„Nach Olympia war klar: Damit möchte ich mich nicht zufriedengeben“

Alexandra Föster

Die Ruderin Alexandra Föster (23) aus Meschede blickt auf einen zähen Winter zurück. In der nacholympischen Saison will sie ihr großes Potenzial nun erneut unter Beweis stellen.

Schlag für Schlag taucht das Ruder ins Wasser. Geschmeidig gleitet das Einer-Ruderboot über die Wogen des Hennesees. Im tiefsten Winter, bei Regen oder in der sengenden Hitze. Disziplin, Leistung, Freiheit: Das bedeutet Rudern für Alexandra Föster. Die Sauerländerin trainiert jeden Tag für ihr Ziel und lebt ihre Leidenschaft – zuhause im Sauerland.

„Der Winter verlief aufgrund einer hartnäckigen Verlet- zungspause nicht optimal. Umso motivierter bin ich nun für die Regatta-Saison“, blickt die junge Meschederin nach vorn. Bei den Deutschen Rudermeisterschaften in Brandenburg an der Havel Mitte April wurde sie Dritte im Einer – ihre bevorzugte Disziplin. „Nach meiner Verletzung war das keine große Überraschung“, analysiert Föster.

Trotz des verpassten Sieges darf sie bei den Europameisterschaften im Einer starten. Diese finden vom 28. Mai bis zum 1. Juni im bulgarischen Plowdiw statt. Ein wichtiger Beweis für das in sie gesetzte Vertrauen des Bundestrainers Marcus Schwarzrock.

Weltcups als WM-Wegweiser

„Nun wird geschaut, wie der Einer und der Vierer bei der EM performen. Das ist entscheidend für die WM-Selektion“, erklärt Föster. Weitere Wegmarken werden die beiden  Weltcup-Rennen im Juni. Vom 13. bis zum 15. Juni steht der Weltcup im italienischen Varese an. Zwei Wochen später folgt das traditionelle Rennen im schweizerischen Luzern. Ende Juli wird die Sauerländerin bei den Universal Games in Duisburg an den Start gehen – ein wichtiges Heimrennen.

Nach einer langen Trainingsphase und einem Trainingslager steht Ende September der Saisonhöhepunkt auf dem Programm: Die Ruder-Weltmeisterschaften in Shanghai in China. „Mein persönliches Ziel ist es, die ganze Saison im Einer fahren zu dürfen“, erklärt Föster. „Langfristig möchte ich zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles.“

Olympia-Ergebnis als Motivation

Bereits im letzten Jahr startete sie in Paris im Einer – und belegte einen starken siebten Platz. Dennoch blickt sie kritisch auf die Spiele: „Der verpasste Finaleinzug hat mich enorm geärgert. Was meine Fahrweise und Leistung angeht, habe ich jedoch das Maximale rausgeholt. Also kann ich nicht unzufrieden sein.“

Umso motivierter schaut die Sauerländerin in die Zukunft: „Mir war direkt klar: Eine bessere Platzierung ist möglich. Ich werde weitermachen, auch wenn vier Jahre sehr lang sein können.“ Die 23-Jährige fokussiert sich am liebsten Schritt für Schritt. Statt nur ein großes Ziel zu verfolgen, bevorzuge sie „klein-etappige Ziele“.

Und der nächste Schritt ist eine konstant starke Leistung im Weltcup. Gerade an das Traditionsrennen in Luzern hat die 23-Jährige besondere Erinnerungen. Vor drei Jahren siegte sie überraschend vor historischer Kulisse. Auf den letzten 500 Metern überholte sie die gesamte Konkurrenz und sprintete zum Sieg. „Das hat mir sehr viel bedeutet. Vor allem hat niemand damit gerechnet“, schmunzelt die Sauerländerin.

Wichtiges Techniktraining

Damit alles zusammenläuft, ist eine einwandfreie Technik Grundvoraussetzung. Und die ist beim Rudern hochkomplex: „Leistung und Technik sind eng miteinander verbunden. Details entscheiden über wichtige Sekunden“, erklärt Föster. Gemeinsam mit ihrem Trainer und Entdecker Sebastian Kleinsorgen trainiert sie fast täglich auf dem Hennesee. „Sein präziser Blick auf die technischen Aspekte ist wichtig. Anschließend fokussiere ich mich auf den Input, um Kleinigkeiten gezielt zu automatisieren.“

Das Rennen sei viel Psychologie. „Als Führende habe ich alle im Blick, ein psychologischer Vorteil, das pusht. Hinten weiß ich nie, wie weit ich weg bin, und überpace vielleicht. Ich versuche meistens nach meinem Gefühl zu fahren“, beschreibt Föster die Renndynamik.

2.000 Meter in sieben Minuten – ein maximaler Sprint. Gedanken habe sie kaum im Wettkampf: „Nach 250 Metern ist der Puls hoch, die Beine brennen, keine Kapazität, um über irgendetwas nachzudenken“, erklärt sie.

Studium als Ausgleich

Abseits des Sports ist das anders. Die Sauerländerin macht gerade ihren Master „Praktische Informatik“ an der Fernuniversität Hagen. „Ich bin sehr bedacht darauf, konstant weiterzukommen, mich aber niemals damit zu stressen“, beschreibt die Sauerländerin ihre optimale Waage zwischen Sport und Studium.

Und wenn doch mal etwas Zeit bleibt, hört sie Musik oder kocht oder isst. „Vor allem liebe ich Gesellschaftsspiele“, sagt Föster und schmunzelt. Der perfekte Ausgleich zum Einer-Rudern.