„Musik ist mein Leben“

Foto: privat

Bernward Koch holt sich seine Inspiration aus der Sauerländer Natur

 „Wenn ich nicht schlafen kann, dann arbeitet der Kassettenrekorder in meinem Kopf  und schreibt und komponiert neue Lieder“, erklärt Bernward Koch. 14 Alben hat er  inzwischen rausgebracht, sein letztes, „Becoming“, erschien im Mai diesen Jahres. Seit  vielen Jahren zieht seine Musik Menschen weltweit in ihren Bann.

Geboren wurde Bernward Koch 1957  in Siegen, aufgewachsen ist er auf dem  Dorf im Sauerland und lebt nun in  Wenden. Seine Leidenschaft zur Musik  entdeckte er schon früh. Er spielt Klavier,  Gitarre, Perkussionsinstrumente  und viele andere Instrumente – und  er komponiert. So erfolgreich, dass er  schon seit über 30 Jahren mit amerikanischen  Plattenfirmen zusammenarbeitet. 

Bis dahin war es eine Menge Arbeit,  aber auch etwas Glück gehörte dazu.  Mit zwölf Jahren wurde er Mitglied  im Musikverein, lernte Trompete und  Schlagzeug, mit 15 folgte das Klavier,  mit dem er auch seine Bestimmung  fand. „Das Schlüsselerlebnis, das in mir  den Wunsch reifen ließ, dass ich professionell  Musik machen möchte, hatte  ich tatsächlich hier im Sauerland.“ Um  genau zu sein: 1973 auf der Wendener  Kirmes. Im Sauerland gab es bis dato  zwar traditionell viele gute Musikvereine  und Chöre – nun fanden aber zum  ersten Mal Popkonzerte statt. „Dort  spielten Bands, die machten eine Art  Jazz-Rock, und das absolut professionell“,  erinnert sich Koch. „Das war etwas  vollkommen Neues. Ich musste dafür  nicht nach New York reisen, sondern  konnte das hier im Sauerland erleben.“ 

Bernward Koch begann ein Studium an der Musikhochschule in Köln. „Es fiel mir zwar leicht, aber nach ein oder zwei  Semestern habe ich wieder aufgehört  und mich direkt in der internationalen  Szene weitergebildet. Denn das, was ich  eigentlich wollte, Songs schreiben, Jazz  und improvisierte Musik, konnte man  damals noch nicht studieren. Abgesehen  davon braucht es mehr als eine schulische  Ausbildung, um gute Songs mit  einer eigenen Handschrift zu komponieren  – das ist ein ganz anderer Vorgang.  Man schaue sich nur einmal die Beatles  an.“ 

Es dauerte eine Weile, bis Koch seinen eigenen Stil gefunden hatte. Musikströmungen  Ende der 70er Jahre beeinflussten  ihn: die Gruppe Oregon oder  der Schweizer Musiker Andreas Vollenweider.  „Aber diese Mischung aus Pop,  Klassik, Jazz und Rock, die habe ich  unbewusst gemacht“, stellt Koch fest.  Nachdem er mit einigen Bands bis nach  Moskau tourte, schickte er Ende der  80er Jahre erstmals Demotapes an Plattenfirmen  – und stieß gleich bei mehreren  auf positive Resonanz. „Mir war aber  nicht bewusst, dass meine Plattenfirma  die Musik weltweit vertrieb – und dass  besonders in den USA die Art der Musik,  die ich machte, gerade sehr angesagt  war. Ich traf also einen Nerv.“ Besonders  in Kalifornien wurde sein erstes Album  „Flowing“ rauf und runter gespielt. „Speziell bei den Radiosendern in Los  Angeles und San Francisco lief es gut.  Dadurch bekam ich in den USA einen  Fuß in die Tür. Das Interesse an meiner Musik stieg.“ Er machte weiter, schaffte  es in die Billboard-Charts und mehrfach  in die Vorauswahl für die Grammy  Awards, ein Preis, der als höchste Auszeichnung  in der Musikbranche gilt. Gleichzeitig ist er bereits seit 2016 Teil  der Grammy-Jury. 

Musik heilt 

Es ist nicht immer leicht, seine eigene Musik zu beschreiben: „Meistens lasse  ich sie mir lieber von den Menschen beschreiben,  die sie hören“, erklärt Koch.  „Grundsätzlich ist es aber Instrumentalmusik,  hauptsächlich Klavier, aber auch  Synthesizer, Querflöte, Gitarre oder  Percussion.“ Meditativ und melodiös ist  Kochs Musik und findet dadurch auch  Anwendung in den unterschiedlichsten  Bereichen: beim Yoga oder Wellness,  aber auch dort, wo es um mehr geht, als  um die bloße Erholung vom Alltag. Bei  den Massachusetts Fallen Soldiers wird Kochs Musik ebenfalls eingesetzt. „Dort  gibt es viele Soldaten, die an posttraumatischen  Belastungsstörungen leiden,  wenn sie aus einem Krisen- oder Kriegsgebiet  wieder kommen. Teilweise geht  es diesen Menschen so schlecht, dass sie  sich das Leben nehmen wollen. Die Musik soll ihnen dabei helfen, wieder gesund  zu werden.“ Auch in einem anderen US-Bundesstaat,  in Utah, wird Kochs Musik  im Anti-Stress-Forschungszentrum der Weber State University untersucht und  dort als Entspannungsmusik zertifiziert. 

Musik verbindet 

Obwohl es naheliegend wäre, dass Koch in die USA zieht, wo er doch dort auch  sein Label hat, bleibt er dem Sauerland  treu. Nachgedacht hat er darüber aber  schon. „Ich habe keinen wirklich festen Plan für mein Leben, aber die Inspiration  zu meiner Musik entsteht ja hier in  der Natur vor unserer Haustür. Außerdem  ist durch die Digitalisierung die Welt tatsächlich kleiner geworden. Musik wird heute praktisch an jedem Ort  gestreamt.“ Es sind die sanften Hügellandschaften  des Sauerlandes, die es ihm  angetan haben. Seine Frau ist Flötistin  und spielte bei seinen Produktionen von  Anfang an mit, ebenso wie sein Bruder  an der Gitarre und am Percussion. Auch  der Wohn- und Arbeitsraum, eine alte  Schule auf dem Land, dient als Inspiration.

„Spiele jedes Mal so, als wäre es das letzte  Mal, sagte ein berühmter Jazz-Musiker  einmal. Und das tue ich. Das Feedback  von Fans, das mich erreicht, zeigt mir,  dass ich verstanden werde. Es tut gut  zu wissen, dass man in der Welt gehört  wird“, erzählt der Musiker. „Musik ist  eine internationale Sprache. Meine Musik  wird in Israel genauso wie in Palästina  gehört. Musik kann Brücken bauen. Das  ist heutzutage extrem wichtig“, stellt er  fest. „Die Welt braucht mehr Harmonie  als Spaltung.“

Bernward Koch arbeitet weiter an seiner  Musik, entwickelt Ideen, komponiert  und produziert. „Ich hoffe, dass  es nächstes Jahr etwas Neues gibt und  dass wieder die Möglichkeit besteht,  öffentlich aufzutreten.“ Denn das war  in diesem Jahr aufgrund der Pandemie  schwierig. Nur ein einziges Konzert  konnte Koch in diesem Jahr spielen: die offizielle Eröffnung des Spirituellen Sommers. Da die als Location geplante  Kirche in Wormbach zu klein war,  wurde das Konzert in die St. Alexander  Kirche in Schmallenberg verlegt. „Dort  war genug Platz, auch unter Corona-Bedingungen“,  erinnert er sich. „Sogar die  NRW-Kulturministerin kam kurzfristig  vorbei. Es war einfach ein tolles Erlebnis  an einem herrlichen August-Tag.“  Für Koch bedeutet Musik Leben in all  seinen Facetten, sein Motto: Music gives  wings to a brighter life. Er ist sich sicher,  Musik macht das Leben reicher – „Musik  ist mein Leben.“ 

Das Cover des aktuellen Albums wurde von Kochs Tochter gemalt.
Das Cover des aktuellen Albums wurde von Kochs Tochter gemalt.

Das Album „Becoming“ gibt bei bekannten Streamingdiensten. Außerdem kann die CD im Handel erworben werden:
ISBN 046286100157, 15,99 Euro