Nach 23 Jahren in Eslohe – Bernadette Klens verabschiedet sich aus dem Dienst

Esloher Gemeindereferentin geht in den Ruhestand

WOLL: Bernadette, du bist 1991 nach Eslohe gekommen und hast, nach einer Elternzeitpause, 1998 die volle Stelle als Gemeindereferentin übernommen. Seitdem hat es viele Veränderungen gegeben, oder?
Bernadette Klens:
Ja, tatsächlich hat sich mein Dienstradius ständig vergrößert. Erst Eslohe, dann Salwey, dann der Pastoralverbund Esloher Land mit acht Gemeinden und 2013 der große Verbund Schmallenberg-Eslohe mit 28 Gemeinden.

WOLL: Wie viele Pastoren haben deinen Weg begleitet?
Bernadette Klens:
Gerne erinnere ich mich an meinen Heimatpfarrer Josef Becker in Helden, der mir überhaupt erst vom Beruf der Gemeindereferentin erzählt hat, und an die Präsides in der Katholischen Landjugendbewegung sowie die Pfarrer in den Praktikumsgemeinden und den ersten Einsatzorten. Hier in Eslohe habe ich fast 20 Jahre gut mit Wolfgang Brieden zusammengearbeitet. Jetzt sind es die Priester in unserem Pastoralteam und vor allem Georg Schröder, der Leiter des Verbundes und mein Dienstvorgesetzter. Die Art und Weise, wie er für Reformen in der Kirche eintritt, und welche Vorstellungen er von der Weitergabe des Glaubens in der heutigen Zeit hat, unterstütze ich sehr! Aber, und das möchte ich betonen, es waren und sind nicht nur die „Kirchen-Männer“, die meinen Lebens- und Glaubensweg geprägt haben, es sind Christinnen wie meine Mutter, meine Oma, Religionslehrerinnen, die Schwestern am St. Ursula-Gymnasium in Attendorn, die Freundinnen aus der Zeit der Jugendarbeit, Kolleginnen und mittlerweile die vielen kfd-Frauen und die weiblichen Mitglieder in unseren Gremien und anderen Verbänden, die mit ihrem Einsatz und ihrer Kreativität das Gemeindeleben in hohem Maße bereichern. Auch ist mir der gute Kontakt zur evangelischen Gemeinde immer wichtig gewesen – zu den dortigen Pfarrerinnen und Pfarrern und den Gremien.

WOLL: Worauf blickst du besonders gern zurück?
Bernadette Klens:
Dankbar bin ich für Ereignisse, die ich zusammen mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestalten durfte und bei denen viel Glaubensfreude sichtbar wurde. Dazu zählen die Jugendkirchenprojekte in Eslohe, Salwey und Cobbenrode sowie die Teilnahme am Weltjugendtag in Köln. Ich habe noch heute die Gäste aus Korea vor Augen, die so müde bei uns ankamen und auf die die Blasmusik in der Esloher Schützenhalle dann wie ein Lebenselixier wirkte. Unvergesslich sind auch die Fahrt zum Weltjugendtag nach Madrid, unser Pilgerweg nach Santiago de Compostela, die Familienkirchentage und Wallfahrten, aber genauso auch die ungezählten Begegnungen in Gottesdiensten, bei der Sakramentenvorbereitung, bei Gesprächen, in denen wir gemeinsam entdecken konnten, dass der christliche Glaube durchs Leben trägt und dass das Evangelium nichts „Verstaubtes“ ist, sondern dass in ihm eine Kraft wirkt, die sich immer in die jeweilige Situation übersetzen lässt – in das Suchen und Fragen der Menschen, ihr Lachen und ihr Weinen. Gern denke ich auch an die Mitarbeit auf der Ebene des Pastoralverbundes, beispielsweise im Modell-Projekt „Ehrenamtliche Mitverantwortung“, bei dem es darum ging, unsere Pfarrgemeinderäte vor Ort in ihrem Selbstverständnis zu stärken.

WOLL: Gab es auch schwierige Momente?
Bernadette Klens:
Natürlich! Ich denke an Familien mit ihren Schicksalsschlägen, bei denen man auf die Frage nach dem „Warum“ ohne Antwort blieb. Oder an Konflikte, bei denen Unversöhntes zurückgeblieben ist. Traurig macht mich die mittlerweile hohe Zahl der Kirchenaustritte – auch in unserem ländlich geprägten Raum. Und seit letztem Jahr natürlich die Auswirkungen der Pandemie, die wir auch im kirchlichen Kontext kaum einschätzen können – gerade die Kinder und Jugendlichen und die Senioren tun mir da sehr leid.

WOLL: Was wünschst du deiner Nachfolgerin/deinem Nachfolger?
Bernadette Klens:
Gemeinsam mit den Menschen an kirchliche Traditionen anzuknüpfen und herauszufinden, was für die Zukunft trägt und was verändert werden muss. Ich wünsche ein gutes Gelingen dabei, die vielen schönen Kirchen und Kapellen mit Leben und mit neuen Ideen zu füllen. Ich finde nicht, dass Sauerländerinnen und Sauerländer stur und wenig zugänglich sind. Sie spüren, wenn es jemand ehrlich meint, und dann teilen sie nicht nur Brot, Wein und Bier, sondern das Leben mit dir. Schützenfeste und Karnevalsveranstaltungen sind gute Kontaktbörsen. Die Stelle ist neu ausgeschrieben, leider hat sich bis jetzt noch niemand gefunden.

WOLL: Was wünschst du dir für die Zukunft der Kirche?
Bernadette Klens:
Unsere Kirche steckt in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise und tut sich mit einem Strukturwandel sehr schwer. Der sogenannte „synodale Weg“ soll den Reformprozess unserer deutschen Kirche einleiten. Ich weiß nicht, ob er Veränderungen in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals oder in der Frauenfrage bringt. Aber wer hätte mit dem Fall der Mauer gerechnet? Da haben zunächst kleine Gruppen an die Idee der Demokratie geglaubt und sind gewachsen, indem sie sich vernetzt haben, und wurden immer stärker, gerade weil sie ihrem Prinzip der friedlichen Revolution treugeblieben sind. Ich wünsche der Kirche mutige Frauen und Männer, die mit Geduld und Beharrlichkeit neue Wege ausprobieren. Und ich wünsche wirklich offene Türen für die Menschen, mit all ihren Fragen und ihren Sorgen.

WOLL: Worauf freut sich die private Person Bernadette Klens in Zukunft?
Bernadette Klens:
Auf mehr Zeit mit meinem Mann und unseren Zwillingen mit ihren Freundinnen. Ich habe all die Jahre viel Unterstützung durch sie erfahren. Ich freue mich auf die Zeit für unsere große Familie und unseren Freundeskreis, wenn wir uns endlich wieder treffen können. Und darauf, dass sich das Profil meiner Wanderschuhe mehr abnutzt und der Stapel der nicht gelesenen Bücher endlich kleiner wird. Ich hoffe, dass mein Mann und ich einen Weg finden, Glauben und Älterwerden immer wieder gut miteinander zu verbinden.

WOLL: Liebe Bernadette, vielen Dank für das Interview.