Mittelalterfreunde mit Anspruch und Humor

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

Freie Ritterschaft von Ense 

Die Freie Ritterschaft von Ense ist eine Interessensgemeinschaft von rund 15 Männern und Frauen, die ihre Leidenschaft für das Mittelalter miteinander teilen. Gegründet wurde die Gruppe von Michael Bartloff. Auslöser für seine Leidenschaft war der eher zufällige Besuch eines Mittelaltermarktes vor vielen Jahren. „Dort habe ich mir – ganz Kind im Manne – ein Schwert gekauft“, erzählt der 50-Jährige. „Irgendwann dachte ich mir: Das Schwert ist viel zu schade, um nur an der Wand zu hängen. Du musst irgendetwas damit anfangen.“ Daraufhin hat er sich nach Mittelaltergruppen in der Umgebung umgeschaut und ist einer Gruppe in Lippstadt beigetreten, um den Schwertkampf zu erlernen. 

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

Teilnahme an Mittelaltermärkten in der Region 

Daraus ist 2005 die Freie Ritterschaft von Ense entstanden, die ihr Marktlager regelmäßig auf Mittelaltermärkten im Umkreis von rund 100 Kilometern aufschlägt. Das Lager umfasst mehrere authentische Zelte aus Naturleinen, eine Koch- und Feuerstelle, einen überdachten Essbereich mit hölzerner Tafel und natürlich das Waffen- und Rüstungslager. Das Lagerleben wird so wie vor 800 Jahren praktiziert. 

Besonders prachtvoll präsentiert sich des Grafen Zelt, das mit einem Steckbett, einem Tisch, mehreren Reisetruhen, Fellen und Lampen ausgestattet ist und die gräflichen Waffen und Rüstungen beherbergt. In ihm nächtigt Graf Wilhelm Konrad von Ense, der von Michael Bartloff verkörpert wird. Die fiktive Figur ist stark an Conrad von Ense angelehnt, den Stammesvater des Rittergeschlechts von Ense. Das Geschlecht ist bereits 1250 urkundlich erwähnt und ihre Angehörigen waren Vasallen der Grafen von Werl. 

Bartloff erkundigte sich seinerzeit bei der Kirche über die Adelsgeschlechter in der Region und erhielt vom Niederenser Pastor Josef Dohmann persönlich die Genehmigung, den Namen Wilhelm Konrad von Ense zu tragen, weil es heute keine wirklichen Nachfahren mehr gibt. 

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

Mittelalterlicher Charaktere mit historischem Bezug 

Um dem echten Grafen nicht zu nahe zu treten, nennt er sich Wilhelm Konrad. Auch wenn alle Vorkommnisse, die im Zusammenhang mit der Figur geschildert werden, auf realen Ereignissen beruhen, erfolgt die Darstellung des fiktiven Grafen letztlich nach eigenem Ermessen. Ähnlich ist es auch bei den anderen Mitgliedern der Ritterschaft, die alle einen Charakter verkörpern. 

Freiherr Hermann von Ense zum Beispiel ist der fiktive Bruder von Wilhelm Konrad und nimmt die absolute Gegenrolle zum raffgierigen Grafen ein, der dem schimmernden Gold weitaus stärker zugetan ist als den notleidenden Untertanen. Hermann ist zweifelsohne der bessere Kriegsherr – fachlich und menschlich –, hat jedoch das Pech nur der Zweitgeborene zu sein. Und so existiert zwischen den adeligen Brüdern ein permanentes Schauspiel, das von Hohn und Spott, Intrigen und Kontroversen geprägt ist. 

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

Bartloff findet große Freude an seiner unterhaltsamen Rolle als eingebildeter und rechthaberischer Snob – wie man heutzutage sagen würde. Auf Mittelaltermärkten spielt die Gruppe beispielsweise Hexenprozesse und Diebesverfolgungen nach. Ein Langfinger schlendert durch die Stände, stiehlt und ergreift die Flucht. Der eingeweihte Händler brüllt lauthals los und verfolgt den Dieb mit einem riesigen Kochlöffel. Die Marktwachen schnappen sich den Räuber und führen im den Grafen vor. Der Prozess wird vorbereitet, der Dieb muss zu Gericht sitzen und wird schließlich verurteilt. 

Als das wird immer mit einem Augenzwinkern gespielt und ist deshalb umso unterhaltsamer. Wenn Wilhelm Konrad von Ense die Steuern von den Händlern eintreibt, die jeden zehnten Taler abdrücken müssen, wird gern auch mal der Bezug zur heutigen Mehrwertsteuer hergestellt. „Wir wollen die Menschen für das Thema begeistern und das funktioniert mit Unterhaltung weitaus besser als mit trockener Geschichte“, sagt Bartloff. 

Aufwendige Gewänder und originalgetreue Requisiten 

Dabei nimmt die Freie Ritterschaft von Ense ihr Hobby durchaus ernst. Wer einen höheren Stand einnehmen will, muss die Grundvoraussetzungen dafür mitbringen, indem er zum Beispiel Fechten kann und die damalige Ausdrucksweise beherrscht. All das kann man aber in der Gruppe lernen. So hat sich ein Mitglied innerhalb von vier Jahren vom einfachen Soldaten zum ersten Ritter entwickelt. Dazu gehört auch, dass man sich die notwendige Bekleidung und Ausrüstung beschafft. Das sind keine profanen Kostüme, sondern authentische Gewänder, die ihrem historischen Vorbild sehr nahe kommen. 

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

So ließ sich die Ritterschaft von einem Gewandungsschneider zum Beispiel Wappenröcke anfertigen, die an ihr Wappen angelehnt sind. Dieses wiederum ist nicht das Wappen von Ense, das ein Hoheitszeichen ist und deshalb nicht verwendet werden darf. Es handelt sich vielmehr um das Familienwappen der Familie Busche, der Michael Bartloff angehört: „Meine Großeltern hießen noch Busche. Es ist das private Ritterwappen meiner Familie, das ich in der Ritterschaft wieder zum Leben erweckt habe.“ 

Auf den Märkten bietet die Freie Ritterschaft Mittelalter zum Anfassen. Die Besucher dürfen sich Zelte, Rüstungen und Waffen nicht nur anschauen, sondern auch ausprobieren. Das kommt vor allem bei Kindern gut an, die gern mal in eins der Kettenhemden schlüpfen. Zumindest soweit sie das Gewicht von bis zu 45 Kilogramm tragen können. Corona-bedingt konnte die Ritterschaft ihr Hobby in den letzten Monaten nur sehr begrenzt ausüben. „Wir stehen in den Startlöchern und sind wieder auf Märkten präsent, sobald es möglich ist“, sagt Bartloff hoffnungsvoll. 

Quelle: Freie Ritterschaft von Ense

Grußwort des Grafen von Ense 

Seyd gegrüßt, wertes Volk und fühlet Euch willkommen.  

Von Ense kommen wir daher, doch jeder darf mit uns im Bunde stehen und uns auf unseren Wegen begleiten. Ein jeder, gleich welchem Standes, sey uns willkommen. Kein Obulos wird von Euch verlangt, keine Lehe, keine Zeche. Gemeinsamkeit ist das was zählt, um alte Tage zu neuem Glanze führen. All Jene, die zu uns gefunden, das magische Portal durchschritten haben, seyd gewiss, Ihr habt unsern Dank. Im Besondren Jene von einst, die uns aufs Neue die Treue boten. Euch sey gesagt: Mit Euch an unserer Seite, wird selbst die größte Armee das Felde räumen. Die Zweifler, die sich nicht wagen und um Gottes Beistand fragen: Schreibt die Formel ritterschaft.ense@web.de in einen Zauberkasten und nennt Euer Anliegen. Eine geistreiche Antwort sey Euch gewiss. 

Auf bald, 
Euer Graf Wilhelm Konrad von Ense