„Musik spielt man nicht für sich alleine.“

Musiker, Dirigent und Komponist: Wolfgang König aus Eslohe

Früh übt sich

Der musikalische Startschuss fiel für Wolfgang König recht früh. Sein Vater war Organist in der Esloher Kirche und hatte damals ein Salon-Orchester gegründet. Akkordeon, Klavier und Geigen erfüllten das Haus der Königs. „Ich habe im Schlafanzug auf dem Sofa gesessen und mit einem kleinen Sing-Saxophon die ersten Melodien geträllert“, erinnert sich der Musiker. Mit fünf beziehungsweise sechs Jahren nahm er Klavier- und Geigenunterricht, zwei Jahre später folgte die Orgel. „Beim Orgelspielen lernt man zu improvisieren. Man muss vorspielen, nachspielen, den Einzug und den Auszug des Priesters bei jedem Gottesdienst improvisieren. Man spielt nicht für sich alleine, sondern für die ganze Kirche“, resümiert Wolfgang König.

Der Sohn vom Dirigenten zu sein, brachte gewisse Besonderheiten mit sich. „Ich musste immer da einspringen, wo Löcher entstanden. Mal habe ich Tuba gespielt, mal kleine Trommel, je nachdem, wer krank war. Wenn mein Vater Kirchendienst hatte und wir auftraten, durfte ich mit zwölf Jahren bereits das Blasorchester dirigieren“, erinnert er sich. Zusammen mit seinem Kumpel Franz Hoffe hat er in seiner Jugend auf vielen Schützenfesten und beim Messespielen sein erstes Geld verdient.

Ein Leben für die Musik

Nach dem Abitur 1966 bei den Benediktinern in Meschede war für Wolfgang König klar, dass er Musik studieren wollte. Eine seiner Schwestern hat in Münster Klavier studiert, Musik spielte für die ganze Familie eine große Rolle. Sein großes Vorbild war sein Vater: „Mein Vater hat als Autodidakt echt Beeindruckendes geleistet. Er hat 17 Instrumente unterrichtet, die er sich alle selbst beigebracht hat. Musik war wirklich sein Leben.“ Nach seiner Bundeswehrzeit im Heeresmusikchor in Münster hat er selbst an der Musikhochschule in Köln zuerst Schulmusik, dann das Hauptfach Posaune und danach ein Magisterstudium der Musikwissenschaft, Germanistik und Soziologie absolviert. Die prägendste Persönlichkeit zu Studienzeiten war sein Posaunenlehrer Vinko Klobucar: „Der war wirklich ein guter Lehrer.“

An der Musikhochschule in Münster hatte er nach Abschluss seines Studiums einen Lehrauftrag für Musikgeschichte, Theorie und Fachmethodik für Blechbläser. In der Zeitung entdeckte der Musiker dann die Ausschreibung der Stellvertreterstelle an der Musikschule in Beckum. Am 1. April 1979 begann er seinen neuen Job. Nur ein Jahr später, am 1. April 1980, übernahm Wolfgang König die Leitung der Musikschule, nachdem der damalige Schulleiter die Stelle gewechselt hatte. „Das war damals wirklich eine gute Möglichkeit, sich zu entwickeln. Ich konnte vieles aufbauen“, so der Musiker.

„Auf dem Land wurde Musik damals an Dorfschulen gelehrt, von Lehrern, die ein oder zwei Instrumente spielen konnten. Ich selbst musste, als ich 18 Jahre alt war, einmal die Woche nach Münster fahren, um professionellen Unterricht zu nehmen, der mich auf mein Studium vorbereiten konnte“, blickt Wolfgang König zurück. Im Laufe der Zeit professionalisierte sich die Musikpädagogik, Musikschulen zogen in eigene Gebäude. „Aktuell geht die Entwicklung jedoch wieder zurück. Durch die Ganztagsschulen steigt der Druck auf die Kinder, sie haben kaum noch Zeit für kulturelle Aktivitäten“, erklärt König.

Das erste Musical

Seine Frau Veronika te Reh war immer schon vom Musiktheater begeistert. Auf einem Festival in Schwetzingen schauten sich die beiden die deutsche Erstaufführung der ersten modernen Kinderoper „Pollicino“ an. Zurück in Beckum, führten sie das Stück mit der Musikschule auf. „Innerhalb des Verbandes Deutscher Musikschulen ist das eingeschlagen wie eine Bombe. Wir wurden nach Osnabrück zum Musikschulkongress eingeladen.“ Da es zu dieser Zeit keine anderen Stücke gab, schrieben sie kurzerhand selbst eins: „Strubbeltatz“, das daraufhin überall in Deutschland gespielt wurde. Die Medien, unter anderem der WDR, machten Schulfunksendungen und haben mit dafür gesorgt, dass sich die Musicalgeschichte weiterentwickelte.

Nicht nur innerhalb Deutschlands setzt sich das Ehepaar die Musik ein. „Wir sind gut rumgekommen in der Welt. Ein besonderes Projekt war ein Stück mit Kindern aus Bali und Tansania“, so der Komponist. Zwei Jahre dauerte die Vorbereitungszeit, es mussten sprachliche Barrieren, verschiedene Tonsysteme und kulturelle Unterschiede überwunden werden. Nach dem Erfolg des Projektes wurde eine weitere Anfrage vom VDM an Wolfgang König herangetragen: der Aufbau einer Musikschule in Bombay, Indien. „Ich bin dann vier Jahre lang in den Sommerferien in Bombay gewesen und habe die Musikschule dort aufgebaut. Das war sehr interessant.“ Zusammen engagieren sich Wolfgang König und Veronika te Reh seit über 30 Jahren kulturell und sozial in Tansania. „Das ist eine Herzensangelegenheit, für die wir uns in all den Jahren gerne eingesetzt haben“, so der erfolgreiche Musiker.

Musik verbindet

„Wir sind mit Musik aufgestanden und mit Musik ins Bett gegangen“, so Wolfgang König über ihren Lebensstil. „Unser ganzer Freundeskreis bestand nur aus Leuten, die mit Musik zu tun hatten. Anders hätte das gar nicht funktioniert.“ Seine Frau hat eine Gruppe namens „Montags-Werkstatt“, rund 20 Frauen, die für ihre Kinder beim Musiktheater Kostüme kreiert haben. Das hat sich über die Jahre hinweg gehalten. Kontakte, die man in der Musiktheaterbranche knüpft, bleiben meistens lange bestehen.

Als sein Vater noch lebte, ist Wolfgang König oft zurück ins Sauerland gekommen. Zusammen mit seiner Schwester kaufte er damals das Elternhaus, als die Kirche es verkaufen wollte. Nach dem Tod des Vaters verkaufte König das große Haus wieder. Heute ist es eine Pension für Großfamilien mit bis zu 15 Personen. „Wir haben überlegt, ob wir unser Familientreffen nicht auch mal dort machen wollen“, schmunzelt Wolfgang König.