Mit Windrädern das Klima retten?

Widerstand gegen Windräder

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Der Vorstand vom Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V. hat uns den folgenden Leserbrief geschickt. Die WOLL-Redaktion diskutiert schon seit einiger Zeit die Planungen von Windindustrieanlagen auf den Höhen unserer Sauerländer Berge sehr intensiv. Dabei wird der Bau und die Nutzung von regenerativen Energiequellen von allen positiv gesehen. Es gibt keine „Windkraftgegner“. Wogegen wir uns als Sauerländerinnen und Sauerländer aber mit allem Nachdruck wehren, ist der Versuch und die fortschreitende Vorplanung und Planung, gigantische Windindustrieanlagen auf unseren einzigartigen, sanften Bergrücken errichten zu wollen. Der Hochsauerlandkreis leistet mit unzähligen Windindustrieanlagen im Osten des Kreises, in den Gemarkungen der Städte Brilon und Marsberg einen erheblichen Beitrag für die Erzeugung regenerativer Energie. Auch zeigen Photovoltaik-Anlagen in dafür bestens geeigneten Feldern (z.B. Meschede, Nähe Autobahn), wie auch ein Flächenkreis seinen Beitrag für die Energieversorgung unseres Landes leisten kann. Eine zusätzliche Versiegelung, Verspargelung und Beschädigung des einzigartigen Landschaftsbildes unserer Heimat steht daher in keinem Verhältnis zu dem genannten Nutzen. Bei aller Befürwortung der Windenergie sollten auch jeweils die notwendigen Eingriffe in die Naturlandschaft und die Langzeitfolgen für das Landschaftsbild und das Wohlgefühl der hier lebenden Menschen und der Gäste in die Entscheidungen einbezogen werden. Es darf unserer Meinung nicht sein, dass der Bau von Windindustrieanlagen gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung in bisher unverbaute, einzigartige Naturlandschaften erfolgt. Als Bewohner dieses Fleckchens Erde sollten wir alle über solche „Denkmäler“ ausgiebig und anständig diskutieren. Bevor es zu spät ist.

Leserbrief

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Immer wieder wird das Wort Klimaschutz in einem Atemzug mit der Reduktion von CO2 und einem forcierten Ausbau der Windenergie gebraucht. Die dank einer exzellenten Lobby-Arbeit seitens der Projektierer und Betreiber hochgepriesene Windenergie kann jedoch keine tragende Säule unserer „Energiewende“ werden. Grafiken für das erste Halbjahr 2021 verdeutlichen, dass mit Windenergie keine sichere Stromversorgung für ein Industrieland wie Deutschland erreicht werden kann. Das erste Halbjahr war sehr windstill und somit erreichte die Windeinspeisung Onshore bezogen auf die installierte Leistung Durchschnittswerte von deutlich unter 5%. Die in Deutschland aktuell installierte Leistung alleine an Windenergie würde zur Stromversorgung fast ausreichen, wenn ein entsprechender Wind weht. Wenn allerdings eine geringe Windhöffigkeit besteht, wird auch eine Verdopplung der Windräder keine ausreichende Stromversorgung darstellen, denn belastbare und entsprechend große Speicher wurden bisher noch nicht entwickelt.

Deutschlands CO2-Ausstoß hat im Jahr 2020 ca. 0,740 Mrd. Tonnen betragen, der weltweite ca. 37 Mrd. Tonnen. Innerhalb Deutschlands produziert die Energiewirtschaft ca. 40% des schädlichen CO2. Selbst wenn wir nun innerhalb des Energiesektors CO2 neutral werden, würde sich dies nur marginal auf den weltweiten CO2-Ausstoß auswirken. Vermutlich würden aber viele Industriebetriebe aufgrund der gestiegenen Kostensituation ins Ausland abwandern, so dass dann dort mehr CO2 ausgestoßen wird. Der jetzige politische Kurs würde unsere Wirtschaft schwächen und Arbeitsplätze vernichten, unsere Natur industrialisieren und gefährdete Tierarten dezimieren, aber nicht im Geringsten das Klima verändern.

Der positive Einfluss des Waldes bzw. generell unserer Natur auf unser Klima gerät in der aktuellen Diskussion völlig unter die (Wind)Räder. Der Wald und genauso der Wald- und Wiesenboden und die dazugehörigen Pflanzen besitzen die natürliche Fähigkeit, klimaschädliches CO2 zu speichern und so der Atmosphäre zu entziehen. So kann ein ha Wald ca. 10 bis 12 Tonnen CO2 speichern. Daher ist es umso wichtiger die Forstwirte zu unterstützen (auch mit staatlich finanzierten Hilfen), damit sie strukturreiche Wälder anpflanzen und Wälder aufforsten, wo der Borkenkäfer Fichtenwälder zerstört hat. Es widerspricht somit dem Klima- und Umweltschutz, dass Wälder gerodet werden bzw. nicht wieder aufgeforstet werden, um Windräder zu errichten.

Gerade Waldgebiete stellen für Fledermäuse, diverse Vogelarten und lärmempfindliche Wildtiere wie die Wildkatze bedeutende Lebensräume dar. Diese werden durch den Ausbau der Windenergie in Waldgebieten signifikant zerstört bzw. massiv verkleinert. Große noch zusammenhängende Waldgebiete werden durch den Bau von Windrädern zerschnitten, wodurch es zu einer Verschlechterung der artenspezifischen Habitatqualität kommt. Gerade das Vorkommen von Rotmilan und Schwarzstorch ist aufgrund des landesweiten schlechten Erhaltungszustandes besonders zu schützen.

Der Wald hat zudem noch die wichtige Funktion des Boden-Erosionsschutzes z.B. bei Starkregen. Der Boden besitzt die Fähigkeit, auch größere Mengen Wasser aufzunehmen und verhindert zudem durch den Bewuchs, dass Schlamm- und Gerölllawinen entstehen und so ganze Ortschaften verwüstet werden. Eine versiegelte Fläche kann kein Wasser aufnehmen, das Wasser kann ungehindert talabwärts schießen und so zu einer Katastrophe führen. Für den Bau eines Windrades wird eine Fläche von ca. 5000 m² dauerhaft versiegelt und es müssen stark verdichtete und geschotterte Zufahrtswege angelegt werden. Auch auf diesen Wegen kann das Wasser bei Starkregen ungehindert talabwärts schießen. Bei einem Niederschlag von 100 l/m² können in einem Windpark somit schnell mehrere 1000 m³ Wasser nicht mehr oder nur bedingt im Erdreich versickern. Daher ist es sicherlich sinnvoller, Gelder in die Wiederaufforstung, den Hochwasser- und Katastrophen-schutz zu investieren, als den Betrieb von Windkraftanlagen in dem aktuellen Umfang zu subventionieren.

Aus Klimaschutzgründen ist es eine Pflicht unserer Landes- und auch der Bundesregierung, per Gesetzt den Bau von Windrädern in Wäldern zu verbieten, ein Gesetzt wie es Thüringens Landesregierung bereits im Dezember 2020 verabschiedet hat – und das mit einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung.

Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V.

Der Vorstand