Nach langer Renovierung: neues Konzept, Café, Aufzug und massenhaft Ideen
Lennestadt hat mit mehreren Museen und Sammlungen im ganzen Stadtgebiet viel zu bieten, jedes ist ein Unikat. Das Stadtmuseum im ehemaligen Amtshaus in Grevenbrück (erbaut 1910) zeigt sich nun nach längerer Renovierung in neuem Glanz: barrierefrei, hell, modern und mit neuem museumspädagogischen Ansatz. Unzählige Ideen und Pläne werden in naher Zukunft noch umgesetzt.
1993 wurde das Museum auf Initiative des Heimatvereins Grevenbrück gegründet, vorrangig um die Fundstücke der Ausgrabungen rund um die Peperburg in den 1980er Jahren angemessenen präsentieren zu können. Auch Stadtarchiv und landeskundliche Bibliothek fanden dort ihren Platz.
2015/16 sollte das Gebäude von Seiten der Stadt veräußert werden, was in der Bevölkerung, allen voran im Heimatverein Grevenbrück, auf großen Widerstand traf. Schließlich einigte man sich 2018 darauf, einen Antrag auf Förderung durch das „Heimat-Zeugnis“ zu stellen, ein Förderprojekt des Landes NRW, das sich für die Aufarbeitung und Präsentation lokaler und regionaler Geschichte einsetzt. Bedingung war neben der räumlichen Modernisierung auch eine Erneuerung des Ausstellungskonzeptes, da die meisten Exponate und ihre Präsentation seit über 20 Jahren gleich geblieben waren.
Die Projektförderung wurde 2020 mit knapp 1,2 Mio. Euro bewilligt (60 Prozent der Gesamtsumme; 40 Prozent leistet die Stadt), und die Renovierung sollte bis Ende 2021 abgeschlossen sein. Lieferengpässe und Preisanstiege verzögerten den Zeitplan, so dass die Wiedereröffnung erst rund 2,5 Jahre später als geplant stattfinden konnte.
Café und Wollwerkstatt, Pilgermuschel und Kaiser Barbarossa
Die Bibliothek, das Archiv und Magazinräume zur Lagerung von Archiv- und Museumssammlung zogen nach Elspe, um im renovierten Museum auf rund 350 Quadratmeter Ausstellungsfläche alten und neuen Exponaten angemessenen Raum zu geben. Im neuen Anbau findet sich ein kleines Café, daneben ein Raum für wechselnde Sonderausstellungen.
„Die erste Sonderausstellung ist das Lennestädter Fotoalbum“, erklärt Antonia Krihl. „Wir hatten vor einiger Zeit dazu aufgerufen, uns Fotografien von Lennestädtern und Lennestädterinnen zu schicken, die nun hier ausgestellt werden.“
Weitere Bereiche der neuen Ausstellung befassen sich mit der Geschichte der Region vom Mittelalter bis heute. Anschaulich werden Themen wie Verwaltung und Herrschaft, Wirtschaft, Soziales, Krieg und Frieden, Glaube und Zukunft im Lennestädter Raum aufbereitet. Highlights sind Bodenfunde der Peperburg-Ruine, wie die Jakobsmuschel, eine Münze von Kaiser Barbarossa, aber auch die Gründungsurkunde Oedingens und ein Webstuhl aus dem 19. Jahrhundert.
Die Wunschliste ist lang – von Audioguide bis Museumsverein
Der hintere Teil des Gebäudes musste weichen, um einem Aufzug Platz zu machen, der einen barrierefreien Zugang zu allen Etagen für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ermöglicht. Wie sieht es darüber hinaus mit Barrierefreiheit aus?
„Die Wunschliste ist lang, sehr lang“, so Antonia Krihl, Leiterin des Stadtmuseums. „Zwar haben wir bislang schon viel umsetzen können, aber manche Konzepte brauchen eine neue, eigene Projektförderung – wir machen einen Schritt nach dem anderen und die Museumseröffnung ist der nächste große. Neu sind dann großformatige Texttafeln, die gut lesbar sind, und für sehbeeinträchtigte oder fremdsprachige Menschen sind zum Beispiel Audioguides sowie mobile Induktionsschleifen geplant, mit denen Besucherinnen und Besucher durch die Räume geführt werden. Hiervon können auch Führungen für ältere Menschen und Menschen mit Handicaps profitieren. Die Ausstellungen werden also sukzessive verbessert. Die neue Webseite wird barrierefrei gestaltet und Personen mit Beeinträchtigungen können dort besonders angesprochen werden.“
Unter Museumspädagogen, Kulturschaffenden und Betroffenen gibt es in Südwestfalen eine gute Vernetzung. „Wir nehmen an Workshops und Fortbildungen teil, die vom LWL oder der Museumslandschaft Kreis Olpe angeboten werden, um in Bezug auf Barrierefreiheit gut aufgestellt zu sein. So haben wir uns beispielsweise in einem Dunkelrestaurant getroffen, um ein besseres Verständnis für die Wahrnehmung blinder Menschen zu bekommen. Aber auch ganz simple Dinge wie das Aufstellen von Bänken in den Ausstellungsräumen für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen sind ein großer Zugewinn.“
Seit rund fünf Jahren besteht außerdem die Idee eines übergeordneten Museumsvereins, der die vorhandenen Ressourcen bündeln und von den neu geplanten museumspädagogischen Angeboten der Stadt Lennestadt profitieren kann. Die meist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Museen würden eine Plattform bekommen, wo Expertise geteilt, ein Austausch ermöglicht und Exponate der Häuser und Sammlungen im Rahmen eines Sonderausstellungsraumes des Stadtmuseums präsentiert werden können. 43 Lennestädter Orte sollen sich mit einem gemeinsamen Museumsverein repräsentiert fühlen.
Kaleidoskop und Co. – digitale Installationen und Peperburg live
Um gezielt Kinder und Jugendliche für den Besuch im Museum zu begeistern, wurden bereits einige digitale Anwendungen installiert, weitere werden zukünftig noch ausgebaut.
Nach wie vor gibt es speziell für Schulklassen museumspädagogische Angebote wie Mitmachaktionen in der Webstube („Kleine Wollwerkstatt“) und im alten Klassenzimmer („Historische Schulstunde“). Das Museum ist als außerschulischer Lernort über die Initiative „Südwestfalen macht Schule“ anerkannt, die Angebote können von Schulen gebucht werden. Für Kindergartengruppen und Schulklassen werden Rundgänge durch die Ausstellung mit Verbindung einer Begehung der mittelalterlichen Peperburg angeboten, die den Kindern die historische Bedeutung der eigenen Heimat eindrücklich näherbringen.
Das Stadtmuseum ist mehr als nur alte Geschichte in neuen Räumen, es ist ein Stück Heimat zum Anfassen und ein echter Ort der Begegnung.
Weitere Infos:
www.museum-lennestadt.de (demnächst erreichbar)
www.museumslandschaft-kreis-olpe.de
a.krihl@lennestadt.de, Tel.: 02723/608 401