf der Erde und im All stets neue Formationen schafft. Lass deine Finger tastend zart auf seiner Oberfläche gleiten, dann spürst du in der Gegenwart die Nähe zu den fernen Zeiten. Der Stein lag schon in diesem Land, als kluge Geister noch nicht normten, als weder Wille noch Verstand des Menschen oberflächlich formten. Er löste sich durch Erosion, verließ den Schoß der Mutter Erde und spricht zu dir, stumm, ohne Ton, wie es einst war, nicht, wie es werde. Wenn du ihn loslässt, wird er fallen, zur Erde hin, zurück zu ihr. Vielleicht trägst du ihn auch von allen, die dort noch liegen, heim zu dir.
Wilfried Diener