Mobilität 2030 birgt enormes Potenzial

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Mobilitätswende als Herausforderung und Chance: Menschen müssen überzeugt werden

Die Mobilität gilt als eine der zentralen Herausforderungen unserer Zukunft. E-Mobilität, automatisiertes Fahren, Carsharing, E-BikeBoom oder intelligente, digitale Vernetzung unterschiedlicher Angebote zeigen einige Tendenzen, wohin der Aufbruch in ein neues, multimobiles Zeitalter, das ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte integriert, geht. Es zeichnet sich ab, dass die Mobilität 2030 enormes Potenzial birgt – mit der Digitalisierung als Innovationsmotor. Wichtig ist es, die Menschen an der „Evolution der Mobilität“ zu beteiligen und sie zu überzeugen, dass sie von den neuen und nachhaltigen Modellen profitieren. „Die Mobilitätsangebote werden vielfältiger und flexibler, der Verkehr emissionsärmer“, erklärt Jörg Maaß, beim Hochsauerlandkreis im Fachdienst Strukturförderung und Regionalentwicklung zuständig für Mobilität. „Es wird ein spannender Prozess.“

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Als Prämisse für diesen Prozess gilt es, einen ganzheitlichen Blick auf die Mobilität zu werfen. „Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen“, so Maaß. Bei der Mobilität geht es nicht nur um die Möglichkeit, sich von einem Ort zum anderen bewegen zu können, sondern auch um soziale Teilhabe und Freiheit des Einzelnen, um Lebensqualität sowie gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und ländlichen Regionen. Mobilität mit einer klimafreundlichen, modernen und leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur ist eine der Grundvoraussetzungen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, besonders für den starken Wohn-, Wirtschafts- und Tourismusstandort Sauerland, natürlich auch für die ebenso breit aufgestellte Hellweg-Region.

Soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit

Die Kommunen vor Ort müssen diesen Prozess, den Bedürfnissen der Menschen entsprechend, gestalten und begleiten. Der Kreistag des Hochsauerlandkreises hat 2019 den Nahverkehrsplan 2019–2023 beschlossen. „Das Leitbild zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote stellt die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt“, heißt es. Der Erhalt und die langfristige Sicherung des ÖPNV-Angebots in seiner Grundstruktur wurden als vorrangiges Ziel formuliert. Zudem sollen weitere Möglichkeiten zur Entwicklung des Mobilitätsangebotes, die über 2023 hinausgehen, untersucht werden, wie der Ausbau der Mobilstationen, die Nutzung der Digitalisierung zur Fahrgastinformation und für den Ticketverkauf oder die Einführung eines Qualitätsmanagements. Der Kreis Soest hat seinen Nahverkehrsplan 2018 auf den Weg gebracht, der Kreis Olpe zwei Jahre davor.

Der Tenor in allen drei Kreisen: soziale und umweltverträgliche Gestaltung des täglichen Verkehrs, Ausbau des ÖPNV sowie Sicherstellung der Mobilität der Menschen zum Erhalt der Lebensqualität und Attraktivität der Wirtschaftsstandorte. Auch die Städte sind aktiv: Soest hat 2016 einen Verkehrsentwicklungsplan verabschiedet, Arnsberg arbeitet mit einem „Masterplan Mobilität 2030“ als Klimaschutz-Teilkonzept. Die Stadt Olpe hat die Vision „Olpe 2030“ als Smart City entwickelt. Umwelt, Mobilität und Wirtschaft spielen eine bedeutende Rolle. Olpe als Pionierstadt entwickelt zudem gemeinsam mit Arnsberg, Bad Berleburg, Menden, Olpe sowie der Südwestfalenagentur das Modellprojekt „Smart Cities, 5 für Südwestfalen“.

Digitalisierung spielt bedeutende Rolle

Zukunftsforscher sind sich einig, dass die Mobilitätszukunft umweltverträglich, elektrisch, vernetzt und automatisiert sein wird. Die Digitalisierung spielt dabei eine bedeutende Rolle und eröffnet neue Potenziale. Das bisher stark habitualisierte werde sich zu einem multimodalen Verkehrsverhalten entwickeln. Das gelte vor allem für junge Menschen. „Die digitalen Angebote werden vielfältiger und flexibler, hoffentlich auch einfacher“, so Jörg Maaß. „Vor allem die junge Generation ist dafür offen.“ Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die noch für dieses Jahr geplante Einführung des „eTickets NRW“ für den ÖPNV. Mit diesem landesweiten „eTarif NRW“ checkt der Fahrgast via Smartphone beim Einstieg in Bus oder Bahn ein und beim Aussteigen selbst oder automatisch wieder aus. Der Preis wird nach dem Ausstieg mit einem Grundpreis und den Luftkilometern zwischen Start und Ziel berechnet. Mit dem E-Tarif, der die bisherigen Tarife ergänzt, entfällt die umständliche Suche nach einem Anschluss-Ticket für die Weiterfahrt in den Bereich des jeweiligen anderen Verkehrsverbundes.

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Im Mittelpunkt der Diskussion steht das Auto. Jungen Menschen gilt es zunehmend nicht mehr als Statussymbol. Carsharing werde auch in ländlichen Regionen an Bedeutung gewinnen, heißt es. „So ganz lässt sich der Individualverkehr mit dem Auto aber nicht ausbremsen“, sagte Landrat Dr. Karl Schneider auf der Europäischen Mobilitätswoche im September 2019 in Meschede. „Dafür stellt der Hochsauerlandkreis als Flächenkreis mit seinem hohen Mobilitätsbedarf, als Wirtschaftsstandort und als Naherholungsregion zu hohe Anforderungen.“ Und wie sieht es mit dem ersten autonomen Fahrzeug im Sauerland und in der Hellweg-Region aus? Professor Dr. Christian Kutzera von der FH Südwestfalen sieht „das Jahr 2025 für haltbar. Beim autonomen Fahrzeug soll zunächst das Level 3 von insgesamt 5 auf den Straßen verfügbar sein“. Beim Level 3, dem hochautomatisierten Fahren, übernimmt die Autotechnik viele Funktionen. Bei Gefahr oder Systemausfall kann der Fahrer eingreifen.

Die neue Mobilität bedeutet auch einen Modernisierungsschub.

Die neue Mobilität hat ihren Preis und erfordert erhebliche Investitionen. „Die Energie wird teurer, Mobilität kann ohne Energie aber nicht laufen“, erklärt Maaß. Ausbau der Radwegenetze, Umrüstung der Busse auf E-Mobilität, Ertüchtigung und Elektrifizierung des Schienennetzes für Züge, die nicht mehr mit Diesel fahren: Diese Maßnahmen stehen u. a. auf der Investitionsagenda und bedeuten einen Modernisierungsschub, der auch die Wirtschaft ankurbelt. Bei der Entwicklung der künftigen Mobilität müssen auch Tendenzen und Bewegungen betrachtet werden, die die Corona-Pandemie offengelegt hat. Wie sieht es mit der demografischen Entwicklung aus? Corona hat einen Trend zur „Landliebe“ verstärkt und den ländlichen Regionen mögliche neue Chancen eröffnet. Kann zudem durch das verstärkte Homeoffice der Pendlerverkehr eingeschränkt werden? Entstehen entsprechende neue Arbeitswelten? Kann der Fachkräftemangel besonders bei den Busfahrern entschärft werden? Wie entwickeln sich die Innenstädte, die durch Corona arg gebeutelt sind? Wie sieht es künftig mit den heimischen Tourismusregionen aus? Eröffnen sich angesichts der Tatsache, dass der internationale Flugverkehr in Turbulenzen geraten ist, neue Chancen für die heimischen Naherholungsgebiete? „Diese Tendenzen müssen bei den Planungen berücksichtigt werden. Zudem ist der Hochsauerlandkreis mit seinen unterschiedlichen Einwohner-Schwerpunkten nicht homogen“, betont Maaß. „Die Angebote müssen der jeweiligen Region angepasst werden.“ Für Maaß wird der Weg zur Mobilität 2030 eine „spannende Zeit“. Landrat Dr. Karl Schneider sieht im HSK „einen auf Maß und Mitte basierenden Weg zu einem erweiterten ÖPNV“. Ein Olper Bürger hat folgende Vision: „Olpe wird durch alternative Verkehrsmittel mehr Lebensqualität erhalten. Es wird eine mobile Stadt in Form von elektrischen Bussen und Shuttlen oder Ähnlichem. Dörfer sowie diverse Sehenswürdigkeiten rund um den Biggesee werden an Olpe angeschlossen sein.“